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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
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tief genug war.
    Nach einer ausgiebigen Dusche bestellte er sich eine Pizza. Bis der Lieferservice eintraf, saß er in Elenas Zimmer und stöberte in ihren Sachen. Er fand Fotos von Lars und zerriss sie in kleine Fetzen. Als es klingelte, sprang er hinunter zur Tür und nahm die Pizza in Empfang. Er gab dem Mann ein gutes Trinkgeld. Dann zog er sich ins Wohnzimmer zurück, machte den Fernseher an und legte sich auf die Couch. Er zappte durchs Programm und trank zwei Bier zur Pizza.
    Eine Stunde später stand er wieder bei der alten Kastanie. Diesmal trug er Handschuhe, während er grub. Es war nach Mitternacht, als er ins Bett fiel.
    Am nächsten Morgen spürte er jeden Muskel seines Körpers. Ächzend richtete er sich auf. Er dehnte und streckte sich, schlüpfte in seinen Morgenmantel und lief in den Keller hinunter. In der Schublade am Werkzeugtisch wühlte er nach den Kabelbindern. Er nahm einen mit, bevor er die Tür aufschloss.
    Elena lag zusammengerollt auf der Matratze. Als er sie auf den Rücken drehen wollte, begann sie, sich heftig zu wehren. Er hatte damit gerechnet und packte ihre Handgelenke. Blitzschnell hatte er sie mit dem Kabelbinder gefesselt. Er kniete sich vor sie, packte ihre Schenkel, riss sie auseinander und drang in sie ein. Sie schrie, spuckte und beschimpfte ihn. Er genoss es. »Ich werd’ dich zunähen, wenn du nicht ruhig bist«, flüsterte er ihr ins Ohr. Er musste dabei an den Vater denken, von dem er diesen Spruch kannte. Wie oft hatte er die Mutter beschimpft, als Nutte, die man zunähen sollte, weil sie für jeden die Beine breitmachte.
    Als Elena nicht aufhörte, sich gegen ihn zu wehren, schlug er ihr ins Gesicht, bis ihre Nase blutete. Erst dann wurde sie still. Doch jetzt hatte er keinen rechten Spaß mehr an ihr. Er kam lustlos und verschwand rasch aus dem Keller. Später vielleicht, dachte er sich, als er nach oben ging.
    Nach einer ausgiebigen Dusche und einem reichhaltigen Frühstück fühlte er sich, als könne er Bäume ausreißen. Er verließ das Haus für einige Stunden, streifte durch die Stadt, sah sich einen Porno im Kino an, aß einen Hamburger. Es dämmerte bereits, als er zurückkam. Sein erster Weg führte ihn in den Keller.
    Diesmal hatte er mehr Spaß an ihr. Er probierte einiges aus, was er in dem Porno gesehen hatte, ließ sich Zeit. Inzwischen erinnerte er sich schon gar nicht mehr an die Monate mit ihr. Elena war ausgelöscht, ruhe sie in Frieden, dachte er grimmig. Lars würde sie nicht wiedersehen. Er würde dafür sorgen, dass sie verschwand, für immer, wie vom Erdboden verschluckt.
    Mit Einbruch der Dunkelheit arbeitete er wie besessen im Garten. Der Vollmond beleuchtete sein Werk. Laut Wetterbericht war eine gewaltige Schneefront im Anmarsch. Das trieb ihn zur Eile. Gerne hätte er sich noch einen Tag mehr Zeit gelassen, aber der Wetterumschwung hatte auch sein Gutes. Der Schnee würde alle Spuren verwischen. Bis zur Hüfte stand er inzwischen in der Grube, tief genug, entschied er.
    Ein letztes Mal ging er in den Keller. Auf der Werkbank des Vaters lagen Nadel und Zwirn. Damit hatte der Vater versucht, das Polster des Lederstuhls zu reparieren, bei dem einige Nähte aufgegangen waren. Er schnappte sich die Nadel und schnitt ein Stück vom Zwirn ab. Dann schloss er die Tür auf. Auf dem Boden lag das Stück Fleisch.
    Jetzt geschah alles wie von selbst. Später würde er sich mit wohligem Schauer darin erinnern, wie eine unbekannte Kraft ihn geleitet hatte. Erst das Vergnügen, dann die Arbeit. Seine Nähkünste ließen zu wünschen übrig, aber sie zappelte ja auch so fürchterlich. Erst ein paar Schläge sorgten für die notwendige Ruhe. Konzentriert vollendete er sein Werk. Als er fertig war, legte er sie über seine Schulter und trug sie nach oben. Wie einen Sack Kartoffeln ließ er sie in die Grube fallen, dann schaufelte er die Erde zurück in das Loch. Er sah sie noch zucken, dann verschwand sie unter der Erde.
    Das Zuschaufeln ging ihm ungleich leichter von Hand als das Graben zuvor. Ein Stunde später hatte er ihr Grab geschlossen und die Erde verdichtet, in dem er darauf herumgestampft war. Die restliche Erde verteilte er im Garten. Dann sammelte er Laub und Steine und verstreute sie auf das Grab, um alle Spuren zu verwischen. Er blickte zum Himmel. Erste Schneeflocken rieselten vom Himmel.
    Tage später befragte ihn die Polizei. Aber er konnte ihnen nicht sagen, wo Elena geblieben war. Sie hatte das Elternhaus verlassen, kaum dass die Mutter

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