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Die einzige Blume im Sumpf - Geschichten aus Ägypten

Die einzige Blume im Sumpf - Geschichten aus Ägypten

Titel: Die einzige Blume im Sumpf - Geschichten aus Ägypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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nicht viele davon.« Auch dass sie gezwungen sein würde, sie dem Eigentümer zu ersetzen, sagte sie ihm, weil siesein Kapital sei. Doch die Ohren des Sergeanten blieben taub – eines war aus Lehm, das andere aus Teig. Grob zog er seine Hand aus ihren Händen und fuhr sie an: »Verschwinde! Sonst schmeiss ich dich auch auf den Karren, zu der Maus.« Dann liess er sie stehen und las die restlichen Sachen zusammen, die ihre Eigentümer bei der Flucht liegengelassen hatten. Und sie blieb mit grossen Augen stehen und haute sich verzweifelt an den Kopf. Doch als sie ihn dann eine Zigarette anzünden und in seine Tasche greifen sah, kam ihr gleich ein guter Gedanke. Sie trat zu ihm hin und drückte ihm, während sie ihr Kopftuch richtete, verstohlen zehn Groschen in die Hand. »Gott schenke dir, wo immer du gehst, Erfolg und Gesundheit«, flüsterte sie. »Beim Propheten, gib mir den Pappkarton!«
    Dann blieb sie stehen und wartete ab. Er hatte ihr gesagt, er werde sich darum kümmern, sobald sich der Offizier etwas entfernt hätte; der dürfte es nicht bemerken. Sie versuchte, wenn ein Offizier oder ein Gendarm an ihr vorüberging, gleichgültig zu erscheinen, und dachte dabei über die Sachen nach, die die Regierung an sich reisst, wo sie doch irgendwelchen Leuten gehören und alles sind, was die haben und womit sie arbeiten, um ihr täglich Brot zu verdienen. Und sie fand das sehr merkwürdig von der Regierung, dass sie unablässig den kleinen Leuten nachspioniert und ihnen bei kleinen und bei grossen Sachen immer auf den Fersen hockt und erbarmungslos mit ihnen umspringt und kein bisschen von der Barmherzigkeit unseres Herrn bei ihnen walten lässt. Das soll ein Problem schaffen, wenn die Strassenhändler herumstehen und sich ein Scherflein verdienen wollen, wo doch die Strasse breit ist und die Leute gehenkönnen, wie sie wollen. Die Strassenhändler machen der Regierung doch keinen solchen Ärger wie die Ladenbesitzer, die die Gehwege und die Strassen mit ihren Waren und ihren Autos versperren. Sie schnalzte verärgert mit der Zunge und erinnerte sich an jenes Sprichwort, wonach, wer keinen schützenden Rücken hat, auf den Nacken geschlagen wird.
    Plötzlich erstarrte sie in Erwartung – der Sergeant kam vom Lastwagen zurück, eine Hand hinter sich, eine Hand vor sich. Sie stürzte fragend zu ihm hin und hörte ihn sagen: »Der Käfig ist kaputtgegangen, die Maus ist weggelaufen.« Da wurden ihre Knie weich, das Blut wich ihr aus den Adern, und sie begann wiederum, mit der Hand auf die Brust zu schlagen. »Das ist mein Ruin, mein Verderben …«, schrie sie. Dann sank sie auf die Erde und weinte und jammerte. Doch der Sergeant drängte sie, schnell aufzustehen und sich aus dem Staub zu machen, denn wenn der Offizier sie hier herumjammern sehe, könnte er sich über sie ärgern, und es könnte gut sein, dass er sie zu den anderen ins Auto stecken würde, die er schon eingesammelt habe, weil sie sich nicht hätten ausweisen können. Vielleicht würde er sogar noch eine Anklage gegen sie zusammenschustern, und das Ganze könnte für sie pechschwarz enden.
    Da sprang sie angstvoll auf, und wie eine, der jemand gestorben ist, schlurfte sie schwer und langsam weg. Und sie dachte über das Unglück nach, das aus der Erde hervorgebrochen war, wie sie es nie und nimmer für möglich gehalten hatte. Auch was sie Onkel Hassan, ihrem Nachbarn, dem Eigentümer der Maus, sagen würde, überlegte sie sich. Sie war ja die einzige von allen Nachbarn, von all den Leuten, die im Haus wohnten, der er die Maus, sein ganzes Hab undGut, anvertraut hatte, und sie hatte er, als er krank wurde und siech im Bett lag, aufgefordert, hinauszugehen und mit der Maus auf der Strasse ein paar Groschen für den Lebensunterhalt zu verdienen, wie er es immer getan und so den Leuten ihr Glück und ihr Schicksal verkauft hatte. Noch grösser würde das Problem aber, wenn er erführe, dass sie sich nicht an seine Weisungen gehalten und sich, weil sie mehr wollte, mit der Maus nicht an die Mauer der Universität gestellt, sondern sich zu den anderen Händlern auf dem Gehweg der grossen Strasse gesellt hatte. Es war Abdalrachmân, dieser Junge, der ihr diesen Tip gegeben und bei ihr die Hoffnung geweckt hatte, an der neuen Stelle gebe es mehr zu verdienen, weil sie nahe der Hauptstrasse liegt. Ausserdem würde Onkel Hassan ihr auch niemals glauben, denn erst vor drei Tagen hatte er sie ja nach dem neuen Monat gefragt, und als sie ihm sagte, es sei der

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