Die Ehre des Ritters (German Edition)
»Pater Aldon ist bereits auf dem Weg zu ihm.«
Beim Allmächtigen, dachte Griffin. Panik stieg in ihm auf, schnürte ihm die Kehle zu und nahm ihm den Atem.
Isabel.
Sie lief in eine Falle hinein.
Griffs Gedanken rasten, das Blut rauschte durch seine Adern, sein Körper war wie betäubt vor Angst um sie. Die Wachen hievten ihn auf sein Pferd. Einer hielt die Zügel des Grauschimmels fest, der andere schwang sich auf das Streitross hinter ihm und überprüfte seine Ausrüstung. »Öffnet das Tor«, rief er, woraufhin das Fallgitter knarrend nach oben gezogen wurde.
»Na, jetzt bist du wohl nicht mehr so großspurig?«, spottete der Ritter, der die Zügel seines Pferdes hielt.
Wütend und voller Verachtung blickte Griff auf ihn hinunter. Derweil versuchte er unauffällig, die Fesseln an seinen Handgelenken zu lockern, und wog ab, wie schnell er an den Dolch in seiner Satteltasche gelangen konnte. Das Seil gab jedoch nicht nach. Wäre er erst mit den Wachen unterwegs, würden seine Chancen auf eine Flucht weiter sinken.
Er musste sich jetzt befreien. Er musste zu Isabel gelangen, bevor Aldon sie an Ohneland auslieferte. Ein Gedanke durchzuckte ihn, und er beobachtete verstohlen den Ritter hinter sich, dann beugte er sich nach vorn zu dem anderen Waffenknecht. »Vielleicht können wir beide einen Handel schließen«, schlug er in verschwörerischem Ton vor.
Der Mann schnaubte verächtlich und kniff die Augen zusammen. »Welche Art von Handel?«
Griff umfasste den Sattelknauf und wartete geduldig, bis der Ritter um das Pferd herumgetreten war. Ohne dass dieser es bemerkte, zog er den Fuß aus dem Steigbügel.
»Ich höre, Schurke«, brummte der Mann.
»Noch näher, wenn du nicht willst, dass dein Freund mithört«, wies Griffin ihn an.
Der Ritter stellte sich direkt unter ihn. »Also gut, jetzt pack aus, was ist das für ein Handel?«
Griffin lächelte. »Hier ist mein Vorschlag«, sagte er. »Gib mir eine Klinge, mit der ich meine Fesseln durchschneiden kann, und ich werde dich bei meiner Flucht nicht töten.«
»Was?«, rief der Ritter erstickt. »Du bist verrückt!«
Mit einer weiteren Warnung wollte Griff sich nicht aufhalten. Er lehnte sich zurück und holte mithilfe des Sattelknaufs Schwung, dann streckte er das Bein kraftvoll aus und trat mit seinem Stiefel mitten in das Gesicht des Ritters. Der Tritt ließ den Mann zurückstolpern.
»Jesus Christus!«, rief der andere hinter ihm.
Doch er schlug zu spät Alarm. Griff drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken und trieb es mit lautem Ruf zum Galopp an. Der graue Hengst preschte durch das offene Tor hindurch und den Burghügel hinunter. Pfeilschnell jagte er auf Griffs Kommando auf den Waldrand zu. Griffin klammerte sich am Sattelknauf fest und vertraute darauf, dass das Tier seine Befehle verstand, denn er konnte sein Ross lediglich mit dem Druck von Knien und Oberschenkeln lenken.
Nach dem Hufschlag hinter sich zu urteilen, wurde er von mehreren Wachen verfolgt. Sie näherten sich rasch. Wenn sie ihn einholten, war seine Chance, rechtzeitig zu Isabel zu gelangen, vertan. Seine einzige Hoffnung bestand darin, die Waffenknechte abzuhängen. Er ließ sein Pferd etwas langsamer werden und sah über die Schulter nach hinten.
»Da ist er!«, rief einer seiner Verfolger. »Hier entlang, Männer!«
Griff verließ den Weg und schlug sich stattdessen tiefer ins Unterholz. Mit Genugtuung vernahm er, dass die Ritter ihm folgten. Er duckte sich unter niedrigen Ästen hindurch und preschte über querliegende Baumstämme hinweg, dabei achtete er die ganze Zeit darauf, den Abstand gerade groß genug zu halten, dass man ihn gelegentlich erspähen, aber nicht einholen konnte. Schließlich entdeckte er vor sich einen Granitfelsen, in dem eine schmale Spalte klaffte. Er ritt darauf zu, brachte sein Pferd zum Stehen und sprang aus dem Sattel. Sein Sprung wurde durch den Teppich aus Moos und den weichen Waldboden gedämpft. Ein leiser Befehl, ein sanfter Stoß mit dem Ellbogen in die Flanken, und der Grauschimmel trabte davon, während sich Griff rasch hinter dem Felsen verbarg. Kaum hatte er sich versteckt, da brachen bereits Hexfords Ritter durch das Gehölz, einige zügelten ihr Pferd, andere ritten weiter.
»Ich könnte schwören, er ist hier entlanggeritten«, sagte jemand.
»Nun, abseits des Weges wird er nicht weit kommen.«
»Hierher!«, rief einer und deutete in die Richtung, in die Griff sein Pferd geschickt hatte. »Ich hab das Pferd dieses
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