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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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es?»
    Wütend starrte er sie an, dann zog er sie unvermittelt an sich. «Ihr, verflucht nochmal! Habt Ihr das noch immer nicht begriffen?» Abrupt ließ er sie wieder los und ballte hilflos die Hände zu Fäusten.
    «Doch, Johann.» Elisabeth wich trotz seines zornigen Blicks nicht vor ihm zurück, sondern hob nur die Hand und streichelte sanft über die lange Narbe auf seiner Wange. «Das habe ich sehr wohl begriffen. Was ich nicht verstehe, ist, warum das für Euch so schlimm ist.»
    Einen Lidschlag lang ließ Johann die Berührung zu, dann schob er ihre Hand fort. «Ihr habt noch nicht erlebt, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren. Euer Verlobter ist gestorben, das ist bedauerlich, nicht wahr? Aber hat Euch diese Nachricht das Herz herausgerissen? Nein. Und das ist auch gut so. Ehe und Liebe vertragen sich nicht.» Er wandte sich wieder zum Fenster um und starrte hinaus. «Meine Mutter hat meinen Vater geliebt. Das weiß ich, denn sie hat es mir selbst gesagt. Sie gebar ihm elf Kinder in elf Jahren, nur drei davon überlebten, die Geburt des letzten hat sie selbst das Leben gekostet. Zum Dank wartete mein Vater nicht einmal ein halbes Jahr, bis er sich die nächste Frau nahm. Auch sie starb im Kindbett. Und wenn er so weitermacht, wird Jutta die Nächste sein.» Er stieß einen wütenden Laut aus. «Auch sie liebt ihn, weiß der Himmel, was er an sich hat. Seid Ihr ihm noch nicht verfallen?» Kurz warf er ihr einen sarkastischen Seitenblick zu.«Er quält sie. Nicht körperlich, bei Gott. Aber er nimmt sich, was er will, und überlässt es anderen, die Scherben seines verderbten Lebenswandels aufzukehren. Wisst Ihr, wie viele Bastarde er hat? Sechzehn! Natürlich erkennt er nicht einen von ihnen an. Stattdessen lässt er die Mägde oder Bauerntöchter fallen, wenn er sie überhat, stürzt sie ins Elend oder verschachtert sie an den Nächstbesten. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie es ist, die Frauen, denen er vor Gott die Treue geschworen hat, unter seiner Missachtung leiden zu sehen? Er benutzt sie und überhäuft sie mit Kleidern und teuren Geschenken, aber er schert sich einen Dreck darum, ob sie leben oder sterben.»
    «Und was hat das mit Euch zu tun?» Elisabeth sah ihn weiter unverwandt an, vermied es jedoch, ihn erneut zu berühren, aus Angst, er würde dann nicht weitersprechen.
    «Mit mir?» Johann hieb mit der Faust gegen die Wand. «Ich bin sein Sohn, verdammt.» Er lachte bitter auf. «Ich hätte gewarnt sein müssen. Aber nein, dumm, wie ich war, heiratete ich eine Frau, für die ich eine närrische Verliebtheit empfand.»
    «Hat sie Euch ebenfalls geliebt?»
    Aufgebracht funkelte er sie an. «Macht es das besser? Mein Vater hat mich gewarnt, aber ich wollte ja nicht hören. Zur Strafe wurde mir Mariana schon nach weniger als zwei Jahren wieder genommen. Und das Kind, der verfluchte Grund für ihren Tod, ebenfalls.» Er lehnte kraftlos den Kopf gegen das kalte Gemäuer. «Ein zweites Mal mache ich das nicht durch, das habe ich mir damals geschworen.»
    «Und was ist mit Aleidis und Enneleyn?», wagte sie zu fragen.
    Johann hieb erneut gegen die Wand, dann blickte er ihr ins Gesicht. Seine Miene glich der eines waidwunden Tiers. «Sie leiden nun, weil ich sie ebenso schäbig behandelt habe wie mein Vater die Frauen, die nun seine Bastarde aufziehen müssen. Ihr seid nicht dumm, Elisabeth. Ihr wisst, was über mich geredet wird. Nehmt es Euch zu Herzen und haltet Euch fern von mir und meiner Familie. Ihr habt ein solches Leid nicht verdient.»
    Nun legte Elisabeth ihm doch wieder eine Hand auf den Arm. «Habt Ihr Mariana während Eurer Ehe jemals mit einer anderen Frau betrogen?»
    Überrascht sah er zuerst auf ihre Hand, dann in ihr Gesicht. «Nein.»
    «Würdet Ihr es bei einer anderen Ehefrau tun?»
    «Niemals.»
    «Warum glaubt Ihr dann, dass sie leiden würde?»
    Johann erwiderte ihren Blick schweigend. Sein Innerstes fühlte sich wund und geschunden an. Dennoch sehnte er sich mehr nach Elisabeth als je zuvor. Zaghaft hob er die Hand und berührte ihre Wange.
    Im gleichen Moment gellte der schrille Schrei einer Frau durch die Burg.

36.   KAPITEL
    Fluchend wischte Johann sich den Schweiß aus den Augen. Die Sonne brannte an diesem Nachmittag erbarmungslos auf den Burghof nieder. Am Vormittag hatte er aufbrechen wollen, doch leider war an seinem Sattel ein Steigbügel abgerissen, und der Pferdeknecht hatte zwei Stunden gebraucht, um den Schaden zu reparieren. Und nun hatte sein Pferd zu

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