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Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Freund
Oddný Hildur nicht umgebracht hat, wer war es dann? Hast du
da vielleicht eine Theorie?«
    »Nein.« Die Antwort
war kurz, aber sachlich. »Ich habe ja gerade erst
gehört, dass es Mord war. Ich dachte wirklich, sie hätte
sich verlaufen und wäre bei einem Unwetter oder so umgekommen.
Tja, im Nachhinein betrachtet kommen viele in Frage. Fast alle,
außer mir und Friðrikka natürlich. Oddný
Hildur war die Einzige, die nett zu mir war. Ich war natürlich
total fertig, als sie weg war. Die anderen waren auch schockiert,
aber ich weiß nicht, wie tief das ging. Oddný Hildurs
Stellung im Team hat sich schlagartig verschlechtert, nachdem sie
den Chef darüber informiert hatte, wie sich die anderen mir
gegenüber verhalten haben. Das fanden diese Typen
natürlich gar nicht witzig, und anstatt damit aufzuhören,
haben sie angefangen, Oddný Hildur auch zu belästigen.
Diese Arschlöcher.«
    »Ist es denkbar, dass sich
jemand an ihr rächen wollte und die Kontrolle verloren hat?
Vielleicht einer der beiden Bohrmänner?«
    Arnar überlegte.
»Keine Ahnung. Kommt mir ziemlich weit hergeholt vor, aber
ich weiß es wirklich nicht. Verdächtig verhalten oder so
hat sich nie jemand.«
    Dóra versuchte, ihre
Enttäuschung zu verbergen. »Wer weiß, vielleicht
war’s ja doch nur ein Unfall, auch wenn die Umstände
ziemlich merkwürdig sind.« Sie musste über sich
selbst lächeln und beschloss, Arnar in den Grund dafür
einzuweihen. »Tja, da ist wohl die Phantasie mit mir
durchgegangen. Ich hab mir gerade vorgestellt, die Bohrmänner
hätten Oddný Hildur unbeabsichtigt umgebracht, es
später bereut und Selbstmord begangen. Sich vergiftet. «
Diese großartige Theorie erklärte allerdings nicht, wie
die Männer in Einzelteilen auf der Insel gelandet
waren.
    »Hm ... nein ... nein. Sie
... sie haben keinen Selbstmord begangen, nein.« Arnar
hustete leise. »Ich habe sie getötet.«

33.
Kapitel
    24. März 2008
    Nachdem Dóra aufgelegt
hatte, blieb sie noch einen Moment am Ende des Raums sitzen. Sie
musste erst einmal verdauen, was Arnar ihr gesagt hatte. Gut
möglich, dass der Mann völlig durchgeknallt und seine
Geschichte von Anfang bis Ende erlogen war, aber das glaubte sie
eigentlich nicht. Dafür war er zu ernst gewesen und seine
Beschreibungen zu genau. 
    Dóra gab Matthias ein
Zeichen, rüberzukommen. Dann erzählte sie ihm
ausführlich, was sie herausgefunden hatte, auch, dass Arnar
sie gebeten hatte, die grönländische Polizei über
seine Beteiligung an der Sache in Kenntnis zu setzen. Matthias
brauchte eine Weile, um die Geschichte zu begreifen, und stellte
eine Menge Fragen. Sie unterhielten sich leise, damit die anderen
nicht frühzeitig etwas über die Sache erfuhren. Die
grönländische Polizei musste den Wahrheitsgehalt der
Geschichte erst überprüfen. 
    Sie brauchten eine Weile, um den
jungen Polizisten, der im Warteraum Wache hielt, davon zu
überzeugen, dass sie mit seinem Vorgesetzten sprechen mussten.
Am Ende sah er ein, dass sie nicht lockerlassen würden. Er
sagte etwas Unverständliches in sein Funkgerät, und kurz
darauf hörten sie auf dem Kies vor dem Gebäude Autoreifen
knirschen. Der Ermittlungsleiter kam hereinmarschiert und wies sie
an, ihm in den menschenleeren Hauptraum zu folgen. Die anderen
schauten ihnen verwundert nach, aber keiner fragte, was los sei.
Finnbogi rief ihnen zwar hinterher, wo sie denn hingehen
würden, aber sie drehten sich noch nicht einmal um.
    Nachdem sie sich an einen
kleinen Tisch gesetzt hatten, erklärte Dóra dem
Polizisten, worum es ging. Sie bat darum, dass das Gespräch
auf Englisch stattfand, aus Angst, ihr Dänisch könnte zu
Missverständnissen führen.
    »Dieser Arnar
Jóhannesson behauptet also, die beiden Bohrmänner
umgebracht zu haben.« Der Polizist hatte ein kleines
Notizbuch herausgeholt und während Dóras
Erklärungen eifrig hineingekritzelt. »Und die Frau hat
er nicht umgebracht, oder wie?«
    »Nein. Das streitet er ab.
Und es klingt überzeugend. Er glaubt, dass sie bei einem
Unwetter umgekommen ist. Das haben ja alle
geglaubt.«
    »Alle, außer einem
– ihrem Mörder. Es ist nämlich ziemlich eindeutig,
dass sie ermordet wurde. Wir bringen ihre Leiche zwar noch nach
Nuuk zur Obduktion, aber wir haben die Fotos von den Verletzungen
schon in die Rechtsmedizin geschickt, und die sind der Meinung,
dass sie mit einem schweren Gegenstand erschlagen wurde. Vielleicht
sogar mit einem Hammer.«
    »Oh.«
    »Arnar hat die Arbeiter
also umgebracht,

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