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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Bauwerk aus Holz und Silber, das hoch über dem Boden errichtet war und zu dessen Füßen ein Haufen Brokatgewänder in leuchtendem Grün, Blau und Rot lagen.
    Und überall, angehäuft bis zur Decke und hier und da aufblitzend, waren große schwarze Gegenstände: rätselhaft und im Licht flackernd, manche so hoch wie ein Haus, merkwürdig und schief, und nur die Götter wussten, was sich dahinter verbergen mochte.
    Die Armlehnen des Thrones waren so lang wie ein Tisch, und plötzlich schlug mir das Herz bis zum Halse, als ich erkannte, dass an einer davon ein Skelett angekettet war. Die kurzen, dicken Ketten, die an Hals und Handgelenken hingen, waren im Sockel des Thrones eingemauert.
    Ich wusste, es war die Frau, obgleich es keinerlei Beweise dafür gab. Man hatte sie nackt an den Thron des toten Attila angekettet. Ildiko, die eine Nacht lang seine Frau war. Mein Traum fiel mir wieder ein, Hild mit dem silbernen Halsband.
    Ketil Krähe sah von all dem nichts, er sah nur den Haufen
Gewänder vor dem Thron und er wusste, was das zu bedeuten hatte. Sein wütender Schrei hätte eigentlich ein Echo auslösen müssen, stattdessen wurde jeder Nachhall völlig verschluckt. »Das Schwert. Sie hat sich das Schwert schon genommen!«
    Er stürzte zum Thron und stocherte mit seinem Schwert in den Gewändern herum. Vergilbte Knochen und vertrocknete Insekten kamen aus dem Stoff mit den goldgesticken Drachen zum Vorschein. Ein Schädel rollte über den Boden, ein Teil dessen, was von Attila noch übrig war, der auf dem Thron gesessen hatte, bis Hild ihn heruntergestoßen hatte, als sie sich das Schwert genommen hatte, das jahrhundertelang auf seinem Schoß gelegen hatte.
    Fluchend warf Ketil sich auf die dunklen, aufgehäuften Gegenstände auf der Suche nach Hild. Gegenstände fielen scheppernd zu Boden, er fluchte und brüllte und schleuderte die Sachen aus schwarzem Metall über seine Schulter. Ihm ging es um dieses Schwert, so wie Einar es auf den Thron abgesehen hatte.
    Einar bewegte sich jetzt wie ein alter Mann, gebückt und schleppenden Schritts. Ich hörte sein ersticktes, bitteres Lachen, dann humpelte er mühsam zu dem großen silbernen Thron, stieg hinauf und sank in sich zusammen.
    Ich bemerkte es kaum, noch hörte ich Illugi Godis leisen Sprechgesang, denn mir war gerade klar geworden, was es mit diesen großen schwarzen Gegenständen auf sich hatte, die zum Teil so groß wie Häuser waren.
    Es war altersschwarzes Silber. Das schiere Ausmaß dieses Reichtums raubte mir den Atem und ich vermochte zunächst nicht, klar zu denken. Riesenflächen, bis zur Deckenwölbung aufgestapelt, rund um den Thron, hinter
dem Thron, Reichtümer für ein Dutzend Königreiche, das Handwerk Tausender Schmiede.
    Ich sah Fächer, mit Edelsteinen und silbernen Federn verziert. Eine Miniaturburg, deren Boden mit Edelsteinen gepflastert war. Auf einem Meer aus Münzen schwamm ein silbernes Schiff, selbst die Taue waren aus Silberdraht. Ein Kettenhemd, an dem jeder Ring aus Silber und jede Niete aus Gold war. Beinringe und Armringe und Broschen und Fingerringe und unzählige umgestürzte Töpfe, aus denen die Münzen wie Wasserfälle herausflossen.
    Zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben konnte ich das rauschhafte Verlangen nach Silber nachempfinden, das einen Mann um den Verstand bringen konnte. An dem Tag wurde ich angesteckt, aber auch sofort wieder für alle Zeiten davon kuriert. Ich nahm Illugi die Fackel aus der Hand und er merkte es vermutlich nicht einmal.
    Ich ließ mich auf die Knie nieder und hob etwas auf. Ein Pokal, kunstvoll graviert, aber an einer Seite etwas eingedrückt. Ich hob noch einen auf, dann noch einen, bis ich in dem Berg wühlte und gar nicht mehr merkte, ob mir mein Arm wehtat oder nicht. Eine silberne Nadel stach mich, ich steckte sie an meinen Kittel. Ein Dolch mit silbernem Griff verletzte meine Hand, ich steckte ihn in meinen Gürtel.
    Es gab Ringe und Armringe, die wir noch immer Ringgeld nennen. Teller, Schilde, Helme, Broschen, Schalen, Wasserkrüge, Armbänder, Halsketten, Ohrringe und Münzen, Tausende von Münzen. Es gab Schlagringe aus Gold und Dolche aus Silber, die Griffe mit Edelsteinen besetzt.
    Es war einfach überall, aufgehäuft und gestapelt, bis die
Becher platt waren und die Throne sich durchbogen, ein Vermögen aus purem Silber, das Attila und seine Truppen der Welt geraubt hatten. Eine angemessene Ausstattung für den größten aller Steppenkönige.
    Da ertönte ein durchdringender

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