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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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nun sein schlimmstes Ausmaß annahm.
    Welches Schicksal Dom auch für sie im Sinn hatte, aus welchen Gründen er sie entführt haben mochte – und für wen –, eines wusste Isabel mit Sicherheit: Ihr Leben war so gut wie vertan. Und ausgerechnet Griffin hatte sie diesem Schicksal ausgeliefert. Diese Tatsache war zu schrecklich, um darüber nachzudenken, zu angsteinflößend wahr, um sie zu akzeptieren.
    Sie hörte schwere Schritte vor ihrer Tür und erhob sich von der dünnen, mit Federn gefüllten Matratze. Der Wächter, den Dom vor ihrer Tür postiert hatte, grüßte den Ankömmling mit einem Lachen und freundlichen Worten.
    »Willst wohl Doms Angebot annehmen?«, fragte er anzüglich. »Ich hätte es gewiss auch nicht abgelehnt.«
    »Halt’s Maul und öffne die Tür«, befahl der Besucher schroff. Seine Worte klangen verwaschen, und die Zunge schien ihm schwer vom Alkohol.
    Es war Griffin, wie Isabel entsetzt bewusst wurde. Ein Schauer der Fassungslosigkeit kroch ihr über den Rücken, als der Riegel zurückgeschoben wurde und die Tür zur Kammer aufschwang. Unschlüssig, was sie tun sollte, zog sie sich in die Ecke zurück, in der das Bett stand, wohl wissend, dass sie sich nirgendwo verstecken konnte und es keine Möglichkeit zur Flucht gab.
    »Ihr habt Besuch, Mylady«, sagte der Wächter lachend.
    Er trat zur Seite, und Griffins Gestalt füllte den Türrahmen ganz aus. Nun, da sie ihn in diesem neuen, wahreren Licht sah, erschien er ihr noch größer, grimmiger und bedrohlicher als zuvor. Sein dunkler Mantel schwang um seine muskulösen Waden, als er über die Schwelle trat. Die Sporen an seinen Stiefelabsätzen glänzten im Fackellicht, das aus dem Korridor zu ihnen ins Zimmer fiel. Wild und animalisch wirkend, mit hartem Glanz in den Augen, musterte er Isabel über die kurze Entfernung, die sie voneinander trennte. Sein vom Wind zerzaustes sandfarbenes Haar fiel ihm in wilden Locken in die Stirn und auf die Schultern. Sein Mund wirkte wie gemeißelt, er war zu einer grimmigen, entschlossenen Linie zusammengepresst, seine kantigen Züge wirkten verschlossen und unerbittlich.
    Selbst aus der Entfernung, mit den getrockneten Binsen unter ihren Schuhen, die Beine eng an das Bett gepresst, spürte sie die Entschlossenheit, die von ihm ausströmte. Himmel hilf! Sie sah einen Mann vor sich, der fähig und überzeugt davon war, das zu bekommen, was er begehrte. Sie schluckte schwer und machte einen zaghaften Schritt nach links.
    »Lass uns allein«, wies er die Wache an.
    Ob seines ruhigen Tons zuckte Isabel zusammen. Gleich darauf schloss sich die Tür mit leisem Ächzen und besiegelte Isabels Schicksal. Sie fühlte sich ebenso verloren wie der hilflose Daniel in der Höhle des Löwen.
    »Was wollt Ihr?«, fragte sie mit furchtvoll erhobener Stimme. »Warum seid Ihr gekommen?«
    »Pst«, zischte Griffin. »Habt keine Angst.« Mit ausgebreiteten Armen, die Handfläche in einer Geste des Friedens erhoben, schritt er auf sie zu. Sein Gang war ein wenig unsicher. »Ich werde Euch kein Leid antun.«
    Isabels Herz schlug so laut wie eine Trommel. Will er in die Tat umsetzen, was Dom vorgeschlagen hat?, fragte sie sich, und Panik stieg in ihr auf. Nein. Ihr Verstand wollte den schrecklichen Gedanken nicht wahrhaben. Griffin würde ihr nie wehtun. Er würde nie so tief sinken, um etwas so Schreckliches wie eine Vergewaltigung zu begehen.
    Doch vor ihr stand nicht mehr der Griffin, den sie einst gekannt hatte, mahnte sie sich selbst, und wich unwillkürlich vor ihm zurück. Dies war nicht mehr der Mensch, den sie wie einen Helden verehrt hatte, der einzige Mensch, von dem sie in all den Jahren mit Gewissheit angenommen hatte, dass er von Grund auf ehrbar sei.
    Sie kannte ihn nicht mehr, diesen Mann, der nach Ale und unterdrückter Wut roch. Er war ein Fremder. Schlimmer noch, er war ihr Feind und keine geringere Bedrohung für ihr Wohlergehen als Dom selbst. Vielleicht sogar noch eine größere Bedrohung, denn ihr Herz sehnte sich so sehr danach, ihm vertrauen zu können – selbst jetzt noch.
    »Ihr habt nichts zu befürchten, Mylady. Macht einfach das, was ich Euch sage, und alles wird gut.«
    Er nickte leicht, als ob er keinen Zweifel daran hege, dass sie ihm gehorchen würde, und trat näher. Dann griff er nach ihr. Isabel wirbelte herum, doch er packte sie an der Schulter. Wie eine eiserne Fessel legte sich seine große Hand um sie. Sie schrie auf und machte einen Satz nach vorn, aber er ließ nicht locker. Seine

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