Die Ehre des Ritters (German Edition)
Entführung eingefordert hatte. Er hatte mit Bestimmtheit behauptet, Griffin spare seinen Lohn, um Droghallow zu entfliehen. Und sie erinnerte sich gut an die Boshaftigkeit in Doms Augen; die offensichtliche Schadenfreude, die er dabei empfand, Griffins Pläne zu durchkreuzen. »Wollt Ihr Droghallow deshalb verlassen?«, fragte sie behutsam. »Weil Ihr meint, nicht dorthin zu gehören?«
Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Mehr oder weniger.«
Eher mehr, nahm sie an, hielt es aber für besser, diese Vermutung nicht auszusprechen. »Vielleicht wartet woanders das Glück auf Euch«, meinte sie, als Griffin sich abwandte, um sich Wein aus dem Krug auf ihrem Tisch nachzuschenken. »Verzehrt sich vielleicht irgendwo eine Dame nach Euch, Mylord?«
»Eine seltsame Frage, bedenkt man, dass sie von meiner eigenen › Gemahlin ‹ kommt«, sagte er neckend mit schelmischem Funkeln in den Augen.
»Nun, wenn Ihr geplant habt, Droghallow zu verlassen, habt Ihr doch sicher auch Pläne für Eure Zukunft geschmiedet.«
Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hegte ich den Plan, ein sündiges Leben der Ausschweifung und Plünderei zu führen.«
Sein Lächeln war so maliziös wie seine Bemerkung, und Isabel musste trotz ihrer trüben Stimmung lachen. »Nun, dafür brauchtet Ihr wohl kaum das Lösegeld aus einer Brautentführung.«
»In der Tat, Demoiselle «, stimmte er zu. »Ebenso wenig kann ich übrigens die Einmischung besagter Braut in meine persönlichen Angelegenheiten gebrauchen.«
Er prostete ihr mit dem Becher zu und leerte ihn in einem Zug, offensichtlich in dem Versuch, sie davon abzubringen, weitere Fragen zu stellen. Aber so leicht wollte Isabel sich nicht geschlagen geben. Sie wollte mehr über ihn erfahren. Bisher hatte sie diese Neugier geleugnet, doch der Wein, den sie zum Mahl getrunken hatte, flößte ihr Mut ein und lockerte ihr die Zunge.
»Warum seid Ihr geblieben, Griffin? Warum seid Ihr nicht früher gegangen, wenn Ihr unglücklich auf Droghallow gewesen seid?«
Langsam senkte er den Becher. Er blickte sie an, als streite er innerlich mit sich, ob er antworten sollte. Seine Brauen zogen sich zusammen, sein Mund wurde zu einer schmalen Linie, und sie erwartete bereits eine schlagfertige Bemerkung oder eine unverblümte Zurückweisung. Dann, aus Gründen, die ihr verborgen blieben, antwortete er doch. »Ich bin geblieben, weil ich mein Wort gegeben habe.«
»Dom?«
»Nein«, sagte er und seufzte. »Seinem Vater.«
»Der alte Earl wollte, dass Ihr bleibt?«
Griffin nickte, den Blick auf seinen hölzernen Becher gerichtet. »Wir standen uns sehr nahe, so nahe, als wären wir tatsächlich Vater und Sohn. Wir jagten gemeinsam, übten uns gemeinsam im Schwertkampf – taten all die Dinge, die Väter und Söhne gemeinsam tun.«
»Dom hat es sicherlich nicht gefallen, dass er die Aufmerksamkeit seines Vaters mit Euch teilen musste«, meinte Isabel.
Griffin schüttelte den Kopf. »Nein, gewiss nicht. Dom litt von Geburt an unter einer schwachen Konstitution. Es war wie ein Fluch, wie sich Sir Robert ausdrückte. Als Kind war er oft krank und rasch erschöpft. Sir Robert fürchtete um seine Gesundheit, deshalb neigte er dazu, Dom seinen eigenen Unternehmungen nachgehen zu lassen. Unglücklicherweise brachten ihn diese Unternehmungen gewöhnlich mehr oder weniger in Schwierigkeiten.«
Er zögerte und Isabel sah, wie ein Muskel an seiner Wange zuckte. »Welche Art von Schwierigkeiten?«, fragte sie.
»In jungen Jahren waren es gewöhnlich Streiche und Raufereien, aber als er älter wurde …« Griffins Stimme verebbte. Er griff nach dem Krug und schenkte sich einen weiteren Becher Wein ein. »In einem Frühling vor mehreren Jahren erreichte uns aus dem Dorf die Nachricht, dass die Tochter eines der Bauern angegriffen worden sei. Sir Robert ging sofort ins Dorf hinunter, um sich der Sache anzunehmen. Entsetzt – und zweifellos erschüttert – musste er feststellen, dass es die Tochter des Vogts war, die man geschlagen und geschändet hatte. Sie war ein reizendes junges Mädchen und sollte kurz darauf einen angesehenen Mann aus dem Dorf heiraten. Sir Robert zählte nicht viele Männer zu seinen Freunden, doch der Vogt war einer seiner engsten Vertrauten, und er betrachtete das Verbrechen an der Tochter des Mannes als persönlichen Affront.«
»Wer hatte denn das Mädchen angegriffen?«, fragte Isabel, doch in ihrem Herzen kannte sie die Antwort bereits … Dominic.
»Sie wollte nicht mit der Sprache
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