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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
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sollte.
    Â»Ich bin auf den Typen reingefallen. Ich bin schuld an allem!«
    Mark wandte sich dem völlig hilflosen Kerlchen zu, für das er alle Hochachtung dieser Welt aufbrachte. Es hatte sein Gutes gehabt, Freddy hinter Rebekkas Rücken seine Handynummer zugesteckt zu haben. Dank seines Anrufs hatte er Rebekka im letzten Moment aus ihrer Gaskammer befreien können, wenn auch mit einem für Rebekka schmerzhaften Schlag der aufgetretenen Metalltür.
    Â»Du bist zum rechten Zeitpunkt stutzig geworden. An allem anderen sind andere schuld, du hast Rebekka nicht in Lebensgefahr gebracht, okay? Im Zweifelsfall war sie das ganz allein.«
    Freddy nickte unter Tränen. Er ging zaghaft auf das Krankenbett zu, in dem Rebekka lag und schlief wie ein Engel mit Kopfverband.
    Rebekkas Rolle in dieser Geschichte war Mark tatsächlich nicht ganz klar. Sie hatte ihn zu einem Zeitpunkt, den sie ganz allein festgelegt hatte, einfach so aus dem Rennen genommen. Er war auf der Ersatzbank gelandet, und irgendein anderer durfte ihr nun die Pässe zuspielen. Aber wer? Und was hatte sie an jenem Abend in dieser unsäglichen Werkstatt gemacht, in die sich Erik Assmann regelmäßig zurückzog?
    Die Spurensicherung hatte alle möglichen Fingerabdrücke gefunden, aber eben auch Rebekkas Spuren an einem Kaffeebecher. Sie schien entspannte Momente verlebt zu haben da unten, wo – wenn er den gemeinsamen Ermittlungen glaubte – ein Dutzend Menschen ihr Ende fanden. War ein Experiment schief gelaufen? Steckte sie selbst mit drin in einem Kunstdeal? Über diese Art von Geschäft hatten sie sich schließlich kennengelernt. War ihr Kennenlernen tatsächlich nur Programm gewesen?
    Thorsten Milchmeyer saß in Untersuchungshaft. Er hatte beteuert, sie habe sich freiwillig und zum Arbeiten dort eingeschlossen, und er selbst habe damit nichts zu tun. Im Anschluss verlangte er nach seinem Anwalt und schwieg seitdem.
    Erik Assmann war in Monrovia. Seine Frau bestätigte am Telefon, dass sie ihn am nächsten Morgen zurück erwartete.
    Mark strich Rebekka zärtlich über die Wange. Freddy senkte den Blick und ging zur Tür. »Rufen Sie mich an, wenn sie zu sich kommt, ja?«, bat Mark eine Krankenschwester auf dem Flur.
    Â»Sind Sie ein Verwandter?«, wurde er nun erneut gefragt, wie schon zuvor an der Aufnahme.
    Und auch dieser Krankenschwester hielt er seinen Ausweis unter die Nase und sagte: »Ja!«
    Draußen vor der Notaufnahme der Charité war es ruhig. Es war Mitternacht, der Himmel vom Vollmond hellblau gefärbt. Mark rechnete mit jeder Menge Mondverrückter an diesem Abend. Eine ganze Flotte an Krankenwagen stand bereit. Er zündete sich eine Zigarette an, Freddy lehnte ab.
    Â»Jetzt mal in Ruhe, Freddy. Du sagtest, der Typ, der dich angerufen hat und schließlich Rebekkas Sachen holte, sei Thorsten Milchmeyer gewesen.«
    Â»Ja.«
    Â»Bist du dir sicher?«
    Â»So sicher, wie das hier auf der Visitenkarte steht.«
    Freddy reichte ihm die gleiche Karte, die auch in Marks Brieftasche steckte. Nun gingen Mark doch noch die Nerven durch, er hasste sich selbst dafür.
    Â»Wie konnte dieser Typ dich dermaßen ködern, dass du seinen Beteuerungen geglaubt hast, Rebekka wolle aus dem Vico House auschecken? Warst du in ihn verliebt?«
    Freddys Gesichtsausdruck mäanderte zwischen Verzweiflung und Wut.
    Â»Das geht mir so dermaßen auf den Keks, immer dieselbe Frage!«
    Â»Was meinst du?«
    Â»Was schon?«
    Freddy fingerte eine Zigarette aus Marks Päckchen und stopfte es ihm zurück in die Hemdtasche.
    Â»Sobald ich von einem Urlaub in Südafrika rede, gelte ich als Sextourist. Kann ich mich gut mit einem Typen unterhalten, muss ich gleich in ihn verliebt sein.«
    Er beruhigte sich wieder und fiel zurück in hilflose Lethargie.
    Â»Ich kann es dir nicht beschreiben …«
    Unvermittelt brach Freddy in Tränen aus. Mark schüttelte den Kopf, er konnte nicht glauben, was er sah. Dem Jungen hatte jemand das Gehirn gewaschen und den Weichspüler vergessen.
    Â»Der Typ hat mich völlig gekriegt mit seiner Art. Er ist wie ein … Er redet wie ein Guru, nur dass ich auf so jemanden nie reinfallen würde. Er kommt mir vor wie ein Menschenfänger … Es gibt sie einfach, diese Leute.«
    Â»Und? Bist du in ihn verliebt? Der Typ sieht verdammt gut aus.«
    Mark hätte sich am liebsten die Zunge

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