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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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heißt, ich muss alle erforderlichen Entscheidungen eigenmächtig treffen dürfen, solltet Ihr nicht mehr dazu in der Lage sein. Einverstanden?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Staynair nur.
    »Gut.«
    Einen Moment lang legte sich Schweigen über das Studierzimmer. Dann stieß Wave Thunder ein leises Schnauben aus.
    »Was?«, fragte der Erzbischof nach.
    »Ach, mir ist nur gerade durch den Kopf gegangen, ob Ihr die Absicht habt, Cayleb und Sharleyan davon zu berichten.«
    »Ich habe es damit zumindest nicht eilig«, gab Staynair mit einem schiefen Grinsen zurück. »Die beiden werden ganz gewiss die Verpflichtungen zu akzeptieren wissen, die mit meinem Amt einhergehen. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass sie darüber glücklich sein werden. Also, wenn es Ihnen recht ist, werde ich keine schlafenden Drachen wecken.«
    »Um ehrlich zu sein ...« Wave Thunders schiefes Grinsen hatte beinahe schon etwas Verschlagenes, »halte ich das für die vielleicht beste Idee des Abends!«

.VI.
    Kirche Sankt Kathryn, Kerzenziehergasse, Stadt Manchyr, Fürstentum Corisande
    Es hatten sich deutlich mehr Gläubige versammelt, als Pater Tymahn Hahskans an einem Mittwoch in seiner Kirche zu sehen gewohnt war.
    Sankt Kathryn war immer recht gut besucht, vor allem bei den Abendmessen. Hahskans, der selbst die Morgenmesse bevorzugte, wusste, dass der Abendgottesdienst vor allem seinetwegen mehr Gläubige anzog. Der Pater mühte sich redlich, keine unbotmäßige Befriedigung daraus zu ziehen. Die Heilige Schrift erlegte jedem Menschen schließlich die Pflicht zur Bescheidenheit auf. Nicht immer war der Pater im Ringen um diese Bescheidenheit erfolgreich. Er war so sterblich und so fehlbar wie jeder andere Mensch auch. Dass die Zahl der Besucher wuchs, wenn an der Pforte angeschlagen stand, Hahskans halte die Predigt, erfüllte ihn mit sündigem Stolz. Vor allem dann versündigte sich der Pater, wenn eines seiner Gemeindemitglieder erzählte, er habe erlebt, wie ein Mitglied einer anderen Gemeinde eine von Tymahns Predigten zitiert hatte.
    Dieses Mal jedoch war es anders. Tymahn stand vor dem Altar, genau vor der niedrigen Schranke, der das Allerheiligste abtrennte. Er lauschte dem Chor, der hinter ihm herrliche, gottgefällige Melodien anstimmte. Sein Blick galt den überfüllten Sitzbänken und dem Gedränge auf den Stehplätzen nahe der Kirchenmauer. Dieses Mal beunruhigte Tymahn der Anblick. Die Unruhe weckte keinen Zweifel an dem, was er gleich sagen würde. Er rechnete allerdings damit, dass seine Predigt nicht in allen Teilen der Stadt gleichermaßen begeistert aufgenommen würde ... gelinde gesagt. Was ihn beunruhigte, regelrecht ängstigte, war, dass er endlich aussprechen würde, was ihm schon lange auf dem Herzen lag. Im Laufe der Jahre hatte man ihm immer wieder den Mund verboten. Immer wieder hatte man ihn ermahnt, hinsichtlich gewisser Dinge unbedingt den Mund zu halten. Und immer wieder war er vor seine Vorgesetzten zitiert worden, weil er den verbotenen Themen wieder einmal zu nahe gekommen war.
    Und jetzt, wo du endlich in der Position bist, aus der du freien Herzens sprechen kannst, Tymahn, wird mindestens die Hälfte deiner Zuhörerschaft annehmen, du seist ein Shan-wei-verdammter Verräter, der sich bei den Besatzern lieb Kind machen will!
    Er spürte, wie er unwillkürlich das Gesicht verzog, und zwang sich dazu, sich wieder zu entspannen. Darin hatte er jahrelange Übung. Er war jetzt sechsundfünfzig Jahre alt und stand seit mehr als zehn Jahren auf der Kanzel von Sankt Kathryn. Er war nun wirklich kein frisch ordinierter Unterpriester mehr. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, der Gemeinde nichts zu zeigen, was die Einfallsreichsten darunter als Zweifel oder Zögerlichkeit auslegen mochten. Nicht auf der Kanzel. Dort sprach Gott durch ihn - zumindest theoretisch. Im Großen und Ganzen war Hahskans stets zuversichtlich gewesen, Gott werde ihm schon die richtigen Worte eingeben. Allerdings hatte es immer wieder Zeiten gegeben, in denen es ihm schwergefallen war, Gottes Stimme in den lautstarken Verkündigungen der Kirche überhaupt noch zu hören.
    Dieses Problem hatte er hier und heute nicht. Die Heilige Schrift warnte in mehr als einer Textstelle davor: Gottes Botschaft zu verkünden machte bei Gottes Kindern nicht immer beliebt. Allzu eifrig glaubten die Menschen, Gott vertrete genau ihre eigene Meinung ... Anders Lautendes ignorierten sie gern. So mancher Bote Gottes konnte sich glücklich schätzen, wenn

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