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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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auf sich. Sie wartete darauf, dass er das Zeichen ihrer Schwäche ausnutzte, war sich sicher, dass er Blut geleckt hatte und diese Gelegenheit, ihre Gefühle zu verhöhnen, nutzen würde, doch er schaute sie nur stumm an. In seinem Blick lag nun kein Hohn mehr, keine Belustigung auf seinen Lippen. Stattdessen nahm sie in seinen harten Zügen ein seltsames Mitgefühl wahr, einen abwesenden Blick, der verriet, dass er wusste, was sie fühlte. Dass er sie irgendwie verstand.
    Isabel wand sich unter seinem Gewicht, während er in stummes Grübeln verfiel, und schalt sich verrückt, weil sie glaubte, dieser Schurke könne wissen, was Herzeleid bedeute. Vermutlich wurde er nur allmählich seines Katz-und-Maus-Spiels müde. Vielleicht war er ja so von ihr gelangweilt, dass er sie doch noch freilassen würde.
    »Bitte«, sagte sie, »könnt Ihr mich nicht einfach gehen lassen?«
    Er schob ihren verrutschten Schleier zur Seite und blickte sie eine lange Weile nachdenklich an, schien sich förmlich an ihrem Anblick zu laben. »Ich verstehe, warum er Euch gewählt hat«, sagte er schließlich. »Jeder Mann, der Augen im Kopf hat, würde gewiss ein königliches Lösegeld für eine Frau wie Euch zahlen.«
    Seine beunruhigende Bewunderung jagte ihr Angst ein, aber ihr Verstand richtete sich auf seine andere verwirrende Offenbarung. »Wer hat mich gewählt? Wollt Ihr damit etwa sagen, Ihr wurdet eigens ausgeschickt, um mich zu entführen?« Das ergab keinen Sinn. Besonders weil Felice, die schön war und zudem über Einfluss verfügte, ebenfalls entführt worden war. »Das verstehe ich nicht«, sagte Isabel verwirrt. »Wer würde mich entführen lassen wollen? Ich bin keine bedeutende Persönlichkeit. Die Tochter eines …« Sie schluckte das hässliche Wort hinunter, das ihr auf der Zunge gelegen hatte, um ihren abtrünnigen Vater zu beschreiben. Seine Tat einzugestehen, verursachte ihr immer noch einen tiefen, brennenden Schmerz. »Ich bin ein Niemand.«
    Ihr Entführer zuckte mit den Schultern. »Vielleicht unterschätzt Ihr Euren Wert, Mylady.« Er strich mit dem Handrücken über ihre Wange, eine unerwartete und überraschend sanfte Berührung, die ihren Puls nicht hätte schneller schlagen lassen sollen, außer vor Angst oder Abneigung.
    »Wenn Ihr Geld wollt«, flüsterte sie mühsam, »werde ich dafür sorgen, dass Ihr belohnt werdet. Ich gebe Euch mein Wort. Lasst mich einfach gehen. Lasst uns beide gehen, Felice und mich.«
    »Das kann ich nicht«, sagte er. Plötzlich schien jegliche Sanftheit, die er vorher gezeigt haben mochte, verschwunden. Er erhob sich von ihr, kniete sich hin und zog sie am Handgelenk hoch.
    »Für wen könnte meine Entführung schon von Nutzen sein?«, fragte sie beharrlich. »Welchen Nutzen habt Ihr davon?«
    Er verharrte einen kleinen Augenblick. In seinen starken Fingern schien ihre Hand förmlich zu verschwinden. Seine kühlen grünen Augen trafen ihren besorgten Blick und hielten ihn fest. Sein Lächeln war alles andere als beruhigend. »Welchen Nutzen Ihr für den Mann habt, der Euch entführen ließ, kann man nur raten, Demoiselle . Für mich indes bedeutet Ihr eine fette Belohnung. Groß genug, damit ich ein neues Leben beginnen kann – weit weg von alldem hier.«
    Er spuckte das letzte Wort wie einen Fluch aus und reckte ihr das Kinn entgegen. Isabel war sich nicht sicher, ob sein Zorn ihr galt oder sich und dem Verbrechen, das er beging. Sie hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn im nächsten Moment zog er sie mit sich hoch und bellte seinen Männern den Befehl zu, das Lager aufzulösen und aufzusitzen. Kurz darauf machten sie sich auf den Weg, einen Weg, den er gut zu kennen schien.
    Einen Weg, der zu Isabels Unbehagen viel zu bald ein Ende finden würde.
    Wenige Stunden später ragte ihr Ziel vor ihnen auf, eine große Burg auf einem hohen Berg. Der Furcht einflößende Ort erhob sich aus dem Morgennebel wie aus einem Traum, einem Albtraum aus dunklen Steinmauern und kalten Schatten. Die Furcht erfasste Isabel bis ins Mark, während sie, Felice und ihre gedungenen Entführer sich der Zugbrücke näherten. Ein Schauer nackter Angst überlief sie, als sie die schweren Tore passierten und in die Mitte eines großen Innenhofs ritten. Nachdem sie abgestiegen waren, standen Isabel und Felice wie Vieh, das zur Schlachtbank geführt wird, gefesselt neben ihren Entführern.
    Sie betrachtete den Turm und die angrenzenden Wirtschaftsgebäude und hatte das Gefühl, dass sie nicht

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