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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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wie möglich nach Montborne.
    Die Nachricht, dass Dom ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt hatte, und die Gewissheit, dass seine Soldaten sie verfolgten, jagten Isabel Furcht ein. Das war offensichtlich. Sie schien nicht länger wütend auf ihn zu sein oder damit beschäftigt, Fluchtpläne zu ersinnen, sondern konzentrierte sich ganz auf ein schnelles gemeinsames Fortkommen, zwang ihn sogar, weiterzureiten, obwohl selbst er eine Rast vorgezogen hätte.
    Ihre Unbeugsamkeit bezauberte ihn, umso mehr, da sie nun seinen eigenen Interessen entgegenkam. Gewöhnlich hatte er keine Geduld mit eigensinnigen Frauen, doch bei Isabel war das anders. Ihre Willensstärke faszinierte ihn womöglich noch mehr als ihre atemberaubende Schönheit. Forschend glitt sein Blick über sie hin – dem im Kloster aufgewachsenen Täubchen mit dem tapferen Herzen eines Falken –, und er wünschte, er könnte ihre Gedanken lesen. Er wollte wissen, was in ihrem Verstand vorging, erfahren, was sie bewegte.
    Es war offensichtlich, dass sie Sebastian of Montborne ehelichen wollte. Doch aus welchem Grund? Der Earl war reich, gut aussehend und stand in der Gunst des Königs – das war wohl für jede Frau Grund genug, mit Freuden seine Gemahlin zu werden. Aber war es auch Grund genug für Isabel? Sie hatte erklärt, ihr Schwur gegenüber Gott verpflichte sie zu dieser Ehe und nicht etwa Wertschätzung oder Zuneigung für ihren Verlobten. Auch hatte sie behauptet, er würde ihre Gründe für eine Ehe mit dem Earl of Montborne nicht verstehen. Was wollte sie vor ihm verbergen? Gab es auf der blütenweißen Weste ihrer Ehre einen dunklen Fleck? Würde sie ihr Leben riskieren, nur um sich von einer Schande reinzuwaschen?
    Bei diesem Gedanken hätte Griff beinahe laut aufgelacht. Es war pure Ironie, Isabels Beweggründe zu missbilligen, verfolgte er doch die gleichen. Vielleicht war sie ihm ähnlicher, als er angenommen hatte. Eines war jedoch sicher: Er war entschlossen, dies noch vor Ende ihrer Reise herauszufinden.
    Vor ihnen, in etwa eineinhalb Meilen Entfernung, tauchten die verästelten Ausläufer eines Dorfes auf. Dahinter erhob sich ein sanft abfallender Hügel, auf dem eine Burg thronte. Auch Isabel hatte sie entdeckt. Sie hob den Kopf und spähte durch den dichten Regen, den Blick auf das einladende Licht der Fackeln gerichtet, das die Dorfmauer und den Festungsturm erhellte. Da seine Reiterin ihm kein Kommando gab, blieb der Graue stehen. Griff spürte, dass Isabel ihm nicht länger folgte, zügelte Odos Pferd und drehte sich im Sattel zu ihr um. »Es war ein langer Tag. Sollen wir rasten, Mylady?«
    Sie schüttelte schwach den Kopf. Er fragte sich, ob der kalte Regen sie ihrer Zunge beraubt hatte, ebenso wie ihres Verstandes, denn ihre Lippen waren blau und ihre Wangen hohl und blass. Er sah, wie ihre Schultern unter seinem nassen Mantel bebten. Mit zittrigen Fingern hielt sie die Zügel des grauen Hengstes. Er hörte sie niesen und wendete fluchend sein Pferd.
    »Kommt, bevor Ihr mir noch von dem verflixten Tier fallt.«
    Ohne Mühe nahm er ihr die Zügel aus der Hand und führte das Pferd hinter sich her. Während sie über die schlammigen Felder und durch die morastigen Gräben ritten, die sie noch von einer trockenen Unterkunft trennten, vergewisserte er sich immer wieder, dass sie noch aufrecht im Sattel saß. Gleichzeitig ersann er eine Lüge, die ihnen hoffentlich Einlass in die Burg verschaffen würde. Ein reisendes Ehepaar wies man gewiss nicht ab, allerdings wusste Griff auch, dass eine Frau von Isabels Schönheit und offenkundig adeligen Geschlechts mehr Interesse wecken würde, als ihnen lieb sein konnte. Selbst jetzt noch, vom Staub der Reise beschmutzt und völlig durchnässt, würde man sie niemals für eine gewöhnliche Pilgerin halten. Wenn sie sich in der Öffentlichkeit verbergen wollten, wie Griff es plante, mussten sie sich dem restlichen Volk angleichen, das eine Unterkunft für die Nacht suchte. Und das bedeutete, dass Isabel eine Verkleidung benötigte.
    Wie sie sich diese beschaffen konnten, schoss Griff durch den Kopf, als sie sich einer Taverne am Dorfrand näherten. Die Hütte stand abseits der anderen Gebäude, was darauf hindeutete, dass man in diesem Etablissement Geschäften von zweifelhaftem, anrüchigem Charakter nachging – und das, so hoffte Griff, wohl einigermaßen diskret. Er hielt vor der Taverne und wies Isabel an, auf ihn zu warten, während er ins Haus ging. Einige Augenblicke später kam er, zufrieden

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