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Die einzige Blume im Sumpf - Geschichten aus Ägypten

Die einzige Blume im Sumpf - Geschichten aus Ägypten

Titel: Die einzige Blume im Sumpf - Geschichten aus Ägypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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Bitterkeit aber beschlich ihn und Verdruss, weil er den Proviant, der ihm von seiner Mutter eingepackt worden war, aufgespart hatte: drei hartgekochte Eier, ein Fladenbrot, einige Riesenzwiebeln und eine grosse Rübe.
    Doch die Räuber straften ihn Lügen, denn aus irgendeinem Grund machte sich der Geldeinsammler nicht einmal die Mühe, dem Soldaten seine Habseligkeiten abzuverlangen. Das vielleicht eingedenk der Weisheiten: Was kann der Wind schon vom Strassenpflaster wegblasen! oder: Wo nichts ist, kann man nichts holen! Vielleicht aber auch bedacht auf seine wertvolle Räuberzeit. Und anstatt den Soldaten auch nur eines Blickes zu würdigen, ihn, der – im Gegensatz zur Aussage jenes berühmten Kinderliedes – keine »Zierde der ägyptischen Nation« war, wies er den alten Mann auf dem nächsten Platz an, seinen Geldbeutel herauszuholen und auszuleeren. Der Alte versuchte, um Gnade zu betteln. »Beim Leben unseres Herrn, des Propheten«, stiesser hervor, »lasst mir fünf Pfund – nicht mehr und nicht weniger. Lôsa, das ist meine Tochter, die braucht ein Paar Gummipantinen, mit denen sie übermorgen zum Kinderfest in der Schule gehen kann.« Aber der Räuber herrschte ihn an, er solle sich das Maul stopfen und das Gequassel lassen.
    Der schwarze hagere Mann ganz hinten im Bus hatte schon eine sehr ähnliche Bitte geäussert, nur dass die Summe dreieinhalb Pfund niedriger war. Als der Räuber nicht darauf eingegangen war, hatte er zu schimpfen und seine eigene Torheit und seine falsche Entscheidung zu verfluchen begonnen. Hätte er sich nämlich ins Café gesetzt, Tavla gespielt und eine Wasserpfeife geraucht, so hätte er die anderthalb Pfund für etwas Nützliches ausgegeben, statt sie den Räubern zu überlassen. Doch er hatte sich klug und weise gegeben und sich gesagt: Statt zu spielen und nutzlos herumzureden, bring lieber den Kleinen eine Tüte mit Früchten, und mach ihnen eine Freude!
    Den jungen Mann mit der dicken Brille auf der Nase und den Büchern in der Hand hatte der Revolverträger aufgefordert, er solle aufhören, mit den Füssen auf dem Boden rumzuscharren; das rege ihn auf. Er drohte gar, ihm die Füsse abzuhacken, wenn er es nochmals mache.
    Als der Geldeinsammler, nachdem er jenem jungen Mann noch vier Pfund und sechzig Groschen abgenommen hatte, das Ende der Aktion signalisierte, fragte der Revolverträger: »Und die Ausbeute?«
    »Lassen wir das«, erwiderte der Geldeinsammler, »es ist nicht der Rede wert.«
    Da wurde der Revolverträger wütend und schnaubte ärgerlich. »Los, nehmen wir’s, und machen wir der Polizei dasLeben sauer.« Er begann die Fahrgäste zu beschimpfen und drohte nochmals, es solle sich ja keiner rühren, doch der Geldeinsammler unterbrach ihn: »Die Mama da drüben hat ein Tierchen. Soll ich’s mitnehmen?«
    Der Revolverträger dachte kurz über die Gans nach, aber er befürchtete, sie könnte ein Gezeter anheben und sie verraten und ihnen Ärger machen. Deshalb antwortete er seinem Kumpan nicht, sondern befahl dem Fahrer, die Türen des Busses zu öffnen, die seit der Haltestelle, an der er eingestiegen war, geschlossen geblieben waren. Dann gab er seinen beiden Kollegen ein Zeichen und befahl: »Los! Abspringen!«
    In Null Komma nichts entfernte sich der Bus, während ihre Füsse in Windeseile zu einem leeren Grundstück hinter der alten Moschee an einer abgelegenen Strasse rannten, die parallel zu der Strasse verlief, in der sie den Bus verlassen hatten.
    Sie setzten sich, holten Atem und begannen dann, das Geld zu zählen und die gestohlenen Dinge zu untersuchen. Alles in allem: drei Eheringe, einer davon in Silber und zwei, die zwischen den Zähnen des Mannes mit der Narbe am Nacken zerbrachen, offensichtlich also einzig und allein aus bemaltem Blech bestanden, und fünf Armbanduhren, wovon zwei nicht liefen und die Marke von zwei weiteren seit mindestens dreissig Jahren von niemandem mehr genannt worden war. Das gesamte Bargeld der Fahrgäste und somit die eigentliche Ausbeute bestand aus mageren achtundsechzig Pfund und dreiundneunzig Groschen – das war’s!
    »Elendes Volk!« rief der Revolverträger bitter. Der mit der Narbe sekundierte ihm; er wollte am liebsten irgendetwas zusammenschlagen in diesem Augenblick. Doch als er auf dem leeren Grundstück nichts Passendes fand, riss er sich einen Schuh vom Fuss und haute damit auf den Boden. »Abschaum!« rief er. »Pfui über ein Land, in dem es solche Fahrgäste gibt!«
    Derjenige, der sein

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