Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
Vom Netzwerk:
Aufmerksamkeit. Isabel wandte den Blick von seiner zuversichtlichen Miene zu ihren miteinander verflochtenen Händen, die nass vom Regen waren, aber auch warm durch die Berührung.
    Viel zu spät meldete sich die Stimme der Vernunft und verursachte ihr Gewissensbisse, weil sie die vertrauliche, intime Geste genoss. Rasch entzog sie ihm ihre Hand und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie er langsam seine Hand wieder an die Zügel legte. Schließlich wandte er den Blick ab, doch ihr war die hartherzige Kälte nicht entgangen, die sich, wie damals bei ihrem ersten Wiedersehen, unvermittelt wieder in seinen Augen spiegelte.
    Selbst nachdem sie mit anderen an einem Tisch am hinteren Ende der großen Halle von Hexford Platz genommen hatten, blieb er grüblerisch und abweisend. Der Saal allerdings schwirrte vor Geschäftigkeit und Gesprächen und wirkte auf Isabel nach den vergangenen Tagen auf der Flucht so einladend wie eine dicke Wolldecke.
    Im Abstand von etwa zehn Schritten brannten Fackeln in schwarzen Eisenhalterungen an den Wänden, und in der Mitte der Halle befand sich eine Feuerstelle. Das Feuer, das darin prasselte, vertrieb mit seinem glühenden Schein und der wohligen Wärme die hartnäckige, feuchte Kälte. Nicht nur die Behaglichkeit in der Halle ließ alle Sorgen für eine Weile vergessen, auch der köstliche Duft nach gebratenem Fleisch und frisch gebackenem Brot trug seinen Teil dazu bei. Auf großen Platten wurden die Speisen zu den Tischen getragen, und Isabels Magen grummelte vor Hunger, als man Mahl und Wein zunächst am Herrentisch, dann in der ganzen Halle servierte. Sie konnte es kaum erwarten, die dampfenden Gaumenfreuden zu kosten. Mit leuchtenden Augen sah sie zu, wie man vor ihr und Griffin einen Holzteller mit Lammragout und gekochtem Kohl abstellte. Wie es für verheiratete Paare aller Stände üblich war, aßen sie vom selben Teller und tranken aus demselben Becher ihren Wein.
    Griffins grimmige Miene hielt jeden davon ab, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, Isabel indes konnte sich nicht so glücklich schätzen. Die anderen Frauen am Tisch plauderten angeregt miteinander und gaben sich Mühe, Isabel in die Unterhaltung mit einzubeziehen. Der Höflichkeit halber fügte sie sich, nickte und lächelte, wenn es ihr angebracht schien, und beschränkte sich mit eigenen Bemerkungen auf das grässliche Wetter und Lob über das gute, herzhafte Mahl, das Lord und Lady Hexford ihnen reichen ließen.
    Das adelige Paar saß auf der Estrade, flankiert von seinen Kindern und einem betagten Pfarrer aus einer angrenzenden Gemeinde, der das Tischgebet sprach und die Speisen segnete. Immer wieder schweifte Isabels Blick zu der kleinen Tochter der Hexfords – einem etwa sechs Sommer zählenden fröhlichen Mädchen mit Sommersprossen. Sie kicherte oft und bezauberte jeden in der Halle mit ihrer Fröhlichkeit und ihrem überschäumenden Temperament. Isabel musste unwillkürlich lachen, als das Mädchen eine Kirsche vom Nachtisch des alten Pfarrers stibitzte und in ihren Mund steckte. Der weißhaarige Pfarrer, dem die Plünderung seines Tellers nicht entgangen war, bedachte die schelmische Diebin lediglich mit einem tadelnden Blick und erhob milde strafend den Zeigefinger.
    »Die wird noch für Ärger sorgen«, sagte eine der Frauen an ihrem Tisch.
    »Oh ja, sie hat es jetzt schon faustdick hinter den Ohren«, stimmte eine andere zu. »Betet, dass Ihr kein Mädchen bekommt, jedenfalls nicht als erstes Kind. Knaben sind viel einfacher großzuziehen.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Isabel bewusst wurde, dass die Frau mit ihr sprach. »Oh«, sagte sie schließlich und schaute flüchtig auf die immer noch ungewohnte Wölbung ihres Kleides. »Ich glaube, es macht keinen Unterschied. Gleich, was es wird, ich freue mich darauf.«
    Sie beging den Fehler, Griffin dabei anzusehen, und spürte, wie ihr die Hitze bis in die Haarwurzeln schoss. Aufmerksam betrachtete er sie. Seine grüngoldenen Augen waren unverwandt auf sie gerichtet und hielten ihren Blick fest. Isabel fragte sich, was er wohl im Augenblick dachte, wie sie seine ernste Miene, den undurchdringlichen Blick und den harten, nachdenklichen Zug um seinen Mund deuten sollte. Fühlte er sich ebenso verlegen wie sie? Offenbar nicht, so unverblümt, wie er sie musterte, fast unziemlich. Eine brennende, noch tiefere Röte überzog ihr Gesicht.
    Die Frauen am Tisch kicherten belustigt.
    »Da ist sie freudiger Erwartung und errötet immer noch wie eine Jungfrau«,

Weitere Kostenlose Bücher