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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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zum ersten Mal an dieser Stelle stand.
    In einem hinteren Winkel ihres Gedächtnisses tauchte das Bild von lachenden, spottenden Kindern auf. Sie hörte das Weinen eines kleinen Mädchens, fühlte den Stich der Demütigung. Ein Name stieg in ihrer Erinnerung auf, flüchtig nur, zu viele Jahre entfernt, um ihn klar zu erkennen. Sie versuchte, den Namen zu verstehen, den ihr die Stimme ihres Gedächtnisses zuflüstern wollte, doch dann trat ein dunkelhaariger Mann aus dem Wohnturm und brachte ihn ihr zurück.
    »Schön, schön«, sagte er lächelnd, während sein Blick über die Gruppe schweifte und sich mit einem begierigen Leuchten auf die beiden Frauen heftete. »Willkommen auf Droghallow, Myladys.«
    Isabels Herz tat einen Satz. Natürlich kannte sie diesen Ort.
    Droghallow.
    Wie konnte das sein? Sie betrachtete den vornehm gewandeten Edelmann, der vor ihr stand. Er war schlank gebaut und trug einen edlen, pelzbesetzten Mantel, eine dunkelblaue Tunika und Beinlinge in derselben Farbe. An seinem lüsternen Lächeln und den verschlagen blickenden Augen erkannte sie den Tyrannen, dem sie an ebendieser Stelle vor zehn Jahren begegnet war: Dominic of Droghallow. Was hatte er mit ihr vor?
    Doch eine entsetzlichere – hundert Male schlimmere – Erkenntnis ließ sie den Blick von dem schändlichen Earl abwenden und auf den Mann richten, den er geschickt hatte, um seine ruchlose Tat auszuführen. Den Mann, der für die Verminderung ihrer Eskorte und ihre Entführung verantwortlich war.
    Den Mann, an den sie durch ein kurzes Stück Lederband gefesselt war.
    »Griffin?«, fragte sie fassungslos und schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, das glaube ich nicht.«
    Als sie ihn nun anblickte, wunderte sie sich indes, dass sie ihn nicht gleich erkannt hatte. Im hellen Morgenlicht stellte sie fest, dass er sich kaum verändert hatte, wenn sie einmal davon absah, dass der edelmütige Junge, den sie kannte und fast ein Jahrzehnt lang wie einen Helden verehrt hatte, nun in der Tat derselbe Mann war, der sie einiger läppischer Silbermünzen wegen der Gefangenschaft auslieferte. Ihr Herz zerbrach, als sie zu ihm aufsah. Die atemberaubenden grüngoldenen Augen, an die sie sich stets voller Zuneigung erinnert hatte, waren immer noch so schön wie damals, jedoch wirkten sie kälter. Bei der Nennung seines Namens wandte er ihr den funkelnden Blick zu, doch keine Freundlichkeit, kein Charme blitzte darin auf, sondern etwas, das sie nicht zu deuten wusste. Etwas Kaltes und Gefährliches.
    »Griffin of Droghallow«, stieß sie entsetzt hervor. »Du bist es tatsächlich.«

4
    »Du erinnerst dich nicht mehr an mich«, sagte Isabel. Eine absurde Bemerkung, wenn man bedachte, dass sie an ihn gefesselt war; eine Gefangene, entführt aus Gründen, die sie sich nicht vorzustellen wagte.
    Er schwieg. Seine Brauen bildeten einen grimmig wirkenden Bogen, und in seinen Augen spiegelte sich vage Verwirrung, in die sich, so dachte sie, auch ein Hauch von Verärgerung mischte, weil ihm nicht einfiel, woher sie sich kannten. Wortlos schnitt er die Fessel durch, während Dominic die Treppen herunter in den Burghof stieg. Lächelnd kam der dunkle Lord von Droghallow auf Isabel zu, die sich dafür verwünschte, weil sie sich derart verletzt fühlte.
    »Nanu, haben wir hier etwa ein weiteres gebrochenes Herz?«, fragte Dom lachend. »Mein Stiefbruder versteht es, das schöne Geschlecht zu bezirzen. Ihr seid gewiss nicht das erste Küken, das er vergessen hat.« Sein abschätzender Blick glitt über Isabel, bevor er zu Felice schweifte. »Welche von Euch hübschen Damen ist wohl mit Sebastian of Montborne verlobt?«
    »Sie«, antwortete Felice eifrig mit dem Finger deutend.
    Dom wandte sich Isabel zu und hob die Brauen. »Ausgezeichnet«, bemerkte er süffisant. »Ihr werdet mich zu einem sehr reichen Mann machen, Mylady.«
    »Es sollte mich wohl nicht überraschen, dass Ihr hinter alldem steckt«, sagte Isabel, nicht willens, sich von Doms zur Schau gestellter Arroganz einschüchtern zu lassen. »Der Erbe von Droghallow war schon immer ein schändlicher Tyrann ohne jegliches Ehrgefühl. Da verwundert es kaum, dass er so tief sinkt, sein Vermögen mit Brautraub und erpresserischen Lösegeldforderungen zu machen.«
    »Lösegeldforderungen?« Dom lachte. »Ich kann Euch versichern, ich hege keinerlei Interesse daran, mich mit solch niederen Dingen abzugeben. Es soll genügen, wenn ich erwähne, dass jemand von großem Einfluss es aus nur ihm bekannten Gründen

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