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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Kann ich mir nicht vorstellen und außerdem ist heute alles vereist, noch schlimmer als beim ersten Mal. Wir haben einen kleinen Essensvorrat, wir haben Wasser, sogar ein Heizgerät, das haben sie alles nicht. Hey, was ist mit euch los? Wo bleibt euer Kampfgeist? Wir haben die erste Runde gewonnen.«
    Bei seinen Worten kam wieder etwas Glanz in Marcus’ Augen zurück, aber Emily schüttelte den Kopf.
    »Ihr seid vollkommen durchgeknallt«, sagte sie. »Glaubt ihr wirklich, dass wir sie aufhalten können? Wahrscheinlich ist die halbe Polizei aus Norfolk hierher unterwegs!«
    »Dann schnappen sie uns eben!« Simon zuckte die Achseln. »Was soll’s?«
    »Klar doch! Wollte schon immer ins Gefängnis!«
    Simon zuckte wieder die Achseln. »Dann soll sich’s wenigstens gelohnt haben. Lasst uns noch mehr anstellen, als nur ein bisschen herumzuspielen und irgendwo einzusteigen. Harris soll was erleben, an das er sich sein Leben lang erinnern wird.«
    »Simon, unsere einzige Chance, von hier zu verschwinden, haben wir jetzt, bevor die Verstärkung anrückt.«
    »Machst du Witze? Es hat aufgehört zu schneien, man würde uns meilenweit sehen. Sie hätten uns geschnappt, noch bevor wir am Wald sind.«
    »Ja, aber wenn wir bleiben, werden sie die Tür einrammen und uns auch schnappen. Wegrennen ist unsere einzige Chance.«
    »Wie spät ist es?«, fragte Marcus plötzlich.
    »Fünf nach halb zwölf.«
    »Und wann wird es dunkel?«
    »Ungefähr um vier. Heute vielleicht ein bisschen früher. Ja – das ist es! Super, Marcus! Wir müssen noch vier Stunden durchhalten. Wenn es vorher anfängt zu schneien, nicht mal das. Im letzten Dämmerlicht klettern wir runter und schleichen uns über die Felder davon. Du und ich, Emily, wir kehren dann ins Dorf zurück, aber von der der anderen Seite, falls die den Weg überwachen. Marcus hat seine Taschenlampe – er kann querfeldein gehen, bis er zur nächsten Straße kommt.«
    »Und was dann?«, fragte Marcus.
    »Dein Problem. Wir helfen dir, hier rauszukommen. Danach, Kumpel, musst du sehen, wie du allein fertig wirst.«
    Simon trat wieder ans Fenster. »Der Polizist steht immer noch in der Kälte herum. Dann ist das abgemacht?«
    Emily verzog das Gesicht. »Es bleibt mir ja keine andere Wahl.«
    »Stimmt«, sagte Simon grinsend. »Es sei denn, du willst dem eiskalten Polizisten in die Arme laufen. Marcus?«
    »Alles klar.«
    »Dann bis zur Dämmerung. Davor gibt’s für uns noch jede Menge zu tun.«

14
    D er Feind umzingelte die Burg. Von Fenstern und Schießscharten, durch die Latrinenlöcher, zwischen den Zinnen hervor und von weiteren Aussichtspunkten an allen vier Seiten des mächtigen Baus beobachteten die Verteidiger aufmerksam jede Bewegung. Einer der Polizisten stapfte durch den dicken Schnee an der Mauer entlang, bog um die Ecke, am Turm vorbei. Er ging langsam, ließ seinen Blick ununterbrochen über das Mauerwerk gleiten, suchte nach einem weiteren Eingang. Sein Kollege blieb auf seinem Posten an der Vorderseite, weit genug entfernt, um nicht von irgendwelchen Wurfgeschossen getroffen werden zu können. Ab und zu sprach er etwas in sein Funkgerät. Nach einer Viertelstunde bog ein weiteres Auto in den Parkplatz ein und spuckte noch zwei weitere Polizisten aus, einen Mann und eine Frau. Sie gingen zu dem Kerl mit dem Funkgerät, der ihr Anführer zu sein schien, und nach einer kurzen Unterredung machten sie sich einzeln auf, jeder in einer anderen Richtung. Vier Polizisten, das bedeutete eine ständige Überwachung der Burg auf allen vier Seiten. Wenn die Verteidiger jetzt versucht hätten, von der Burg zu fliehen, dann wären sie sofort geschnappt worden. Doch ein solcher Versuch wurde nicht unternommen.
    Im Innern der Burg herrschte hektische Betriebsamkeit. Bevor er zu weiteren Taten schritt, kletterte Marcus, der allmählich wieder seine Energie und Entschlusskraft zurückgewann, die Wendeltreppe zu seinem Vorratslager hoch. Er kam mit drei Coladosen und mehreren Schokoriegeln zurück, von denen er Emily zwei hinwarf.
    »Kaloriennachschub«, sagte er. »Davon wird dir wärmer.«
    Emily schaute die Schokoriegel verständnislos an, dann aß sie einen von ihnen. Ihr Mund war staubtrocken, und die Schokolade schmeckte wie Pappe, sogar als sie mit Cola nachgespült hatte, war der Geschmack noch da.
    Dann verschwand Marcus, um seine Verteidigung auszubauen. Bevor Simon ihm folgte, versuchte er, Emily aus ihrer Niedergeschlagenheit herauszureißen. Sie saß immer noch reglos da,

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