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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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fast vergessen. Er sah hinunter auf den blutigen Ärmel und die darunterliegende unschöne Wunde.
    »Lasst mich einen Blick darauf werfen«, sagte Isabel freundlich.
    Bevor er ihr widersprechen konnte, war sie an seiner Seite. Behutsam krempelte sie den Ärmel hoch, bis zu der Stelle, an der Odos Schwert ihn getroffen hatte. Mit dem Zipfel ihrer feuchten Chemise betupfte sie das verkrustete Blut, wischte es mit sanften Fingern fort. Sie hätte nicht so vorsichtig mit ihm umgehen müssen, denn der Schnitt verursachte ihm kaum Schmerzen. Das aber wollte er nicht zugeben, zu sehr genoss er ihre Aufmerksamkeit – mehr, als er sollte.
    Falls ihr der Gedanke, seine Frau zu spielen, bereits Unbehagen bereitete, wäre sie vermutlich entsetzt über den ruchlosen Weg, den seine Gedanken eingeschlagen hatten. Die Erinnerung an ihren reizvollen Körper umhüllt von feuchtem Leinen, das Gefühl ihrer Hände auf seiner Haut, ihr offenes Haar, das ihr wie ein Wasserfall über die schmalen Schultern und den Rücken floss – all das verwob sich zu einem mächtigen Zauber, der ihn in Bann schlug. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie es wohl wäre, tatsächlich ihr Gatte zu sein.
    Der Mann zu sein, der sie in die Freuden der Liebe einführte und sie die zahllosen Wunder der Wonne und Leidenschaft lehrte.
    Eine lächerliche Träumerei – und ganz gewiss das Letzte, womit er sich beschäftigen sollte. Dass er sich darüber im Klaren war, ließ sein Verlangen indes keineswegs verebben. Unbändige, unstillbare Begierde überflutete ihn, während Isabel in unschuldiger Fürsorge die Wunde an seinem Arm säuberte und sich anschließend seinem Gesicht zuwandte.
    Sacht rieb sie mit dem behelfsmäßigen weichen Leinentuch über seine Stirn und Wange, dann tupfte sie Schmutz und Blut aus seinen Mundwinkeln, beseitigte die Spuren der morgendlichen Gewalttat. Ihre Hand schien auf seinem Mund zu verweilen, lange genug, um in Griffin den verführerischen Wunsch zu wecken, sie einfach am Handgelenk zu packen und an sich zu ziehen. Er könnte ihr vorgaukeln, dass dies zu ihrer Tarnung gehörte, dass sie, wenn sie als Ehepaar überzeugend wirken wollten, bereit sein müssten, sich so selbstverständlich zu berühren, zu umarmen, zu küssen, wie zwei Menschen, die solche Vertraulichkeiten voneinander gewohnt waren. Er könnte ihr erzählen, dass es Teil seiner List sei, dass sie ihm vertrauen musste. Dass sie keine andere Wahl hatte.
    Gewiss könnte er sich einhundert gute Gründe ausdenken, warum sie ihren Körper an den seinen schmiegen müsse, eintausend Lügen, hinter denen er verbergen könnte, wie sehr er sich in Wahrheit nach ihr verzehrte …
    Plötzlich sah Isabel auf, und ihre Blicke begegneten sich. Einen Herzschlag lang, einen Augenblick voller Schweigen und gegenseitiger Anziehung, sahen sie einander tief in die Augen. Doch dann, als ahne sie, welch gefährlichen Weg seine Gedanken genommen hatten, atmete sie hörbar ein und löste sich von ihm. Rasch senkte sie den Blick und verbarg ihre Augen hinter den dichten langen Wimpern. »Das sollte genügen«, sagte sie hastig. »Jetzt seht Ihr nicht mehr gar so grauenhaft aus.«
    Griff lachte, doch sein Blut pulsierte immer noch heiß durch seine Adern. »Ich sehe also grauenhaft aus?«
    Isabel schenkte ihm einen schüchternen Blick. »Nein, jedenfalls ist es jetzt nicht mehr allzu schlimm.«
    »Nun, das freut mich, zu hören, teuerste Gemahlin«, neckte er sie und war überrascht, wie leicht ihm die fälschliche, liebevolle Bezeichnung über die Lippen kam. »Es geht schließlich nicht an, dass meine Frau vor meinem Anblick zurückschreckt.«
    Der Zauber des Augenblicks war vorüber. Griffin krempelte den rechten Ärmel hoch, damit er der Länge des linken entsprach. Isabel wandte sich derweil ab und faltete am anderen Ende des Raumes ihre verschmutzte Chemise und grüne Seidenrobe zusammen. »Glaubt Ihr wirklich, Euer Plan wird uns Einlass in die Burg verschaffen?«, fragte sie mit zusammengezogenen Brauen.
    »Hineinzugelangen wird nicht so schwer sein. Das größere Problem dürfte es sein, unsere Identität geheim zu halten. Vermutlich können wir nicht darauf hoffen, die ganze Zeit über unter uns zu bleiben.«
    Isabel sah auf. »Ich könnte vorgeben, mich unwohl zu fühlen. Wir könnten behaupten, das Wetter habe mich krank gemacht. Eine fiebernde Frau wird von niemandem gestört werden.«
    »Niemand wird eine fiebernde Frau aufnehmen«, berichtigte Griffin. »Nein, es muss einen

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