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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Fenster standen zusätzlich weit offen. Rechts neben dem Palas gab es noch zwei niedrige Gebäude und daneben einen Brunnen inmitten eines Kräuter- und Gemüsegartens, den vermutlich die Burgherrin angelegt hatte. Dem Duft nach, der einem der beiden eingeschossigen Bauten entströmte, musste es sich um ein Backhaus handeln. Prompt meldete sich Elisabeths Magen. Sie ließ sich jedoch ihren Hunger nicht anmerken, sondern blickte sich weiter um.
    Hinter dem Palas erhoben sich zwei beeindruckende Türme und links hinter der Mauer, jedoch in einigem Abstand, wieder ein Schalenturm, der zur Burgseite hin offen war. Da die Entfernung zur Mauer recht groß war, vermutete Elisabeth, dass sich zwischen Mauer und Turm noch ein weiterer Hof befand. Vielleicht der Viehhof.
    Gerade als sie Bruder Georg danach fragen wollte, hörte sie die energische Stimme einer Frau den Knechten und Mägden Befehle erteilen. Im nächsten Moment stand Hedwig, die Herrin von Burg Kempenich, vor Elisabeth. Sie war klein und ein wenig rundlich, mit hellblondem Haar, das fast gänzlich unter ihrer weißen Rise und dem geblümten Gebende verborgen war. Ihre wasserblauen Augen sprühten vor Energie und ließen sie jünger wirken, als sie war. Elisabeth schätzte sie auf fünfundzwanzig. Sie hatte Hedwig und deren Gemahl Simon, den Herrn von Kempenich, bereits einmal vor ungefähr zwei Jahren getroffen, als beide zu Besuch auf der Küneburg gewesen waren.
    «Willkommen!», rief Hedwig und reichte Elisabeth zur Begrüßung beide Hände. «Wie schön, dass Ihr endlich hier seid, liebe Elisabeth. Wir hatten schon Sorge, Ihr würdet es nicht mehr vor dem Regen schaffen.» Wie zur Bestätigung ihrer Worte fielen nun die ersten vereinzelten Regentropfen. «Kommt rasch herein, meine Liebe. Ihr müsst ja ganz erschöpft sein!» Sie winkte Bruder Georg und den drei Bewaffneten. «Und auch Ihr, Bruder, und Ihr Herren, seid gegrüßt und kommt mit hinein!»
    Sie folgten der Burgherrin in den Palas. Elisabeth bewunderte die große Eingangshalle, die wohl auch als Festsaal benutzt wurde, da die Wände mit wertvollen Teppichen behängtund mit Jagdtrophäen verziert waren. Es gab hier eine große offene Feuerstelle, drei große Tische mit schweren Bänken zu beiden Seiten und messingbeschlagene Truhen an der linken Wand. «Setzt Euch bitte!», forderte Hedwig sie auf, eilte geschäftig zu einer der beiden Türen, die in die hinteren Räume führten, und rief erneut einige Befehle. Ihre Röcke raschelten, als sie über den mit Stroh und frischen Kräutern bedeckten Boden wieder zu Elisabeth zurückkehrte und sich ihr gegenüber auf eine der Bänke setzte. «Trudi wird gleich den Wein bringen», sagte sie.
    Elisabeth musste über die fröhliche Redseligkeit ihrer Gastgeberin lächeln.
    «Simon ist leider nicht hier; er musste in Gerichtssachen zur Burg Olbrück. Aber er wird zum Abendessen ganz sicher zurück sein. Wie wird er sich freuen, Euch wiederzusehen, meine liebe Elisabeth! Und Ihr seid ja seit unserem letzten Treffen noch hübscher geworden! Eine echte Dame. Den Männern in der Gegend werden die Augen aus dem Kopf fallen, da bin ich mir sicher.» Hedwig winkte die Küchenmagd heran und ließ sie Wein in die bereitstehenden Zinnpokale einschenken. «Und Ihr seid noch gewachsen seit damals, nicht wahr?»
    Elisabeth senkte verlegen den Blick. «Nun   …»
    «Ach was, verzeiht mir meine Unhöflichkeit», redete Hedwig bereits weiter. «Ich weiß, es gehört sich nicht, es zu erwähnen, aber Ihr seid nun einmal größer als alle Frauen, die ich kenne. Doch das», sie umfasste vertraulich Elisabeths Hand, «tut doch Eurer Schönheit keinen Abbruch. Im Gegenteil, will ich meinen. Stimmt Ihr mir da nicht zu, Bruder Georg?» Sie blickte zu dem Benediktiner hinüber,der sich mit den drei Rittern etwas abseits niedergelassen hatte. Er nickte pflichtschuldigst.
    Hedwig lächelte so herzlich, dass Elisabeth ihre Verlegenheit wieder vergaß. «Die Burg ist größer, als mein Vater sie beschrieben hat», wechselte sie stattdessen das Thema. «Ein imposanter Bau.»
    «O ja», bestätigte Hedwig stolz. «Und Simon hält sie auch in Schuss, so gut es geht. Ich will Euch später gerne alles zeigen. Doch nun möchtet Ihr Euch sicher erst einmal ein wenig von der Reise ausruhen, nicht wahr? Kommt, ich begleite Euch hinauf zu Eurer Kammer.» Sie blickte sich suchend um, erst jetzt schien ihr aufzufallen, dass Elisabeth keine weibliche Begleitung hatte. «Wo ist denn Eure

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