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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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allem Überfluss auch noch ein Hufeisen verloren. Bei näherer Betrachtung hatte er festgestellt, dass auch die anderen drei Eisen ausgetauscht werden mussten, und so hielt er nun das Bein des Falben, während der Schmied seine Arbeit tat.
    Zwei Tage war er nun schon im Verzug. Doch selbstverständlich hatte er nicht abreisen können, nachdem er erfahren hatte, dass der kleine Craft der Pest erlegen war. Hedwig hatte einen hysterischen Anfall erlitten, und Elisabeth kümmerte sich seither Tag und Nacht um sie. Dass Crafts Schwester seit dem frühen Morgen ebenfalls an den todbringenden Symptomen der Krankheit litt, verschwiegen sie der Burgherrin tunlichst.
    Der Junge war am vergangenen Abend von einem Wagen abgeholt und zur Burg seiner Eltern gebracht worden. Johann hatte geholfen, den Sarg mit dem kleinen Leichnam in den Reisewagen zu heben. Noch immer rieselte es ihm allein beim Gedanken daran eiskalt über den Rücken.
    Das Pferd zuckte und stieß ihm den Huf schmerzhaft gegen das Knie. «Verflixt noch eins!», fluchte er und wischte sich erneut den Schweiß fort, der ihm in Strömen übers Gesicht floss und in seinen Augen brannte.
    «Ich hab’s gleich!», sagte der Schmied. «Nur noch ein Nagel, dann bin ich fertig.»
    «Hoffentlich», knurrte Johann verstimmt. Die Hitze setzte ihm mehr zu als sonst. Sein Wams klebte regelrecht an seinem Körper, und seine Glieder fühlten sich schwer an. Am liebsten hätte er seinen Kopf in einen Eimer mit kaltem Wasser getaucht.
    Bruder Georg, der schon eine Weile in der Nähe stand und ihnen zusah, trat mit einem Räuspern näher. «Ihr solltet in den Schatten gehen, Herr Johann. Euer Gesicht ist schon ganz rot.»
    Da der Schmied endlich mit seiner Arbeit fertig war, ließ Johann den Huf los und richtete sich auf. Dass ihn dabei leichter Schwindel ergriff, versuchte er zu ignorieren. Stattdessen griff er nach der Kelle, die in dem Eimer mit frischem Wasser neben dem Stalleingang stand, und trank gierig. Erst dann musterte er den Mönch abweisend. «Kümmert Euch nicht um mich, Bruder Georg. Ihr habt ganz sicher Besseres zu tun.»
    Bruder Georg zuckte mit den Schultern. «Wie Ihr meint. Es war auch nur ein gutgemeinter Rat. Und noch einen möchte ich Euch gerne geben.» Er sah zu dem Schmied hin und wartete, bis dieser seine Werkzeuge eingesammelt hatte. Erst als er außer Hörweite war, sprach Bruder Georg weiter: «Lasst Eure Finger von Elisabeth. Ich lasse nicht zu, dass Ihr ihr wehtut.»
    Johann verzog spöttisch die Mundwinkel. «Ihr wiederholt Euch, Mönch. Ich habe nichts dergleichen vor.»
    «Was hatte sie dann in Eurer Kammer zu suchen?», fuhr Bruder Georg ihn an. «Ich warne Euch. Wenn Ihr auch nur versucht haben solltet   …»
    «Ich habe sie nicht angerührt, Mann!» Zornig trat Johann ihm entgegen. «Aber wenn Ihr schon so besorgt um sie seid, dann seht zu, dass sie alsbald verheiratet wird. Und bringt sie fort von hier.»
    «Das täte ich, wenn es in meiner Macht stünde, verlasst Euch darauf, Herr Johann.» Bruder Georg ließ sich von dem herrischen Gemüt des Ritters nicht einschüchtern, dazu lag ihm viel zu viel an Elisabeths Wohlergehen. Und das sah er derzeit arg gefährdet. Dennoch – oder gerade deswegen – war er zu Johann gegangen, denn er musste sich über etwas Gewissheit verschaffen. «Beantwortet Ihr mir eine Frage?»
    Johann zuckte mit den Schultern. «Stellt mir die Frage, dann sehen wir, ob sie es wert ist, beantwortet zu werden.» Er ging in den Stall und kam nur Augenblicke später mit seinem Sattel auf dem Arm zurück. «Also?»
    Bruder Georg kräuselte die Lippen. «Ist Eure Familie mit dem Hause Wied verwandt?»
    «Mit wem?»
    «Mit den Grafen von Wied-Kempenich, deren Linie im männlichen Stamm vor etwa hundert Jahren ausgestorben ist.»
    «Die Isenburger, meint Ihr?» Johann runzelte überrascht die Stirn.
    Bruder Georg nickte vage. «Die Isenburger kamen über die weibliche Linie an den Titel, ja.»
    «Ich weiß zwar nicht, was Ihr mit der Frage bezweckt, aber nein, ich bin nicht mit ihnen verwandt.»
    Bruder Georg atmete auf. «Gut. Ich wollte nur sichergehen. Gehabt Euch wohl, Herr Johann.» Ohne ein weiteres Wort wandte der Mönch sich ab und ging langsam davon.
    Johann sah ihm irritiert nach. Dann hob er achselzuckend den Sattel auf den Rücken seines Pferdes. Im nächsten Moment spürte er ein heftiges Pochen hinter seinen Schläfen, und ihm wurde schwarz vor Augen.
    ***
    Erschöpft rieb sich Elisabeth die Schläfen, hinter

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