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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
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schwächer am Band als der andere, aber verbunden waren sie immer. Rebekka überlegte, ob Ingrid von ihrem Treffen mit Erik in Harry’s Bar wusste, denn sie hätte das Gespräch gern an dieser Stelle fortgesetzt. Doch es war Erik, der ihr die Zweifel nahm.
    Â»Rebekka weiß nun übrigens auch alles über uns.«
    Rebekkas Blick war offen auf beide gerichtet. Ingrid hatte auf dem Sofa neben ihrem Mann Platz genommen.
    Â»Alles? Wirklich alles?«, hakte sie nach.
    Â»Ja.«
    Â»Weiß sie auch von deiner Antipathie gegen getrennte Schlafzimmer?«
    Die Frage hatte Ingrid an Rebekka gerichtet, der die Situation plötzlich unangenehm wurde.
    Â»Ich glaube, dahin hatte uns das Gespräch noch nicht geführt, aber das geht mich auch nichts an.«
    Â»Und eine Antipathie kann man das bei mir nun wirklich nicht nennen.«
    Er beugte sich zu seiner Frau und deutete einen Kuss auf ihren Bauch an.
    Erik klang leicht vorwurfsvoll. Irgendwie wirkte die Szenerie auf Rebekka mit einem Mal inszeniert. Sie wollte sich nicht getäuscht haben in den beiden und trank gieriger als gewollt ihr Glas leer.
    Â»Na, das nenne ich einen Zug. Komm, ich mach dir noch einen.«
    Â»Deine frischen Hemden habe ich auf Bügel gehängt …«, sagte Ingrid beiläufig.
    Erik mixte Rebekka gerade einen zweiten Drink und schaute sich dabei suchend um.
    Â»Oben. An deinem Kleiderschrank. Einpacken musst du sie!«, ergänzte Ingrid.
    Â»Du verreist?«, fragte Rebekka überrascht.
    Â»Ja. Morgen. Deshalb sollst du morgen für mich auf die Auktion gehen.«
    Sie ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken.
    Â»Ich weiß, nur dachte ich …«
    Was habe ich gedacht? Dass er in Süddeutschland einem Sammler eine Maske abschwatzt. Die frischen Hemden sprechen allerdings für eine längere Reise.
    Â»â€¦ dass du wenigstens noch im Lande bist.«
    Â»Ich fliege nach Afrika.«
    Â»Sollen wir dann etwa aus Afrika hin und her telefonieren, während ich in der Auktion bin?«
    Â»Nix hin und her, ich rufe dich an, und gut ist es. Wo ist das Problem?«
    Natürlich hatte Rebekka kein Problem damit. Allerdings hatte sie sehr gehofft, Andrew Cascone mit Erik bekannt zu machen. Und der landete einen Tag nach der Auktion in Berlin. Sie hatte gehofft, Erik sei dann zurück in der Stadt. Sie wollte Andrew ihr Berlin zeigen, ihre Freunde, die sie in Wahrheit nicht hatte, aber von denen Erik gut hätte einen mimen können.
    Â»Wann kommst du wieder?«
    Â»Ich bin nur vier Tage weg.«
    Rebekka lächelte erleichtert.
    Könnte klappen.
    Â»Und wohin geht es?«
    Â»Nach Liberia. In den Norden, genau genommen.«
    Â»Da kann man hinfliegen?«
    Â»Natürlich! Laufen dauert zu lange.«
    Â»Aber da herrscht doch Bürgerkrieg!«
    Â»Du bist gut informiert. Aber der ist seit zehn Jahren vorüber.«
    Â»Kein Krieg in Afrika ist je vorüber. Solange es Öl gibt, gibt es Armut!«
    Â»Dann darfst du deinen Fuß nirgendwo hin nach Afrika oder Asien setzen. Überall das Gleiche, nur dass du an manchen Stellen das Wort ›Öl‹ durch ›Diamanten‹, ›Erze‹ oder ›Gold‹ ersetzt, das Elend hingegen hat immer denselben Begriff. Das mag ja alles ganz furchtbar sein, ist aber auch von uns Gutmenschen nicht zu ändern.«
    Genüsslich meldete sich Ingrid zu Wort, ein halb volles Glas mit Orangensaft in ihrer Hand drehend.
    Â»Frag ihn lieber, wie die Frau heißt, die er da trifft.«
    In Eriks Gesicht wuchs sich ein breites Lächeln zu einem glücklichen Lachen aus, als wäre ihm selbst erst eingefallen, wofür oder für wen er nach Afrika flog.
    Â»Landai ist ihr Name. Eine Toma-Maske. Hat eine etwas spitze Figur, ihr Gesichtsausdruck ist alles andere als freundlich aber … aaaaaaahhhh!«, er schien ganz in seinem Element, »ihre Patina … hmmmmmm …«
    Erik stand auf und setzte sich neben Rebekka.
    Â»Eine Opfermaske, die zur Initiation von Jungen verwendet wurde, hole ich von dort. Ein Stück Holz, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Die ging durch Tausende von Händen. Du siehst, spürst, riechst den Gebrauch an ihrer Patina.«
    Â»Woran?«
    Â»Aaahhh! Wusste ich es doch, dass ich dir noch etwas über Patina erzählen kann.«
    Â»Nicht wirklich«, konterte Rebekka, »der Begriff ist mir schon mal begegnet.«
    Es war

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