Die Ehre des Ritters (German Edition)
bekleidet hinter ihm stand. Allein bei diesem Gedanken loderte stürmisches Verlangen in ihm auf. Er presste die Zähne zusammen, bemüht, die unerwünschte Erregung zu dämpfen.
Glücklicherweise bemerkte Isabel seinen unbehaglichen Zustand nicht. Doch dann schien sie innezuhalten. Wie es den Anschein hatte, bereitete ihr das Ausziehen der Chemise Mühe. Schließlich schnaubte sie verärgert. »Griffin?«, fragte sie zaghaft. »Könntet Ihr wohl … Ich kann die Bänder nicht öffnen …«
Griff spürte, wie sich aufgrund ihrer unschuldigen Bitte jeder Muskel in seinem Körper anspannte wie ein Bogen. Langsam drehte er sich um. Schon zuvor war er von heißer Begierde erfüllt gewesen, doch das war nichts im Vergleich zu dem Verlangen, das ihn durchzuckte, als sein Blick auf Isabel fiel.
Die dünne Chemise schmiegte sich unziemlich an ihre Rundungen und umhüllte ihre Brüste, Hüften und Schenkel wie eine zweite leinene Haut. Unter dem nassen Stoff zeichneten sich dunkel ihre Brustknospen ab; wie perfekte Perlen traten sie unter dem feuchten Schleier hervor. Bewundernd glitt sein Blick über ihren flachen Bauch, die süße Grube ihres Nabels, die makellose Haut, die sich bleich von dem beinahe durchsichtigen Unterkleid abhob und in reizvollem Kontrast zu dem dunklen, verführerischen Schatten ihrer Weiblichkeit stand. Seine Erregung wuchs rasch, eine unangebrachte, wenn auch unvermeidliche Reaktion auf den Anblick, der sich ihm bot. Er musste sich selbst einen Ruck geben, damit er sie nicht weiter anstarrte.
Isabel verschränkte die Arme über den Brüsten und rieb sich mit den Händen die Schultern. Sie zitterte immer noch, ob der Kälte wegen oder seines hungrigen Blicks, konnte Griffin nicht sagen.
»Ich glaube, die Bänder haben sich am Rücken verheddert«, sagte sie, während er zu ihr trat.
Wortlos stellte er sich hinter sie. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte. Dies merkte er erst, als er sie hob, um Isabels üppige kupferrote Locken zur Seite zu schieben. So nah war er ihr, dass er noch ganz zart einen Hauch von Rosenwasser wahrnahm, mit dem sie wohl kürzlich ihr Haar gewaschen hatte. Mühsam widerstand er der Versuchung, über die lilienweiße Haut ihres Nackens zu streichen und seine Lippen darauf zu pressen, um sich zu vergewissern, ob sie so süß schmeckte, wie sie aussah.
Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit den Bändern der Chemise zu und fluchte, da seine ungeschickten Finger das Gewirr nur noch vergrößerten. Beharrlich nestelte er an den Knoten, bis sie schließlich nachgaben und sich lösten. Er öffnete den im Zickzack verlaufenden Verschluss des Unterkleides und trat rasch einen Schritt zurück, bevor er in Versuchung geriet, Isabel aus ihm herauszuhelfen.
»Danke«, sagte sie leise. Seine Antwort darauf war lediglich ein Brummen, mehr brachte er nicht heraus.
Wieder wandte er sich ab und wartete ungeduldig, während sie die Chemise ablegte und das trockene Kleid überstreifte. Als die warme Wolle ihren Körper bedeckte, seufzte sie wohlig auf, was die reinste Folter für ihn war. Zu leicht konnte er sich diesen wonnevollen Seufzer in einer anderen Situation und durch andere Gründe ausgelöst vorstellen.
»Gut, ich bin angekleidet«, sagte sie. Ihre Stimme klang fröhlicher als in den vergangenen Tagen. Die trockene Kleidung und die Wärme hatten ihr offenbar gutgetan. Allerdings würde es mehr brauchen als das, um Griffs Stimmung aufzuheitern. »Ihr könnt Euch umdrehen.«
»Das wird auch Zeit«, sagte er verdrießlich.
»Habt Ihr einen Plan, wie wir in die Burg gelangen können?«, fragte sie, als er sich zu ihr umdrehte. »Was wollt Ihr den Wachen erzählen, damit sie uns einlassen?«
»Dass wir ein Ehepaar sind«, antwortete er. »Einfache Leute vom Land auf dem Weg zu Eurer Familie im Norden, die plötzlich vom Regen überrascht wurden.«
Es entging ihm nicht, dass sie bei seinem Vorschlag zusammenzuckte. Fand sie den Gedanken, sich als Ehepaar auszugeben, faszinierend oder abstoßend? Er wusste es nicht, aber selbst im Kerzenschein konnte er sehen, wie sich ihre Wangen sanft röteten. Er musste ihr jedoch zugutehalten, dass sie ihr offensichtliches Unbehagen nicht äußerte. Stattdessen blickte sie ihn stirnrunzelnd an. »Wie wollt Ihr Eure Erscheinung erklären, Mylord?«
»Meine …«
Isabel deutete auf sein Gesicht und seinen Arm. Griffin fluchte. Er hatte die Verletzungen, die er sich im Kampf mit Odo zugezogen hatte,
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