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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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und ihn an der Schulter stützte. Er schubste ihn ein Stückchen vorwärts. «Los, mein Freund, beweg dich. Ich bringe dich nach Hause.»

18.   KAPITEL
    So rasch sie konnte, stieg Luzia die Stufen der Wendeltreppe hinauf. In der Schlafkammer angekommen, sah sie sich kurz um und warf sich dann rücklings auf Elisabeths Bett. Wie weich die Kissen waren und wie warm und bauschig sich die daunengefüllte Decke anfühlte! Verträumt blickte Luzia zum Betthimmel hinauf und beobachtete eine winzige Spinne, die auf einen der Bettpfosten zukrabbelte. Elisabeth war mit der Burgherrin und den Mädchen nun seit vier Tagen fort, und Luzia sah nicht ein, weshalb sie die Gelegenheit nicht hätte nutzen sollen, in dem großen gemütlichen Bett zu schlafen. Das hatte sie natürlich niemandem verraten, denn wer wusste schon, ob nicht einer der Dienstboten sie verriet. Sie hatte den Eindruck gewonnen, dass doch einige der Mägde sie um ihren privilegierten Schlafplatz im Wohnhaus und um das schöne Kleid beneideten. Und um Roland. Ein versonnenes Lächeln umspielte Luzias Lippen.
    Heute hatten sie einen Spaziergang hinunter zur Bernharduskapelle gemacht, und unter den kahlen Ästen der mächtigen Linde hatte er ihr ein Lied vorgesungen. Sie wusste, wenn Elisabeth davon erfuhr, würde sie verärgert sein. Luzia hatte ihr schließlich versprochen, sich nicht mehr allein mit Roland zu treffen. Doch mehr als ein paar zärtliche Worte und Gesten und den einen oder anderen Kuss hatte sie ihm ja nicht erlaubt.
    Bei der Erinnerung an die zarte Berührung seiner Lippen kribbelte es in Luzias Magengrube, als säßen dort unzählige Ameisen. Er hatte ihr Gesicht gestreichelt und sie wieder seine hehre Frau genannt.
    Und dann das Lied   … Diesmal war es kein fremdländisches gewesen, sodass er ihr die Worte nicht erst hatte übersetzen müssen. Sie versuchte, sich an die Verse zu erinnern.
    Unter der linden
    an der heide, dâ unser zweier bette was,
    dâ mugt ir vinden
    schône beide
    gebrochen bluomen unde gras   …
    Das Lied handelte von einem Mädchen, das sich heimlich mit seinem Liebsten getroffen hatte. Als Luzia alle Strophen gehört hatte, war sie ganz verlegen geworden, denn die Maid in dem Lied beschrieb mit blumigen Worten, was unter der genannten Linde alles geschehen war.
    Daz er bî mir læge,
    wessez iemen
    nu enwelle got!, sô schamt ich mich.
    wes er mit mir pflæge.
    niemer niemen
    bevinde daz, wan er unt ich   …
    Wie mochte es wohl sein, wenn sie Roland erlaubte, diese Dinge auch mit ihr zu tun? Elisabeths Mahnung fiel ihr ein. Sie durfte es nicht so weit kommen lassen, ganz gleich, wiesehr sie sich nach Rolands zärtlichen Berührungen sehnte. Was, wenn sie wirklich schwanger wurde? Elisabeth würde sie fortschicken, dann müsste sie nach Blasweiler zu ihren Eltern zurückgehen. Und was für eine Schande würde sie damit über sich und ihre Familie bringen! Mit dem unehelichen Kind eines Vagabunden würde sie kein Mann mehr heiraten wollen.
    Dennoch, die Versuchung war groß, Rolands Werben nachzugeben. Zwar hatte er ihr versichert, sie niemals zu bedrängen, aber sie spürte, dass es ihm schwerfiel. So wie ihr.
    Luzia seufzte und drehte sich auf den Bauch. Wenn sie die Stellung bei Elisabeth behalten wollte, musste sie standhaft bleiben. Sie hatte sich überlegt, dass es vielleicht gar nicht so schlecht war, mit ihrer Herrin zur Küneburg und später auf die Burg des Kronachers zu gehen. Als Magd einer zukünftigen Gräfin hätte sie ein gutes Auskommen, und ihre Zukunft wäre gesichert. Sie wollte in den nächsten Tagen nach Blasweiler laufen und ihre Familie besuchen. Elisabeth würde ihr das gewiss gestatten. Bei der Gelegenheit würde Luzia ihre Eltern fragen, was sie von Elisabeths Angebot hielten.
    Sie drückte ihr Gesicht in eines der Kissen. Bestimmt wären sie begeistert von der Aussicht, ihre Tochter so gut versorgt zu wissen. Aber Luzia vermisste ihre Familie und ihr Heimatdorf jetzt schon schmerzlich. Wie würde es erst werden, wenn sie viele Tagesreisen weit von ihnen entfernt leben musste? Sie war sich nicht sicher, ob sie das aushalten würde. Nachdenklich hob sie den Kopf wieder, sodass ihr Blick auf den Brief fiel, den Elisabeth auf der Truhe abgelegtund dort wohl vergessen hatte. Luzia nahm ihn an sich und betrachtete aufmerksam und neugierig die Schriftzeichen, die in engen Zeilen das Pergament bedeckten.
    Wie es wohl war, wenn man lesen und vielleicht sogar schreiben konnte? Luzia grinste bei dem

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