Die ehrenwerten Diebe
seiner Komplizen, die noch am gleichen Tag in der Kopernikusstraße 16 festgenommen werden konnten.
Die Täter spionierten im Auftrag eines ausländischen Konzerns, der das XYZ-Patent an sich reißen wollte.
»Sie haben uns einen ungeheuren Dienst erwiesen«, verabschiedete mich Generaldirektor von Kettener.
»Nicht ich«, erwiderte ich. »Wir haben einfach Glück gehabt.«
Wir fuhren zurück.
Helga hieß wieder Eva, und die Verbindungstür zwischen unseren Abteilen war geschlossen. Was meine Assistentin anbelangte, bedauerte ich ein wenig, daß der Fall so rasch geklärt worden war. Ich überreichte ihr einen üppigen Scheck. Sie bedankte sich, damit trennten sich eigentlich unsere Wege.
»Werden wir uns einmal wieder sehen?« fragte ich beim Abschied.
»Überlassen wir es doch dem Zufall«, erwiderte sie lächelnd.
»Vorsicht«, sagte ich. »Ich handle mit Zufällen.«
»Fürchtet ihr den bösen Mann?« erwiderte sie, und ich sah ihr nach, als sie mit lässigen Schritten auf das Taxi zuging.
Kurze Zeit später kam die nächste Überraschung: Ein Kriminalbeamter, der öfter mit mir zusammengearbeitet hatte, teilte mir mit, daß mein Telefon von einem gewissen Färber angezapft worden sei.
»Kennen Sie den Mann?« fragte er.
»Nein.«
»Wir stellen gerade fest, wer er ist«, entgegnete der Beamte.
Ich hatte eine Vorahnung, daß diesmal nicht der Fall auf mich, sondern ich auf den nächsten Fall zukommen würde …
2
Eigentlich ging mich die Sache nichts an, aber wie immer stellte mir die Neugier ein Bein, und so stolperte ich bereitwillig in meinen nächsten Fall. Abenteuer ist mein täglich Brot, aber selbst in meiner Branche war diese Geschichte einmalig.
Die Polizei lieferte mir frei Haus einen Täter, aber ich wußte nicht, welches Delikt er plante. Irgendwo gab es eine Firma, die mich dringend brauchte, aber ihr Hilferuf mußte versickert sein.
Ich war meinen Gegenspielern vom Start weg um einen Zug voraus und tappte dabei noch völlig im dunkeln.
»Färber heißt der Mann, der Ihr Telefon angezapft hat«, sagte der Kriminalkommissar Niebier und setzte in seinem typischen Telegrammstil hinzu: »Also Färber, achtundzwanzig, gelernter Elektrotechniker, arbeitet nicht. Hat aber Geld. Jedenfalls gibt er an wie drei Hochstapler zusammen.« Der Kriminalbeamte war untersetzt, korpulent. Man sah ihm die Wendigkeit nicht an, die sein Handwerkszeug war.
»Und wie haben Sie diesen Burschen so schnell gefunden?« fragte ich.
»Na ja«, gestand er mit einer Spur Widerwillen. »Eigentlich durch einen Zufall. Ein Postbeamter hatte ein schlechtes Gewissen und vertraute sich seinem Abteilungsleiter an – der Rest war reine Routine.«
Also Färber hatte sich in einer Kneipe mit einem Bauarbeiter der Bundespost angefreundet und ihn überredet – angeblich einer Wette wegen –, ihm kurzfristig Uniform und Dienstwagen zu überlassen. Meine neue Haushälterin – sie war noch nicht eingearbeitet – hatte ihn für einen Beamten des Störungsdienstes gehalten und in mein Haus eingelassen. So einfach sind mitunter Dinge, die man sich nicht erklären kann.
»Weitere Informationen über diesen Färber?« fragte ich.
»Soviel Sie wollen«, erwiderte Niebier. »Der Mann war früher in der Entwicklungshilfe tätig.«
»Wo?«
»Irgendwo im Nahen Osten. Nähere Einzelheiten folgen. Dann lebte er eine Weile in Frankfurt. Vor einer Woche ist er nach München gezogen, hält sich in einer Schwabinger Pension auf, lebt von Frauen oder von Verbrechen. Oder von beidem.« Der Kommissar entnahm seiner Brieftasche ein Foto, reichte es mir. Er hatte überlange Arme, so daß seine Hände wie verkümmert wirkten. Aber dieser Eindruck war trügerisch. Der Mann war gewohnt, beidhändig zuzugreifen.
Das Foto zeigte ein hübsches leeres Gesicht, leicht blasiert und schon ein wenig verlebt.
»Sein Revier ist das Dachschwimmbad im Hotel Bayerischer Hof«, fuhr der Beamte fort. »Da finden Sie ihn fast jeden Nachmittag. Mädchen sind ihm lieber als Frauen, aber er nimmt, was er bekommt. Liebt feines Essen. Trägt Maßanzüge und ist passionierter Pfeifenraucher.« Niebier steckte das Foto wieder ein. »Sie können sich vorstellen, daß ich mir diesen Burschen gern vorknöpfen würde. Aber wie ich Sie kenne, stellen Sie wieder keinen Strafantrag.«
»So ist es«, erwiderte ich.
»Aber der Mann wollte doch schließlich nicht nur Ihr Liebesleben belauschen«, entgegnete Niebier gereizt.
»Liebesleben ist gut«, antwortete
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