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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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lenkte er sein Ross von der Straße auf den Wald zu. Sie hatten gerade ein steiniges Stück Weg überquert, als ihm auffiel, dass das Pferd plötzlich bei jedem Schritt leicht zögerte. Nachdem sie den Schutz der Bäume erreicht hatten, zügelte er es, um nachzusehen, was dem Tier fehlte.
    »Was ist?«, fragte Isabel, als er abstieg und sie aus dem Sattel hob.
    Nacheinander hob er die Beine des Pferdes an und fand rasch die Ursache des Problems. »Er hat sich einen Stein eingetreten«, erklärte er und bohrte den Kiesel mit der Spitze seines Dolches aus dem Huf. »Schon gut, mein Freund, jetzt wirst du dich wieder besser fühlen.«
    Isabels Schritte verursachten auf den trockenen Kiefernnadeln, die den Waldboden bedeckten, ein raschelndes Geräusch. »Wie weit sind wir von Montborne entfernt?«
    »Etwa drei Tage zu Pferd«, antwortete Griffin und ließ das Bein des Hengstes los. Dann tätschelte er ihm die Flanke und vergewisserte sich, dass das Tier nicht mehr lahmte.
    »In welche Richtung?«
    Griff wunderte sich über ihre Fragen, doch er ahnte, dass die Räder des Verstandes sich in ihrem hübschen Kopf erneut zu drehen begonnen hatten, um einen Fluchtplan zu ersinnen. Vielleicht hatten sie nie stillgestanden. »In diese Richtung«, antwortete er und winkte vage mit der Hand in Richtung des Waldweges.
    »Oh«, sagte sie. Ihre leise Antwort wurde durch weitere Bewegungen hinter seinem Rücken untermalt. »Drei Tage, das ist gar nicht so weit. Ich denke, das schaffe ich.«
    Einen Herzschlag, bevor ihn die Erkenntnis traf – im wahrsten Sinne des Wortes –, wurde sich Griff seines Fehlers bewusst. Isabel, das süße Mädchen, das er vor zehn Jahren gerettet hatte und in dieser Nacht erneut retten wollte, hatte einen dicken und ziemlich nützlichen Ast einer Eiche aufgehoben. Er drehte den Kopf zur Seite und gewahrte, wie sie die behelfsmäßige Waffe hoch über ihren Kopf erhob.
    Doch da ließ sie den Ast bereits wie einen Hammer auf ihn herniedersausen und schlug ihn damit recht wirksam zu Boden. Ehe sich die Schwärze vor seinen Augen ausbreitete, sah Griffin noch, wie Isabel den Knüppel zur Seite warf und ihn prüfend musterte, als wollte sie feststellen, ob sie ihn getötet hatte oder nicht. Er stellte sich dieselbe Frage, doch dann wurden ihm die Lider schwer und eine dichte nebelhafte Stille umfing ihn.

7
    »Es tut mir aufrichtig leid, Griffin«, flüsterte Isabel, während sie auf seinen kräftigen Körper hinabblickte. »Unglücklicherweise hast du mir keine andere Wahl gelassen.«
    Er stöhnte leise. Das war zwar keine Antwort, indes beruhigte es sie, dass er noch am Leben war. Sie hatte ihn nicht töten wollen, sondern lediglich ablenken, um die Flucht allein fortzusetzen. Und abgelenkt war er nun gewiss. Sie mochte nicht daran denken, wie wütend er sein würde, wenn er mit schmerzendem Kopf aufwachte. Je mehr Abstand sie zwischen sich und ihn bringen konnte, desto besser. Drei Tage waren es bis Montborne, es wäre besser, gleich aufzubrechen.
    Isabel machte ein paar Schritte auf den grauen Hengst zu und versuchte dabei die Gewissensbisse zu unterdrücken, die an ihr nagten. Konnte sie Griffin einfach so liegen lassen, besinnungslos in den Wäldern von Droghallow? Sicher würden ihn Doms Soldaten finden. Wie würde er erklären, dass er Isabel aus der Burg geschleust hatte? Würde man ihn bestrafen – foltern –, weil sie geflohen war?
    Allerdings sollte sie sich nun wirklich keine Sorgen um sein Wohlergehen machen, wies sie sich streng zurecht und versuchte dieselbe Gleichgültigkeit für andere aufzubringen, die er so offensichtlich an den Tag legte. Griffin of Droghallow hatte sie entführt. Er war ein herzloser Schuft ohne jegliche Ehre. Wenn er sie aus ihrer schrecklichen Lage befreien wollte, dann nur, um sie für seine eigenen Zwecke zu benutzen. Sie schuldete ihm keinen weiteren Gedanken. In der Tat schuldete sie ihm gar nichts.
    Nun, womöglich entsprach das nicht ganz der Wahrheit.
    Isabel betrachtete ihn über die Schulter, ehe sie zu ihm zurückging. Sie nahm den Anhänger ab, den sie das vergangene Jahrzehnt getragen hatte, sein weißes Löwenmedaillon, ein Symbol der Ritterlichkeit und des Mutes, an das sie nun nicht mehr glaubte. Sie kniete nieder und streifte ihm die Kette über den Kopf.
    »Ich kann es nicht mehr behalten«, erklärte sie. »Es gehört dir. Ich wollte es dir schon lange zurückgeben, ich hätte nur nie gedacht, dass es auf diese Weise geschehen würde.«
    Mehr als

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