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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Elisabeth am Bleiben. Luzia war ihr in das Gesindehaus gefolgt. Es bestand aus zwei rechteckigen Räumen, die direkt an den Viehstall angebaut waren und so vor allem im Winter die von dort abstrahlende Wärme mitnutzten. Seit Ausbruch der Pest wurde der vordere Raum nun als Krankenlager benutzt, im hinteren schliefen nur noch diejenigen Mägde, die sich der Krankenpflege widmeten. Alle anderen Dienstboten hatten ihre Schlaflager im Stall oder in der Scheune aufgeschlagen.
    Die Zahl der Kranken war in den letzten Tagen stark angestiegen, inzwischen hatte man zwölf Menschen ins Gesindehaus gebracht, darunter vier Mägde, drei Knechte, die beiden Wäscherinnen, zwei Wachsoldaten und nun auch Johann.
    Luzia sah sich schaudernd in dem Raum um. Die Kranken husteten, keuchten, jammerten oder murmelten in Fieberträumen. Die Luft war stickig, denn die Fensterläden hatte man fest verschlossen. Außerdem hing der Geruch nach menschlichen Ausscheidungen, Schweiß und Erbrochenem in der Luft. Im Stroh, das man auf dem Boden verteilt hatte, raschelten Mäuse und Ratten auf der Suche nach Essensresten. Sie schienen die einzigen Lebewesen zu sein, die sich hier wohlfühlten. Die drei Mägde, die sich um die Kranken kümmerten – Trudi, Leni und eine blasse ältliche Frau namens Berte   –, tuschelten aufgeregt miteinander, trauten sich jedoch offenbar nicht, Elisabeth anzusprechen. Schließlich winkten sie Luzia zu sich und redeten heftig auf sie ein.
    Elisabeth kümmerte sich nicht darum. Sie brachte es kaum fertig, auch nur für einen Moment ihre Augen von Johann abzuwenden. Er war nicht mehr bewusstlos, doch sein Gesicht glühte vom Fieber, und er schien zu träumen. Noch immer weigerte sich ein Teil von ihr zu glauben, dass er tatsächlich von dieser schrecklichen Krankheit befallen war. Vielleicht hatte ihm nur die Hitze zugesetzt   … Bei diesem Gedanken schaute sie sich nun doch im Raum um und erblickte neben einer der Matratzen in der Nähe einen Eimer mit Wasser, in dem ein weißes Tuch schwamm. Rasch zog sie den Eimer zu sich heran – das Wasser schien sauber zu sein – und wrang das Tuch leicht aus, um Johann damit den Schweiß von der Stirn zu wischen. Er zuckte ein wenig, erwachte jedoch nicht. Beherzt tupfte sie ihm auch noch über Wangen und Hals und schob schließlich die Wolldecke bis zu seinem Bauchnabel hinunter. Nachdemsie das Tuch erneut befeuchtet hatte, rieb sie sehr vorsichtig damit über seine Brust und die Oberarme.
    Das kühle Nass belebte Johann etwas. Er bewegte sich und hob den Arm ein wenig an, sodass Elisabeth die kleine schwärzliche Beule in seiner Achsel sehen konnte. Ihr Herz verkrampfte sich. Wie betäubt starrte sie darauf. Der Lappen fiel ihr aus der Hand und landete raschelnd im Stroh. Hastig griff sie danach und warf ihn in den Eimer, wrang ihn aus und presste ihn sich dann aufs Gesicht. Ein grässlicher Gedanke ergriff von ihr Besitz. War sie am Ende schuld daran, dass er hier lag? Wegen ihr war er nach Blasweiler geritten. Hatte er sich dort angesteckt? Sie schluchzte trocken. Es musste so sein. Zwar hatte sie ihn nicht um seine Hilfe gebeten, doch was machte das für einen Unterschied? Sie war ihm dankbar gewesen – das war sie noch immer. Doch sie hatte um die Gefahr gewusst und hätte ihn zurückhalten müssen.
    «Herrin?» Sie spürte Luzias Hand auf ihrer Schulter. «Herrin, die anderen Frauen sagen, Ihr müsst wieder in den Palas gehen. Es ist viel zu gefährlich hier drin. Was, wenn Ihr auch krank werdet?»
    Elisabeth schüttelte den Kopf. «Ich gehe hier nicht weg.» Sie hob den Kopf. «Du weißt, dass ich das nicht kann, Luzia.»
    Luzia nickte ruhig. «Ja, ich weiß, Herrin. Wenn Roland hier liegen würde, ginge es mir genauso. Ich habe Trudi und Leni erklärt, dass Ihr nicht gehen werdet und Euch um Herrn Johann kümmern wollt. Aber sie meinen, wenn Herr Simon zurück ist, wird er Euch mit Gewalt hinausschleppen.»
    «Nein, das wird er nicht. Je länger ich hierbleibe, desto größer wird die Gefahr, dass ich die Krankheit mit ins Haus bringe. Das wird er schon wegen Hedwig und der Kinder nicht wollen.» Wieder presste sich Elisabeth das feuchte Tuch aufs Gesicht. Dann blickte sie Luzia eindringlich in die Augen. «Aber ich will, dass du das Gesindehaus sofort verlässt. Geh zurück zu deinem Bruder. Er braucht dich.»
    «Aber Herrin, ich soll Euch allein lassen?», protestierte Luzia.
    Elisabeth hob jedoch gebieterisch die Hand. «Tu, was ich dir sage. Geh

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