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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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herausrücken. Man hatte sie aufs Brutalste geschlagen. Ihr Gesicht war von Prellungen und Kratzern zerschunden, und in dieser Verfassung musste sie noch in derselben Woche vor den Traualtar treten. Sie war leider zu verängstigt, um den Namen ihres Angreifers zu nennen. Sir Robert schwor dem Vogt, dass er der Sache auf den Grund gehen würde. Er befragte jeden im Dorf und in der Burg, aber niemand wusste etwas. Schließlich befragte er Dom.«
    »Hat er es zugegeben?«
    Griffin schenkte ihr ein sarkastisches Lächeln. »Er hat versucht, mir die Schuld zuzuschieben.«
    »Er hat behauptet, Ihr hättet dem Mädchen Gewalt angetan?«, stieß Isabel, schon über den bloßen Gedanken entsetzt, hervor. »Sir Robert hat ihm doch wohl nicht etwa geglaubt?«
    »Nein. Er hat mir zwar von Doms Behauptung berichtet, aber mich nie aufgefordert, mich zu rechtfertigen. Danach hat er Dom in einem anderen Licht gesehen. Sir Robert war zu beschämt, um dem Vogt mitzuteilen, dass sein eigener Sohn ein solch abscheuliches Verbrechen begangen hatte. Stattdessen bot er der jungen Frau und ihrem Gemahl an, sie bis zum Ende ihrer Tage in Droghallow zu unterstützen. Er ließ ein Cottage für sie erbauen und sorgte für ihren Unterhalt, um das Unrecht, das sein Sohn begangen hatte, wiedergutzumachen. Dom hat er allerdings nie davon erzählt. Er erfuhr erst nach dem Tod seines Vaters davon.«
    Griffins Stimme hatte einen seltsam unnahbaren Ton angenommen. Er hob den Becher und nahm einen langen Schluck. Aufmerksam betrachtete Isabel ihn und bemerkte dabei auch den gehetzten Blick, der in seine Augen getreten war. »Habt Ihr Sir Robert deshalb versprechen müssen, in Droghallow zu bleiben? Um Doms weitere Schandtaten zu vertuschen?«
    Griffin neigte leicht den Kopf; er tat diese Vermutung keineswegs ab. »Sir Robert hatte nie recht darauf vertraut, dass sein Sohn in der Lage sein würde, das Lehen zu regieren. Seine letzte Missetat überzeugte ihn wohl endgültig davon. Am selben Tag noch rief er mich in seine Kammer und ließ mich schwören, nach seinem Tod auf Droghallow zu bleiben und alles dazu beizutragen, damit Dom nicht zerstört, was er so mühsam aufgebaut hat. Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, mein Versprechen einlösen zu müssen. Sir Robert verfügte über eine robuste Gesundheit und hatte die Vierzig gerade erst erreicht. Ich dachte, er würde ewig leben. Er ist noch im selben Jahr gestorben.«
    »Also seid Ihr geblieben«, sagte Isabel. Bei der Vorstellung, welches Opfer Griffin erbracht hatte, regten sich Respekt und Kummer in ihr. »Obwohl Ihr eigene Pläne hattet, eigene Träume, seid Ihr geblieben.«
    »Genützt hat es allerdings nichts«, sagte er, leerte seinen Becher und stellte ihn mit einem hohlen Scheppern auf den Tisch zurück.
    »Vielleicht wendet sich nun alles zum Besten«, meinte sie. Nun, da sie etwas über seine Vergangenheit wusste, fühlte sie sich ihm mehr verbunden. Der Gedanke, dass sie die Erinnerung an diese schreckliche Zeit in ihm wachgerufen hatte, war ihr verhasst, und sie verspürte das drängende Verlangen, ihm eine schönere Zukunft auszumalen. »Droghallow liegt hinter Euch, Griffin. Ihr könntet die neu gewonnene Freiheit dazu nutzen, nach Eurer Familie zu suchen.«
    »Meiner Familie?«, fragte er und wandte sich ihr zu. Aus plötzlich schmalen, stechenden Augen blickte er sie an. »Was wisst Ihr denn darüber, Mylady?«
    Hastig setzte sie zu einer Erklärung an. »Nur, was Ihr mir bei unserer ersten Begegnung erzählt habt. Dass Ihr als Säugling ausgesetzt und vor den Toren von Droghallow aufgefunden wurdet. Doms Stiefmutter – Lady Alys, glaube ich, hieß sie – hat Euch gerettet, und sie und Sir Robert haben Euch wie einen eigenen Sohn großgezogen.«
    Er schnaubte. »Ihr habt ein gutes Gedächtnis, wenn Ihr Euch an so vieles erinnert, was vor langer Zeit gesagt wurde.«
    Sie verschwieg, dass sie sich an jede Einzelheit ihrer Begegnung erinnerte. Sie entsann sich dieses Tages noch so genau, als läge er nur wenige Stunden zurück, nicht ein ganzes Jahrzehnt. Sie verschwieg ihm auch, wie oft sie in den vergangenen Jahren an ihn gedacht hatte. Wie oft sie für ihn gebetet, von ihm geträumt hatte.
    »Habt Ihr Euch in all dieser Zeit nie Gedanken darüber gemacht, Griffin? Habt Ihr Euch nie gefragt, ob Ihr irgendwo eine eigene Familie habt?«
    »Ich habe mich das natürlich gefragt«, gab er nach einer langen Weile zu. »Als Kind habe ich mir immer vorgestellt, dass Alys mehr über

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