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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Augenblick später kam Dox herein. Er grinste.
    »Okay, das Zyanid funktioniert«, sagte er und hielt die Dose in die Höhe.
    Einen Moment lang begriff ich nicht, was er damit sagen wollte. Dann ging mir ein Licht auf. »Nicht doch«, sagte ich. »Das glaube ich jetzt nicht.«
    Dox nickte. »Doch. Wenn ich das Vieh noch eine Sekunde längerhätte ertragen müssen, wäre ich durchgedreht, ich schwör’s. So haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das Zyanid funktioniert und wir dürfen den Klang der Stille genießen.«
    Ich schüttelte den Kopf und seufzte. Ich hätte es kommen sehen müssen.
    »Was denn?«, sagte Dox. »Erzähl mir nicht, du hättest nicht selber daran gedacht.«
    Treven meinte: »Ich wollte, ich wäre zuerst draufgekommen.«
    Das brachte uns alle zum Lachen und vielleicht war das gut so. Nichts schweißt ein Team besser zusammen als gemeinsame Heiterkeit – außer gemeinsames Kämpfen vielleicht, aber Kneipenschlägereien waren etwas für junge Männer und überhaupt konnten wir uns kein Aufsehen leisten. Doch die momentane Kameradschaft würde vermutlich nur eine Momentaufnahme bleiben. Eine kurze Atempause, die vorübergehend unsere Differenzen übertünchte. Schon bald konnten wir uns auf ganz verschiedenen Seiten eines Spielbretts wiederfinden, dessen Konturen ich erahnen, aber nicht sehen konnte.

Kapitel
Neun
    Treven praktizierte an einer Hantelstation im geräumigen Fitnesszentrum des Wynn Bankdrücken mit neunzig Kilo. Er ließ sich Zeit, strengte sich nicht weiter an. Er hätte noch weitere fünfzig auflegen können, aber so viel Gewicht wäre auffällig gewesen, und außerdem war er nur für den Fall hier, dass Shorrock auftauchte, nicht um ernsthaft zu trainieren. Shorrock wurde heute erwartet, die Eröffnungsrede sollte morgen stattfinden, und obwohl man eigentlich erst ab fünfzehn Uhr einchecken konnte, war nicht auszuschließen, dass er früher eintraf. Also hatte Treven mittags im Fitnessraum angefangen und außer der Trainingsdauer unterschied ihn nichts von den anderen Gästen, die kamen und gingen. Er war jetzt bereits fast zwei Stunden hier und von Shorrock keine Spur. Es wurde langsam Zeit, dass er sich von Dox ablösen ließ, der auf der Terrasse wartete. Natürlich war es dumm, aber er hatte gehofft, derjenige zu sein, der Shorrock als Erster sah. Er war es nicht gewohnt, sich wie das Juniormitglied eines Teams zu fühlen, und obwohl er es sich ungern eingestand, wünschte er sich eine Chance, sich beweisen zu können.
    Seit drei Tagen waren sie jetzt hier und kannten den öffentlichen Bereich des Hotels mittlerweile so gut wie die Angestellten. Sie hatten jeden Zentimeter der Anlage unter die Lupe genommen – jede Bar, jedes Restaurant, jeden Club, jeden Laden, jedeHerrentoilette. Die Parkhäuser, die Schwimmbäder, die Außenanlagen. Alles. Sie waren so gut vorbereitet, wie in der kurzen Zeit überhaupt möglich. Alles, was sie jetzt noch brauchten, war ein kleiner Riss in der Fassade, an dem sie den Hebel ansetzen konnten.
    Treven legte die Stange zurück in den Ständer und ging zu den Matten, um Dehnübungen zu machen. Er hoffte, das Richtige zu tun, wenn er Shorrock eliminierte. Es hatte ihn nie gestört zu wissen, dass das Militär ihn verleugnen würde, wenn er je eine Operation vermasselte, aber das Bewusstsein, dass alles ordnungsgemäß innerhalb der Befehlskette abgesegnet wurde, war doch angenehm gewesen. Diesmal lag die Sache anders. Sicher, der Präsident hatte seine eigene Todesliste – deren Existenz sogar kürzlich an die Öffentlichkeit durchgesickert war, ebenso wie die Tatsache, dass amerikanische Staatsbürger darauf standen. Innerhalb der ISA war das natürlich nichts Neues. Aber in diesem Fall war es ja nicht so, dass der Präsident ihn persönlich angefordert hätte. Treven wusste nicht, von wem Hort seine Befehle empfing, oder ob es überhaupt welche gegeben hatte. Die Art von Drecksjobs, für die das Militär ihn einsetzte, war so geheim, dass er sich nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal einen schriftlichen Befehl erhalten hatte. Wenn er jetzt einen von Hort verlangt hätte, hätte der ihn wahrscheinlich zur psychologischen Abteilung geschickt.
    Er verdrehte den Hals, dass die Wirbel knackten, und begann mit ein paar Yoga-Dehnübungen. Es war eine schwierige Situation. Einerseits hatte sich Hort schon oft als Manipulator oder Schlimmeres erwiesen. Andererseits, wenn es stimmte, was er über Shorrock sagte, und dieser in den

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