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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Gedanken, denn er kam ihr lächerlich vor. Was sollte wohl eine einfache Magd mit solchem Wissen anfangen? Sie kannte außer den hohen Herrschaften und den Geistlichen niemanden, der lesen oder schreiben konnte. Es kam ihr vor wie ein großes Geheimnis. Wie konnte man nur Worte, die die Menschen sprachen, mit diesen verschnörkelten Zeichen darstellen? Kopfschüttelnd legte Luzia den Brief zurück auf die Truhe. Dieses Geheimnis würde ihr wohl auf ewig verschlossen bleiben – ebenso wie jenes der körperlichen Liebe.
    Obwohl es erst früher Nachmittag war, fühlte Luzia sich mit einem Male todmüde. Da die Herrschaften nicht auf der Burg weilten, verlief das Leben derzeit sehr ruhig. Vermutlich würde niemand sie vermissen, dachte Luzia, zog die Decke unter sich hervor und kroch darunter. Wenig später war sie eingeschlafen.
    Sie erwachte, weil jemand ihren Namen rief. Erschrocken fuhr sie hoch und blickte sich verwirrt um. In der Schlafkammer herrschte ein diffuses Zwielicht. Offenbar ging die Sonne gerade unter.
    «Luzia, wo steckst du denn?»
    Das war Lenis Stimme. Luzia schwang sich schnell aus dem Bett und zog die Decke glatt. «Hier oben!», rief sie. «Ich komme schon.»
    Eilig richtete sie ihr leicht verknautschtes Kleid. Sie fühlte sich noch ein wenig benommen, denn sie hatte irgendetwasAußergewöhnliches geträumt. Sie ging zur Treppe und stieß dort beinahe mit Leni zusammen.
    «Hoppla! Da bist du ja, Luzia. Komm schnell. Da ist ein Wagen auf den Hof gefahren. Und du glaubst es nicht: Er trägt das Wappen der Küneburger. Wenigstens behauptet Alfred das. Du weißt schon, der Pferdeknecht. Der Verwalter hat die Herrschaft hereingeführt, und jetzt müssen wir ihr eine Kammer herrichten – es ist nämlich eine Frau – und danach Thea helfen, ein Abendessen zu richten. Nun komm schon, beeile dich!»
    «Ja doch.» Luzia nickte Leni zu. «Geh schon mal vor. Ich muss noch die Fenster schließen, dann komme ich nach.»
    Leni machte auf dem Absatz kehrt und polterte auf ihren Holzschuhen die Treppe wieder hinab. Rasch ging Luzia in die Schlafkammer zurück und verschloss die fünf Fenster, damit der kalte Nachtwind den Raum nicht noch mehr auskühlte. In der vorigen Nacht hatte sie das vergessen, und am Morgen war das Wasser im Krug und in der Waschschüssel von einer dünnen Eisschicht überzogen gewesen.
    Gerade wollte sie wieder zur Tür hinauseilen, als ein merkwürdiger Lichtschein ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie blieb stehen und starrte auf das Kästchen mit dem Kruzifix. Ein eisiger Schauer rann ihr Rückgrat hinab. Das silberne Kreuz war von einem intensiven blauen Lichtkranz umgeben! Hin- und hergerissen zwischen Entsetzen und Neugier näherte sie sich vorsichtig dem Kästchen und streckte die Hand aus. Sie spürte eine starke Hitze. Je näher sie ihre Hand jedoch an das Kreuz heranführte, desto mehr schien es sich abzukühlen.
    Vorsichtig tippte es Luzia mit der Fingerspitze an, und alsnichts Schlimmes geschah, nahm sie es beherzt in die Hand. Im selben Moment begann das Kruzifix laut zu summen. Luzia erstarrte. Das Summen klang beängstigend und zornig. Doch sie brachte es nicht fertig, das Kreuz loszulassen. Für einen kurzen Moment flackerten Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Luzia erschrak, denn plötzlich erinnerte sie sich wieder an den Traum, den sie vorhin gehabt hatte. Es war der Traum mit dem Reisewagen, in dem Elisabeth saß, der jedoch ohne sie davonfuhr!
    Was mochte das bedeuten? Und was hatte dieser Brief damit zu tun? Luzia war sich plötzlich sicher, dass der Brief des Kronachers etwas mit dem Traum zu tun hatte, ebenso wie mit dem unheimlichen Summen und Leuchten. Sie konnte es regelrecht körperlich spüren.
    Doch so schnell diese Empfindungen über sie gekommen waren, so schnell lösten sie sich auch wieder auf. Das Summen ließ nach, und sie legte das Kruzifix schnell wieder in das Kästchen zurück. Ob sie Bruder Georg davon berichten sollte? Doch der war hinunter in den Ort gegangen und hatte davon gesprochen, bei Vater Ambrosius zu übernachten.
    Unsicher blickte sie auf das Kästchen. Der blaue Schein jagte ihr erneut eine Gänsehaut über den Rücken. Was, wenn jemand heraufkam und das Kruzifix sah? Entschlossen klappte sie den Deckel des Kästchens zu und versteckte es unter den Kissen auf Elisabeths Bett. Dann rannte sie die Treppe hinunter, um Leni zu helfen und vielleicht einen Blick auf die Besucherin zu erhaschen.
    ***
    Die Frau, die in Begleitung Reinher von

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