Die Ehre des Ritters (German Edition)
zuerst zugeschlagen. Ich habe diesen jungen Mann ermordet, obwohl er lediglich seiner Frau eine weitere demütigende Schändung durch Dom ersparen wollte.« Zitternd atmete Griffin aus. »Er wusste sicherlich, dass er sterben würde, aber das konnte ihn nicht von seinem Handeln abhalten. Er tat, was er für richtig hielt. Ich bewunderte ihn für seine Selbstlosigkeit, aber diese hat weder ihn noch sein Heim gerettet. Und auch nicht seine Frau.«
»Heilige Muttergottes«, seufzte sie zutiefst betrübt. »Hast du diese Bürde all die Jahre mit dir herumgetragen?«
»Ich hätte meine Klinge auf Dom richten sollen«, antwortete er. Offenbar hatte er ihre Frage nicht gehört. Zu sehr war er in seinen kummervollen Erinnerungen gefangen, um zu erkennen, dass sie ihn für seine vergangenen Taten nicht verurteilte. »Vielleicht erkennst du nun mein wahres Ich. Vielleicht begreifst du jetzt, wie falsch der Versuch war, mich zu retten.«
»Nein«, sagte sie. »Das ändert gar nichts. Es ändert in keiner Weise meine Meinung über dich … und auch nicht meine Gefühle.«
»Das sollte es aber, verflucht«, erwiderte er bissig. »Du solltest einen Plan schmieden, wie du mich bei der erstbesten Gelegenheit loswirst.«
»Ich würde dich nie loswerden wollen, Griffin«, entgegnete sie ohne Zögern. »Ich würde mit dir wohl bis ans Ende der Welt gehen, wenn du mich darum bittest.«
Er verharrte abrupt, blickte ihr forschend ins Gesicht, als verwirre ihn ihr Verständnis, verwirre ihn die Tiefe ihrer Gefühle für ihn. Als sie seine Hand an ihren Mund führte und seine kampferprobten Finger küsste, fluchte er leise. »Mylady«, raunte er, halb fragend, halb warnend.
Isabel schwieg, hielt seinen gequälten Blick fest und küsste seine warme raue Handfläche. Griffins Brauen verschmolzen zu einer schmalen Linie, und seine aufgewühlte Miene zeugte von dem inneren Aufruhr, der in ihm tobte. Seine Augen bohrten sich in die Dunkelheit der Höhlen, suchten ihren Blick, begehrlich und doch unsicher, zweifellos ein Spiegelbild ihres eigenen Blickes. Er sagte ihren Namen, dann rückte er näher zu ihr und nahm ihren Mund gefangen.
Sie küssten sich mit unverhohlener, verzweifelter Leidenschaft. Ihre Lippen trafen sich, lösten sich voneinander und trafen sich erneut, während ihre Hände sich berührten, miteinander verschlangen, zitternd vor Sehnsucht, sich nahe zu sein, sich zu berühren. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sich Isabel so lebendig gefühlt, so bereit, alles loszulassen, solange sie sich nur an Griffin festhalten konnte. Sie nahm alles, was er ihr in diesem Moment gab, hieß das sinnliche Eindringen seiner Zunge willkommen, ließ es zu, dass seine Hände ihre nackten Brüste umfingen, denn sie verzehrte sich nach seiner Liebkosung. Sie öffnete sich ihm, wo auch immer er es wollte, und hielt ihn fest.
Wollte ihm noch näher sein.
Schon wollte sie die Arme noch fester um ihn schlingen, da löste er sich von ihr. »Nein«, sagte er mit belegter, erstickt klingender Stimme. »Ich möchte dich nicht verletzen, Isabel.«
Liebevoll strich sie über seine Wange. »Das wirst du auch nicht.«
»Doch, das werde ich. Ganz sicher. Das ist dir gegenüber nicht gerecht. Ich habe mir selbst geschworen …« Er brach abrupt ab und schüttelte den Kopf. »Ich kann dir das nicht antun. Ich werde dir das nicht antun.« Hinter ihm verbrannte der letzte Ast mit lautem Knacken. Er zog den Mantel fester um ihre Schultern. »Das Feuer wird bald erloschen sein. Versuch zu schlafen, bevor es hier drinnen kalt wird.«
Sie machte sich nicht die Mühe, aufzubegehren, denn gleich darauf legte sich Griffin neben sie und zog sie in seine Arme. Seine Umarmung war nun eher wärmend als sinnlich, und während ihr Körper immer noch ob der Erinnerung an seinen Kuss sang, ob seiner wundersamen Berührung vibrierte, drängte sie sich an ihn wie ein Kätzchen in einen Korb weicher, wärmender Wolle. Sie schmiegte das Gesicht an seine tröstlich starke Brust und atmete seinen Duft ein, eine berauschende Mischung aus Holzfeuer, Nachtluft und Mann. Ihre Hand ruhte auf seinem Herzen, das stete Klopfen beruhigte sie, versetzte sie in einen Zustand von Frieden und innerlicher Stille.
Fast sofort fielen ihr die Augen zu, und bald schon dämmerte sie in die Schwerelosigkeit eines tiefen, traumlosen, schwarzen Schlafes hinüber, der sie, einer Flutwelle gleich, mit sich forttrug.
22
Er musste eingeschlafen sein, aber wie lange er geschlafen hatte, konnte
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