Die Ehre des Ritters (German Edition)
lallend. Seine Zunge fühlte sich dick und schwer an. »Hat der gute Pater Euch von mir erzählt oder die Lady?« Er fluchte und schüttelte den Kopf. »Egal. Es ist ohne Belang.«
»Griffin of Droghallow«, wiederholte der größere der beiden. »Es ist unsere Pflicht, Euch mitzuteilen, dass Ihr der Verbrechen der Entführung und des Mordes angeklagt seid und unter Arrest steht.«
»Kommt friedlich mit uns«, sagte der Zweite. »Einen Ausweg gibt es nicht.«
Griff musste insgeheim zugeben, dass in dieser Bemerkung mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit steckte. Es gab keinen Ausweg für ihn, keinen Ort, an den er gehen konnte. Jedenfalls nicht in nächster Zeit. Vielleicht nie wieder. Beim Allmächtigen, er fühlte sich beinahe erleichtert, dass man ihn entdeckt hatte.
Mit einem freudlosen Lachen hob er seinen Becher und leerte ihn in einem Zug.
»Steht auf!«, befahl der erste Soldat. Er wollte Griffin am Arm packen.
Griff schüttelte ihn ab und erhob sich ohne Hilfe. Sein finsterer Blick schien zu genügen, um die beiden Ritter auf Abstand zu halten, doch ihm entging auch nicht, dass beide willig genug aussahen, ihn mit ihren Schwertern aufzuspießen, falls es nötig werden sollte. Die beiden Männer traten zur Seite, um ihn in ihre Mitte zu nehmen, und geleiteten ihn mit gezückten Schwertern zum Ausgang. Sie führten ihn an dem Troubadour vorbei, dem vor Erstaunen der Mund offen stand, und durch die tuschelnde Menschenmenge, hinaus aus der Halle in die Kellergewölbe der Burg. Er leistete keinen Widerstand und zuckte kaum mit der Wimper, als man ihn in ein karges Verlies warf, ihm die Waffen abnahm und schließlich den schweren Eisenriegel vorschob, der ihm jede Hoffnung auf Flucht nahm. Sie hätten sich die Mühe sparen können. Er dachte gar nicht daran, sich darüber Gedanken zu machen. Sein unausweichliches Schicksal kümmerte ihn nicht.
Zum Teil war gewiss der Wein daran schuld, dass es ihm gleichgültig war, was mit ihm geschah, und er sich nicht gegen die Wachen wehrte. Hauptsächlich aber blieb er ruhig, weil er wusste, dass für Isabels Wohlergehen gesorgt war. Als pechschwarze Dunkelheit und Totenstille sich über seine lichtlose Zelle senkten, verlor er nicht den Verstand, weil er die Gewissheit hatte, dass Isabel sich bald auf dem Weg nach Montborne befinden würde und in der Obhut der Kirche vor Dom geschützt war. Das Wissen um ihre Sicherheit genügte ihm. Sie war außer Gefahr – und ohne ihn besser gestellt. Damit würde er sich abfinden müssen.
Isabel hatte sich bislang wie eine Betrügerin gefühlt, weil sie vorgegeben hatte, mit Griffin verheiratet zu sein und sein Kind zu erwarten. Das Gefühl, das sie am nächsten Morgen befiel, nachdem sie in Rosenwasser gebadet und eine kostbare Robe aus cremeweißer Seide angelegt hatte, war allerdings unvergleichlich schrecklicher. Pater Aldon hatte sie kurz nach Sonnenaufgang geweckt und ihr drei Dienstmägde geschickt, die ihr bei der Toilette zur Hand gehen sollten. Sie teilten ihr auch mit, dass er mit den Männern, die sie als Geleitschutz begleiten sollten, unten im Hof auf sie warte.
Isabel plagte das schlechte Gewissen, weil er sich ihretwegen so viele Umstände machte, doch der alte Priester schien sie gern zu begleiten. In der Tat schien er sogar vor Aufregung darüber ganz außer sich zu sein.
Isabel hingegen fühlte sich überhaupt nicht glücklich. Sie hätte dankbar sein sollen, dass sie nun nicht länger vor Dominic of Droghallow davonlaufen musste, dass sie bald in Montborne sein würde. Sie musste dankbar für all das sein, was Pater Aldon für sie tat, und sich nicht insgeheim wünschen, ihm ihre Sorgen niemals anvertraut zu haben.
Auch durfte sie nicht mit jedem Schlag ihres Herzens das Gefühl haben, dass sie in ihrem Leben nichts so sehr bereuen würde wie die Trennung von Griffin.
Nun allerdings war es zu spät, um es sich anders zu überlegen. Pater Aldon wartete. Ihre Pflichten als Lady Montborne warteten. Ihr Leben wartete, und sie zögerte das Unausweichliche nur hinaus, wenn sie ihre Entscheidung im letzten Moment infrage stellte. Sie konnte nichts dadurch gewinnen.
All ihren Mut zusammennehmend, ließ sie sich von den Frauen in den dunklen, wollenen Reisemantel helfen. Nur unter Aufbietung all ihrer Kraft gelang es ihr, die Kammer zu verlassen und die Stufen hinabzusteigen, die Burg zu verlassen und in den Vorhof zu treten, wo der Priester und die Eskorte auf sie warteten. Man machte kein Aufhebens von ihrer
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