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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
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Mann attackiert und verletzt – Polizei sucht dringend Zeugen

    Freitag, 18. Juni 2010 ca. 19 Uhr; S-Bahn-Station Berlin-Tempelhof

    Zu einem Übergriff auf einen jungen Mann an der S-Bahn-Station Berlin-Tempelhof am heutigen Freitag sucht die Polizei Berlin dringend Zeugen. Ein 18-Jähriger sah sich am Abend gegen 19 Uhr den Messerstichen eines Mannes ausgesetzt. Auch nachdem der Verletzte bereits am Boden gelegen hatte, setzte der Angreifer seine Attacke fort und flüchtete anschließend unerkannt zu Fuß. Nach den bisherigen Erkenntnissen ließ der Angreifer von seinem Opfer ab, weil ein Passant beherzt einschritt und den Täter anschrie. Der 18-Jährige erlitt bei dem Übergriff schwere Bauchverletzungen sowie mehrere Prellungen und wird im Krankenhaus stationär behandelt, ist aber außer Lebensgefahr…

    Rebekka schloss die Website.
    Auf Berlin ist Verlass. Da bleibt kein Messer ungenutzt liegen .

    Rebekka, ich komme übermorgen nach Berlin. Ich will dich sehen. Mein Zeitplan ist eng. Ich kann nur drei Tage bleiben. Aber mindestens einer davon gehört dir. So du das willst. In Vorfreude, Andrew.
    Rebekka schaltete den Computer aus und war nur noch glücklich.

Kapitel 41
    Erik nahm sie an der Tür in Empfang. Er legte den Finger an die Lippen.
    Â»Psssst … Karoline schlief endlich ein nach längerem Aufstand, der uns beinah das Jugendamt ins Haus brachte.«
    Er hatte wieder die Marotte an sich, in der Vergangenheitsform zu reden, das würde ein lustiger Abend werden, freute sich Rebekka. Sie schaute sich um und schielte ins Wohnzimmer.
    Â»Sie schläft natürlich nicht hier«, ergänzte Erik, und nun wies sein Zeigefinger zur Treppe, »sondern oben. Aber trotzdem müssen wir leise sein.«
    Â»Okay«, flüsterte Rebekka und schlich hinter Erik ins Wohnzimmer.
    Er schloss die Tür hinter ihr und bot ihr einen Platz an, doch Rebekka blieb stehen und schaute sich um.
    Â»Ihr habt es schön hier.«
    Und das war die Wahrheit. Der Raum war geschmackvoll eingerichtet. Der Wohnbereich mit großer Fensterfront ging direkt in eine offene Küche über. An den Wänden afrikanische Kunst, satte Farben auf Leinwand und Stoff, ein Tuareg, ein Mann mit Trommel, zwei Liebende. Weiße Polstermöbel, auf denen Tochter Karoline nicht allzu oft zu spielen schien, ein Eckschrank aus weißem Holz, hinter dessen Glas Rebekka kleine Skulpturen ausmachte. Der Blickfang war ein Schreibtisch aus dunklem Holz, darauf eine gewisse Ordnung in den Papieren und Zeichenutensilien, aber auch eine gewisse Leichtigkeit, die über der gesamten Szenerie aus Küchenarbeit, Papierkram und Kinderspielzeug lag. Aus dem Kücheneck roch es verführerisch nach gebratenem Gemüse. Ingrid war nirgends zu sehen.
    Â»Sie kommt gleich«, deutete Erik Rebekkas suchenden Blick. »Darf ich dir einen Drink anbieten? Einen Aperitif?«
    Â»Campari Orange, wenn du hast.«
    Â»Ist der Papst katholisch?«
    Erik lächelte, mixte das Getränk für Rebekka und füllte ein weiteres Glas mit Martini .
    Â»Lass uns schon mal anstoßen. Meine Leber pfeift so laut, dass ich mein krankes Herz nicht mehr hören kann.«
    Â»Keine Scherze damit, Erik!«
    Rebekka zog die Augenbrauen hoch und stieß mit ihm an.
    Â»Mach dir keine Sorgen um mich. Ich lebe so entspannt, dass ich mir einen ganzen Fuhrpark an Lastern leisten kann. Apropos: Hast du auch welche? Und wenn ja, warum nicht?«
    Â»Hm, hast du zwei Stunden Zeit für meine Ausführungen dazu?«
    Â»Alle Zeit der Welt. Und wenn wir schon von Lastern reden – da ist Ingrid. Meine ganz persönliche Schwäche.«
    Rebekka hatte sie nicht hereinkommen hören. Sie begrüßten sich, nahmen sich in den Arm. Ingrid tat die Schwangerschaft sichtlich gut. Ihr Gesicht strahlte frisch und erholt.
    Â»Schön, dass du da bist. Ich hoffe, Erik hat dich gut unterhalten. Er hat nämlich heute einen Clown gefrühstückt.«
    Â»Und der hält vor bis zum Abendessen, apropos: Ingemaus, Ratatouille ist fertig. Habs zum Warmhalten unten in der Röhre. Lass uns vorher etwas trinken. Orangensaft für dich?«
    Rebekka beneidete die beiden beinah ein bisschen. Sie gingen auf eine kluge Art miteinander um, das war ihr schon beim Kennenlernen im Brecht-Keller aufgefallen. Nicht zu viel und nicht zu wenig an Nähe, irgendwie zog der eine mal stärker, mal

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