Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
Luftschiff vorwärts.
Trahaearn hob den Kopf. »Wir werden den morgigen Tag damit verbringen, das Meer nach ihnen abzusuchen, Mina. Also lass uns schlafen gehen. Wir können nicht nach ihnen Ausschau halten, wenn uns die Augen zufallen.«
Der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Mina lag an Trahaearns Brust und lauschte dem langsamen, schweren Schlag seines Herzens. Sie war in einer völlig anderen Verfassung in die Gästekabine zurückgekehrt als der, mit der sie sie verlassen hatte. Sie hatte sich zufrieden und geborgen gefühlt. Der Tag, den sie hier verbracht hatten, war unterbrochen gewesen von Furcht, wenn er sie an den Rand des Orgasmus gebracht hatte, immer und immer wieder – doch es war nicht frustrierend gewesen. Nur Verlangen und Lachen, und sie hatte während der Nachmittagshitze in seinen Armen gedöst.
Jetzt war es beinahe genauso heiß, und sie konnte nicht dösen. Statt Zufriedenheit lauerte die Angst. Sie musste die ganze Zeit an Andrew denken, an ein Schiff voller Zombies und einen grausamen Anführer wie Hunt. Sie musste an die Endeavour denken, die den Tod allem, was sie kannte und liebte und die zu beschützen sie geschworen hatte, näherbrachte.
Sie sprach in die Dunkelheit hinein. »Was, wenn wir die Terror nachts nicht erkennen?«
»Yasmeen erkennt sie.«
Er klang so sicher. Hätte Mina vor einer Leiche gestanden, hätte sie vielleicht auch so sicher geklungen. Sie kannte ihren Job. Jetzt musste sie darauf vertrauen, dass er seinen kannte.
Vertrau mir.
Er hatte recht gehabt, als er gesagt hatte, dass sie zu lange unter der Horde gelebt habe. Es war schwer darauf zu vertrauen, dass jemand, der die Macht hatte, sie zu verletzen, es nicht tun würde.
Aber es gab auch diejenigen, denen sie vertraute: ihre Familie und die Freunde, die sie gewonnen hatte. Kannte sie ihn gut genug?
Er hielt sie jetzt im Arm. Und obwohl er wusste, dass ihre Gefühle in Aufruhr waren, zog er keinen Vorteil daraus; er kümmerte sich um sie. Sie konnte nicht alles verstehen, was ihn umtrieb, aber eines wusste sie gewiss: Er kümmerte sich um das, was seins war.
Sie war seins. Vielleicht nicht für immer. Aber im Moment. Sie drehte sich zu ihm um.
Trahaearn hatte die Augen geschlossen, doch als sie sich bewegte, öffnete er sie. Sein fester Blick begegnete ihrem – geduldig, jedoch nicht gleichgültig. Verlangen erfüllte ihn, ein Mann, der warten würde auf etwas, das er kosten wollte … und jeden Bissen schon vorwegnahm.
Mina schob ihr Bein über seinen Unterleib, bis sie auf ihm lag, die Oberschenkel an seinen Flanken. Er erwiderte ihren Kuss, ließ sie bestimmen, ließ sie jedoch nicht gehen, während seine Hände in ihr Haar tauchten. Hitze begann sich in ihr auszubreiten. Sie entzog sich, bevor er in sie eindrang.
Sein Gesicht war voller Verlangen, und er beobachtete sie. Als sie das Bett verließ, setzte er sich auf. »Mina … «
»Wo sind die Kondome?«
Sie ging zur Kommode. Seine Sachen waren aus der Kabine, die er mit Scarsdale geteilt hatte, hierhergebracht worden, doch sie hatte keine Ahnung, wo man so etwas aufbewahrte.
Nach einem Moment des Schweigens antwortete er mit tiefer und heiserer Stimme. »Im Schrank, auf der Ablage.«
Wegen ihrer Nervosität bekam sie die Tür erst nicht auf, doch schließlich gelang es ihr. Die Funktion der kleinen Ebenholzschachtel, die hinter ihren Unterhosen und Strümpfen lag, war nicht zu verkennen; in das Ebenholz waren Elfenbeinfiguren eingearbeitet, die ein Fräulein aus Manhattan zum Erröten gebracht hätten. Sie umklammerte sie fest, um ihre zitternden Hände zu beruhigen, und trug sie zum Bett, wo sie stehen blieb. Trahaearn, der nur Unterhosen trug, hatte sich aufgesetzt und lehnte am Kopfende des Bettes. Er machte keine Bewegung in ihre Richtung.
Er überließ ihr die Kontrolle, wie sie feststellte. Er hatte das heute schon einmal getan – als er sie gedrängt hatte, sich selbst zu streicheln und ihr Verlangen selbst zu befriedigen. Doch das hier würde bedeuten, die Kontrolle über ihn zu übernehmen. Wäre es schwierig für ihn? Wie viele Frauen hatten sich mit gespreizten Beinen auf ihn gesetzt, ihn benutzt? Mina wollte nicht eine von ihnen sein. Nicht etwas beweisen.
Ihm entging ihr Zögern nicht. »Was überlegst du?«
Wenn sie es ihm erzählte, würde er sagen, dass es keine Rolle spielte. Dass es ihm nichts bedeutete. Lüge oder nicht, sie wusste es nicht – aber sie wollte ihn sowieso nicht benutzen. Und so gab sie ihm einen Grund,
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