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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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gewesen, wenn er sie nach Montborne begleitet hätte, um ihr dort für immer und ewig Lebewohl zu sagen? Sie glaubte, diese Qual hätte sie nicht ertragen.
    Unwillkürlich schweiften ihre Gedanken immer wieder zu Griffin. Sie fragte sich, wohin er nach ihrem hitzigen Gespräch gegangen war und was er nun, da sie ihm nicht länger zur Last fiel, tun würde. Sie versuchte, sich mit Gedanken an Montborne abzulenken, dachte an Maura und an ihr baldiges Wiedersehen. Doch nichts davon, nicht einmal Pater Aldons aufmerksamer, seltsam verächtlicher Blick konnte Griffins Bild aus ihrem Kopf vertreiben. Sie konnte nichts dagegen machen – sie vermisste ihn.
    »Ihr solltet etwas essen, Mylady«, sagte der Priester. Seine silbergrauen Augen hefteten sich auf sie wie die Augen eines Falken, der eine Feldmaus erspäht hat. »Ihr seht ein wenig blass aus.«
    »Ich bin lediglich … « , Isabel suchte nach einem Wort, das ihr langes Schweigen erklärte, »… müde.«
    »Nun gut, esst oder schlaft«, erwiderte Pater Aldon mit einer wegwerfenden Geste. »Was auch immer etwas Farbe in Eure Wangen bringt.«
    In diesem Moment kam einer ihrer bewaffneten Begleiter zu ihnen. »In etwa einer Stunde haben sich die Pferde so weit erholt, dass wir den Weg nach Derby fortsetzen können, Pater. Es sieht nicht nach Regen aus. Wenn wir gut vorankommen, erreichen wir die Grafschaft sicher noch vor dem Abend.«
    »Ausgezeichnet«, antwortete der Priester.
    Isabel sah dem sich entfernenden Ritter nach, dann wandte sie sich an Pater Aldon. »Warum wollen wir nach Derbyshire?«, fragte sie. Sie hörte zum ersten Mal von diesem offenbar geplanten Aufenthalt.
    »Darüber solltet Ihr Euch keine Gedanken machen, mein Kind.«
    Sie mochte seinen bevormundenden Ton ebenso wenig wie das seltsam verstohlene Lächeln, das er hinter dem Rand seines Bechers zu verbergen suchte, indem er einen Schluck Wein nahm. Plötzlich kam ihr Griffins Warnung in Hexford wieder in den Sinn.
    Du traust ihm – einen Mann, über den du nichts weißt – mehr als mir?
    Wenn sie Pater Aldon nun anblickte, war sie sich nicht sicher, ob sie ihm überhaupt trauen konnte. Er war ihr in Hexfords Kapelle so freundlich erschienen, so verständnisvoll. So bereitwillig hatte er ihr seine Hilfe angeboten.
    Zu bereitwillig, befand sie allmählich.
    Sie betrachtete die edle Seidenrobe, die sie trug, weil der Priester so hartnäckig darauf bestanden hatte. Das taubenweiße Gewand mit den zarten goldfarbenen Stickereien am Saum und dem Mieder schien ihr angemessener bei Hofe als für eine Reise. Selbst im Stoff ihrer Schuhe glitzerten feine goldfarbene Fäden. Er hatte sie ausgestattet wie eine Braut auf dem Weg zum Altar, eine Feststellung, die sie zuvor nicht beunruhigt hatte. Nun aber, da sie wusste, wohin sie unterwegs waren – nach Derbyshire, einem bevorzugten Aufenthaltsort von Prinz John –, jagte Isabel ein eiskalter Schauer über den Rücken.
    War sie gekleidet wie eine Braut, die zum Traualtar schreitet … oder zu einem Opferaltar?
    »Gestern Abend habt Ihr erwähnt, Ihr hättet eine besondere Eskorte für mich arrangiert, Pater«, sagte Isabel und störte den Priester bei dem Genuss eines aromatischen Stück Käses. »Wartet diese Eskorte in Derby auf uns?«
    Er sah von seinem Imbiss auf und hob die drahtartigen Brauen. »Ja, Kind. Wir werden dort empfangen werden, wie ich es sagte.«
    »Von wem?«, fragte sie, und es kümmerte sie nicht, dass sie schnippisch und herausfordernd klang. »Von Dominic of Droghallow oder gar von Prinz John höchstpersönlich?«
    Pater Aldon hätte sich fast an dem körnigen Käse verschluckt. Er hustete, sein faltiges Gesicht lief rot an, und seine Hand klammerte sich um den Weinbecher. Er nahm einen langen Zug. Anschließend, als er wieder mühelos atmen konnte, richtete er den wässrigen Blick seiner Augen auf Isabel. »Ich bin verpflichtet, meinem Lehnsherrn zu dienen, Mylady. Ich muss im Interesse des Prinzen handeln.«
    »Im Interesse des Prinzen? Ich dachte, Ihr seid verpflichtet, Gott zu dienen.«
    Der alte Priester lachte über ihre hitzige Erwiderung. »Vielleicht sind die Pferde doch schon erholt genug, damit wir unsere Reise fortsetzen können«, sagte er beiläufig und schnippte mit den Fingern, um einen der Ritter herbeizurufen. »Die Dame wird unserer Gesellschaft müde, fürchte ich. Sattelt die Pferde, wir reiten weiter.«
    Der Soldat gehorchte ohne Widerrede, als ob er wüsste, dass Pater Aldon auf höheren Befehl handelte. Isabel

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