Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
USA Anschläge mit zahllosen Opfern plante, dann konnte es Tausenden von Amerikanern das Leben retten, den Mann auszuschalten.
Aber war er wirklich aus diesem Grund hier? Er war sich über seine Motivation noch nie so unsicher gewesen … Verdammt,bisher hatte es nie den geringsten Zweifel gegeben. Der Auftrag war immer klar und einfach gewesen: ein Foto beschaffen, eine Akte, Informationen über wen, was, wo. Das ›Wie‹ lag immer ganz bei ihm. Wie war nie ein Problem gewesen. Aber diesmal lief alles anders. Vielleicht handelte es sich um einen ganz natürlichen Vorgang. Früher war er lediglich ein Werkzeug gewesen, wenn auch ein sehr scharfes, aber jetzt spielte er plötzlich in einer Liga mit den echten Profis. Ja, vielleicht. So hatte Hort es jedenfalls ausgedrückt – dass er zu verstehen begann, wie es in der Welt wirklich zuging, dass er auf dem besten Weg sei, sich unter die Hauptakteure einzureihen.
Die Überwachungsvideos machten ihm Sorgen, das musste er zugeben. Hort hatte es so dargestellt, dass die CIA die Bänder besaß – der stellvertretende Direktor, genau gesagt, ein Typ namens Stephen Clements –, den Hort angeblich unter Druck setzte, damit die Videos unter Verschluss blieben. Aber Treven hatte seine Zweifel. Würde ein raffinierter Bursche wie Hort nicht genau auf die Art den Hebel ansetzen?
Jemand möchte dich erpressen und ich bin dein bester Freund, der ihn daran hindert.
Wie konnte er sich jemals sicher sein? Falls er sich querstellte, konnte es passieren, dass er verhaftet und des Mordes angeklagt wurde. Egal, wie die Wahrheit aussah, Hort würde einfach sagen, dass es ihm leid tue und er sein Möglichstes getan hätte.
So konnte es nicht ewig weitergehen. Irgendwann musste er sich Clements vornehmen, und wahrscheinlich auch Hort. Oder er riskierte es und sagte ihnen einfach, sie könnten ihn am Arsch lecken. Er fragte sich, ob er Horts Befehle eigentlich nur aus dem Grund befolgte, um diesen Tag der Wahrheit hinauszuschieben.
Oder lag es an etwas anderem? Multiple Nahtoderlebnisse hatten ihn gelehrt, dass die noble Für-König-und-VaterlandRhetorik Bockmist war und nur dazu diente, die Naiven zu narren und die Korrupten an die Macht zu bringen. War es unterden Umständen wirklich denkbar, dass er sich immer noch so danach sehnte, zum inneren Kreis zu gehören, dass er so tat, als wüsste er es nicht besser? Es war jämmerlich, aber der Gedanke, das Militär zu verlassen – die ISA zu verlassen –, machte ihm Angst. Allein die Vorstellung trieb ihn an den Rand der Panik. Was sollte er tun? Wer würde er sein?
Er stieß langsam die Luft aus und stemmte sich in der Kobrastellung mit beiden Handflächen hoch, das Becken auf den Boden gepresst, den Rücken durchgebogen. Er mochte Yoga. Er hatte festgestellt, dass er sich nicht mehr so schnell regenerierte wie in seiner Footballund Ringerzeit, und die esoterischen Dehnübungen schienen ihm gut zu tun.
Eine der Hotelangestellten kam auf ihn zu, eine attraktive Brünette, auf deren Namensschild
Alisa
stand. Treven hatte schon bemerkt, dass sie ihm Seitenblicke zuwarf, und sich gefragt, ob sie sich für ihn interessierte. Anscheinend lautete die Antwort: Ja.
»Ich hätte gar nicht erwartet, dass Sie Yogaexperte sind«, sagte sie.
»Experte wäre übertrieben«, meinte Treven und stand auf. »Aber die Dehnübungen tun mir gut.«
»Ja, bestimmt. Eine Menge der Jungs, die Gewichte drücken, tun viel zu wenig für ihre Beweglichkeit.«
»Unterrichten Sie auch Yoga?«
»Bin Ausbilderin. Aber ich glaube nicht, dass Sie es nötig haben. Sie scheinen zu wissen, was Sie tun.«
Sie war hübsch und bei jeder anderen Gelegenheit hätte er gerne den Dingen ihren Lauf gelassen. Aber nicht heute.
»Tja, ich mache besser Schluss«, meinte er. »Zu viel Yoga ist auch nicht gut.«
Sie lächelte und in ihrem Blick lag ein leises
Schade
, während sie ihm in die Augen sah. »Kann ich noch etwas für Sie tun? Ihnen ein Handtuch bringen, Wasser …?«
»Nein, ich habe alles, was ich brauche. Danke der Nachfrage.«
»Na denn.« Sie hielt seinen Blick noch einen Augenblick lang fest, bevor sie sich abwandte und in den Eingangsbereich zurückkehrte. Treven wäre ihr fast gefolgt, aber da sah er einen muskulösen Kerl mit Bürstenhaarschnitt im dunklen Anzug hereinkommen. Er identifizierte ihn augenblicklich als Leibwächter – Körperbau und Wachsamkeit ließen keinen anderen Schluss zu, außerdem kam der Bursche sicher nicht im Anzug zum
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