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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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denen es heftig pochte, und trat durch die Tür ins Freie. Endlich hatte der beruhigende Kräutersud, den Thea für Hedwig gekocht hatte, seine Wirkung getan. Die Burgherrin schlief, und Elisabeth dachte ebenfalls mit Sehnsucht an ihr Bett. Doch zunächst würde sie nach Luzia und deren Bruder sehen. Sie hoffte sehr, dass es Anton bald besserging und er wenigstens wieder zu sprechen anfangen würde.
    Als Elisabeth den Kopf hob, bemerkte sie zwei Knechte, die gerade einen Mann auf eine hölzerne Trage hoben. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie erkannte, dass es sich bei dem Mann um Johann handelte. Im selben Moment kam Bruder Georg auf sie zu, doch sie nahm ihn kaum wahr. Sie raffte ihre Röcke und rannte auf die beiden Knechte zu. «Johann! Was ist mit ihm?» Aufgeregt fasste sie den offenbar bewusstlosen Ritter am Arm und rüttelte ihn leicht.
    «Geht zur Seite, edle Jungfer», sagte einer der Knechtefreundlich. «Wir müssen Herrn Johann ins Gesindehaus bringen.»
    «Ins Gesindehaus?»
    Der Knecht nickte. «Er ist zu schwer, um ihn die Treppe hoch in seine Kammer zu tragen.»
    «Ja, aber   …»
    «Elisabeth, mein Kind, lasst die Männer ihre Arbeit tun.» Bruder Georg, der ihr gefolgt war, berührte sie leicht an der Schulter. «Für Herrn Johann wird schon gesorgt werden.»
    «Gesorgt werden? Was soll das heißen?» Elisabeth konnte keinen klaren Gedanken fassen. «Was ist mit ihm?»
    Bruder Georg senkte betrübt den Blick. «Er hat die Pest.»
    «Nein.»
    «Ich konnte mich selbst davon überzeugen   …»
    «Nein!» Entgeistert starrte Elisabeth ihren Beichtvater an, dann wollte sie den Knechten mit der Trage hinterherlaufen. Doch Bruder Georg hielt sie am Arm fest. «Bleibt hier, Kind. Ihr könnt nichts für ihn tun.»
    «Aber er kann nicht krank sein. Ich muss   …»
    «Ihr solltet jetzt sofort wieder ins Haus gehen, Elisabeth», unterbrach Bruder Georg sie streng. «Ihr hattet Kontakt mit ihm, mit Gertrud   … Ich bitte Euch, geht zurück in Eure Kammer und bleibt dort. Ihr dürft nicht das Risiko eingehen, ebenfalls zu erkranken!»
    Elisabeth hörte ihm gar nicht zu. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie hatte das Gefühl, jemand zöge ihr den Boden unter den Füßen weg. «Er darf nicht krank sein, Bruder Georg! So tut doch etwas!»
    Besorgt legte er ihr einen Arm um die Schultern. «MäßigtEuch, mein Kind. Niemand kann etwas dagegen tun.» Mit sanfter Gewalt schob er sie durch die Tür ins Haus. «Sein Geschick liegt jetzt einzig in Gottes Hand, mein Kind.»
    ***
    «Großer Gott, was ist mit Euch, Herrin?» Luzia stürzte erschrocken auf Elisabeth zu, als diese auf Bruder Georg gestützt die Schlafkammer betrat. Sie hatte in Ermangelung einer anderen Beschäftigung gerade versucht, ihrem Bruder eine Geschichte zu erzählen. Zwar hörte er ihr zu, doch sein regungsloses Gesicht ließ nach wie vor nicht erkennen, ob er sie verstand oder was er dachte. Sie war der Verzweiflung nahe, und als sie jetzt auch noch das geisterhaft bleiche Gesicht ihrer Herrin sah, rang sie nur hilflos die Hände. «Bruder Georg, was ist geschehen?»
    «Johann   …» Elisabeth starrte blicklos vor sich hin. «Er darf nicht krank sein.» Plötzlich wurde ihr Blick wieder klar, und sie sah Luzia wild an. «Er darf nicht sterben!»
    Ehe sie sichs versahen, hatte Elisabeth sich umgedreht und rannte aus der Kammer und die Treppe hinab.
    «Bleibt!», rief Bruder Georg ihr erschrocken hinterher und eilte dann selbst zurück zur Treppe. Dort drehte er sich noch einmal um. «Sie ist von Sinnen, Luzia. Hilf mir, sie zurückzuholen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie auch krank wird.»
    «Gewiss, Bruder Georg.» Mit einem kurzen Blick auf ihren Bruder eilte Luzia hinter ihm her. «Aber was ist denn nur geschehen?»
    Am Fuß der Treppe blieb er stehen und blickte sie finster an. «Johann von Manten ist an der Pest erkrankt.»
    «Nein!» Luzia schlug betroffen eine Hand vor den Mund. «O nein, sagt, dass das nicht wahr ist!»
    ***
    Stocksteif saß Elisabeth auf einem Schemel neben der Strohschütte, auf die man Johann im Gesindehaus gebettet hatte. Einer der Knechte hatte ihm sein Wams ausgezogen und eine dünne braune Wolldecke über ihm ausgebreitet.
    Trotz Bruder Georgs eindringlichen Bitten hatte Elisabeth sich geweigert, das Gesindehaus zu verlassen. Nun war er zu Simon gegangen in der Hoffnung, dieser würde sie zwingen, in den Palas zurückzukehren. Doch der Burgherr war fortgeritten, und so hinderte niemand

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