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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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langsam fort. »Ich habe auch darüber nachgedacht ... lange sogar. Aber letztendlich ist dies eine jener Angelegenheiten, bei der es sorgfältiger Abwägung meinen Verpflichtungen dem Kaiserreich gegenüber und meinen Verpflichtungen Gott gegenüber bedarf. Mit dem Schluss, zu dem ich gekommen bin, bin ich nicht ganz zufrieden. Aber das ist das Beste, was ich nach zahllosen Gebeten und Stunden der Meditation habe erreichen können. Und glauben Sie mir, Bynzhamyn, so ausgiebig habe ich noch nie in meinem Leben gebetet oder meditiert.«
    Bedächtig nickte Wave Thunder. Hainryk Waignair, der Bischof von Tellesberg, war der zweithöchste Prälat des Bistums der Kirche von Charis im Alten Charis. Waignair würde auch als Erzbischof von Charis amtieren, bis Staynair wieder von seiner Reise zurückgekehrt wäre. Zugleich gehörte Waignair der Bruderschaft von Sankt Zherneau an. Das bedeutete, dass er - ebenso wie Wave Thunder und Staynair - die Wahrheit über den ›Erzengel‹ Langhorne und die Kirche des Verheißenen kannte. Staynair und er waren nicht nur Kollegen und Brüder des gleichen Ordens, sondern auch schon seit langem eng befreundet. Wave Thunder wusste, dass Staynair Waignair unbedingtes Vertrauen schenkte, sowohl dem Menschen wie dem Priester. Der Baron bezweifelte nicht, dass es wahrhaftig immenser Anstrengung in Gebet und Meditation bedurft hatte, um den Erzbischof dazu zu bewegen, dieses belastende Material letztendlich doch nicht seinem Freund Waignair auszuhändigen, sondern es in die Obhut des Spionageleiters Wave Thunder zu geben.
    »Als Mitglied des Kaiserlichen Rates, als Erzbischof von Charis und als persönlicher Ratgeber von Cayleb und Sharleyan, zweifle ich keinen Moment, dass ich all diese Informationen schon längst an Sie hätte weitergeben und Ihnen auch genauestens berichten müssen, woher es stammt, Bynzhamyn«, fuhr Staynair fort. »Aber als ›Pater Maikel‹ - als Priester - kann ich niemals das heilige Beichtgeheimnis brechen. Und ich werde es auch nicht tun. Die Kirche des Verheißenen mag eine einzige große Lüge sein. Aber Gott ist keine Lüge, und ebenso wenig der Glaube der Person, die mir in dieser Angelegenheit unbegrenztes Vertrauen geschenkt hat.«
    Wave Thunder hatte schon den Mund geöffnet, um seinem Gastgeber zu widersprechen. Doch nun klappte er ihn wieder zu. Glaube und Integrität panzerten Maikel Staynair gegen jeglichen Einwand.Wenn Bynzhamyn Raice ganz ehrlich war, dann wusste er, dass er deutlich weniger auf die Existenz Gottes vertraute, nachdem er die Wahrheit über die Kirche des Verheißenen erfahren hatte. Er fühlte sich wirklich nicht wohl dabei, das zuzugeben, nicht einmal sich selbst gegenüber. Doch da war dieser nagende Zweifel - wahrscheinlich ein Nebenprodukt des Zynismus, der für den Leiter einer Spionageabteilung so unabdingbar war: Wenn es möglich war, eine Religion gezielt zu erfinden, dann mochte das für alle Religionen gelten. Er konnte diesen Zweifel nicht leugnen; dazu war Bynzhamyn entschieden zu ehrlich, auch sich selbst gegenüber. Aber dieser Zweifel raubte ihm nachts nicht den Schlaf. Ob Gott nun existierte oder nicht, das Kaiserreich Charis befand sich immer noch in einem Kampf auf Leben und Tod mit der ›Vierer-Gruppe‹. Sich jetzt des Atheismus schuldig zu machen (›Atheismus‹ - ein Wort, das Wave Thunder nie gehört hatte, bis er auf die Aufzeichnung hatte zurückgreifen können, die Owl in den Computern gespeichert hatte), würde nur jemandem wie Clyntahn eine tödliche Waffe in die Hand geben.
    Maikel Staynair aber, das wusste Wave Thunder, wurde nicht von Zweifeln wie diesen geplagt. Der Erzbischof war so weit davon entfernt, ein religiöser Fanatiker zu sein, wie sich das nur denken ließ. Deshalb würde er, wenn er von Wave Thunders Zweifeln wüsste - und Wave Thunder war überzeugt davon, dass der Erzbischof davon wusste -, den Baron niemals dafür verurteilen. Das war nicht Staynairs Art. Wave Thunder hatte sich selbst bei der Hoffnung ertappt, es gäbe diesen Gott, an den Maikel Staynair glaubte - diesen Gott, der einen Mann wie Maikel Staynair erschaffen hatte, einen integren, rechtschaffenen Mann. Ein derart integrer Mann wie Staynair gäbe nicht sein Wort als Priester, um es dann zu brechen.
    Und das ist, wenn man es genau nimmt, der wahre Unterschied zwischen ihm und jemandem wie Clyntahn!, ging es Wave Thunder durch den Kopf. Clyntahn glaubt an die Kirche. Er glaubt an die Macht der Kirche, nicht an Gott, obwohl ihm

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