Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Chipkarten. Möglicherweise sind sie so programmiert, dass sie die Zeiten speichern, zu denen sie benutzt werden. Keine Ahnung, ob das hier der Fall ist, aber wenn ja, wäre es verdächtig, wenn die Karte als Zugang zu seinem Zimmer benutzt wurde, während er den Fitnessraum nutzte.«
»Warum nehmen wir ihm nicht die Schlüsselkarte ab, wenn der Job erledigt ist, und lassen sie verschwinden? Das passiert ständig, kein Mensch kümmert sich darum. Keine Karte, kein Beweis.«
Ein Moment Stille. Dann sagte Rain: »Das stimmt. Trotzdem, wenn ich im Zimmer bin, während der Leibwächter es durchsucht, ist die Sache aufgeflogen. Die Schlüsselkarte könnte dennoch nützlich sein. Machen Sie es, wie vorgeschlagen. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie die Zimmernummer herausfinden können. Dann rufe ich von einem Hotelapparat aus dort an. Wenn niemand rangeht, werde ich es riskieren, hineinzugehen und eine der Funkvideokameras anzubringen. Dann verschwinde ich wieder.«
»Damit wir wissen, wann er kommt und geht und ihm bei den Aufzügen auflauern können.«
»Genau. Vielleicht erfahren wir auch mehr über seinen Zeitplan. Besser, ihn zu antizipieren, als ihm hinterher zu rennen. Ich verständige die anderen.«
»Gut. Mal sehen, was ich hier ausrichten kann. Ich melde mich.«
Er unterbrach die Verbindung und steckte das Telefon ein. Shorrock war inzwischen zu Sit-ups übergegangen, wobei er am Scheitelpunkt den Oberkörper abwechselnd nach links und rechts verdrehte. Es sah aus wie eine Aufwärmroutine für Gewichthebeübungen. Treven zog seine Zimmerkarte heraus undlöste den Verschluss seiner
Traser
-Uhr. Dann ging er zum Hantelregal, hockte sich auf die Fersen, als suchte er nach dem richtigen Gewicht, und ließ die Uhr zu Boden gleiten. Als Shorrock wieder zu einem Sit-up hochkam und sich dabei von Treven wegdrehte, griff Treven mit der rechten Hand nach einer Hantel und tauschte geschickt die Schlüsselkarten mit der linken aus. Er ging ein paar Schritte zur Seite, machte ein paar Trizeps-Dehnübungen, setzte die Hantel dann wieder ab und ging hinaus.
Der Leibwächter tigerte immer noch im Vorraum auf und ab und schenkte Treven keine Beachtung. Warum auch? Er kam aus dem Fitnessraum. Der Bodyguard hatte ihn als harmlos eingestuft. Ein Fehler.
Am Empfangstisch blieb Treven stehen. Inzwischen saß eine andere hübsche Frau dahinter, auf deren Namensschild Victoria stand, nicht die, bei der er sich vor zwei Stunden eingetragen hatte. »Hi«, sagte er. »Ich gehe jetzt in den Wellnessbereich. Muss ich noch einmal zahlen, wenn ich später wiederkomme?«
»Aber nein, Sir«, antwortete Victoria. »Der Zugang gilt für den ganzen Tag, an dem Sie den Eintritt gelöst haben, es sei denn, er wäre in Ihrem Paket ohnehin enthalten. In beiden Fällen: kein Problem.«
»Großartig«, sagte Treven. Er warf einen Blick auf das Anmeldeblatt. Als letzter Eintrag stand da:
Shorrock
. Und als Zimmernummer:
5818
. »Muss ich mich dann noch einmal eintragen?«
»Nein, Sir, das ist nicht nötig. Genießen Sie einfach Ihren Aufenthalt. Joshua zeigt Ihnen alles.«
Treven dankte ihr und ging hinein. Der Wellnessbereich war riesig und auf perverse Art luxuriös – halb Umkleideraum, halb englischer Club, überall Leder und Granit und Fliesenmosaike – er konnte nicht einmal annähernd schätzen, was das alles gekostet hatte. Ein Angestellter – Joshua stand auf dem Namensschild – kam auf ihn zu und fragte, ob er irgendetwas brauche,eine Führung, Anleitungen, Empfehlungen. Treven erwiderte, dass er versorgt sei, und der Mann entfernte sich diskret.
Treven zückte das Handy, setzte sich in einen der übermäßig aufgepolsterten Ledersessel und rief Rain an. »Habe den Schlüssel«, sagte er leise. »Zimmer 5818. Wiederhole: 5818. Ich bin im Wellnessbereich.«
»Gut. Mein Partner kommt gleich.«
Treven trennte die Verbindung und versuchte so auszusehen, als würde er sich entspannen. Drei Minuten später kam Dox herein. »Ist ja heiß wie die Hölle«, stieß er hervor und sein Hinterwäldler-Akzent war auffallender denn je. »Mann, hat man so was schon erlebt? Ich liebe Las Vegas, ich schwör’s!«
Treven zuckte innerlich zusammen. Es hatte seine Vorzüge, sich in voller Sicht zu verstecken, aber Dox übertrieb es wirklich.
Joshua trat zu Dox. »Darf ich Ihnen die Räumlichkeiten zeigen, Sir?«
»Danke für das Angebot, mein Sohn«, meinte Dox, »aber ich bin bereits überzeugt. Hatte mich gefragt, ob ein aufgemotzter
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