Die Eisfestung
hinüberschielte, bemerkte Emily, dass er dasselbe getan hatte.
Unter ihr hörte sie auf den Steinplatten Schritte, die immer näher kamen.
Eine Stimme stieg empor, wieder gehörte sie Harris. »Ich hab Ihnen schon gesagt, dass das überflüssig ist.«
Eine andere Stimme, friedlich, entspannt. »Nur eine Routinemaßnahme, Sir.«
Harris brummte. »Sie haben es ja selbst gesehen, die Tür war abgesperrt.«
Marcus’ Körper verkrampfte sich; er hob den Stein über das Gussloch, hielt ihn nur noch zwischen Daumen und Zeigefinger. Emily beugte sich ganz nah zu seinem Ohr. »Wenn du das tust«, flüsterte sie hinein, »dann werden sie dir das mit deinem Vater nie glauben. Dann hat er gewonnen.«
Marcus gab nicht zu erkennen, ob er sie gehört hatte. Seine Hand war über das Gussloch gestreckt, sie zitterte ein wenig. Die Schritte kamen näher. Marcus’ Hand zitterte heftiger. Die Schritte waren jetzt direkt unter ihnen. Sie stiegen weiter die Treppe hoch. Marcus hielt den Stein immer noch in der Hand. Er ließ die Hand zu Boden sinken und vergrub den Kopf zwischen den Knien.
Simon blickte von seinem Gussloch herüber, zuckte die Achseln, dann legte er seinen Stein ebenfalls weg.
Von unten war ein überraschter Ausruf zu hören, gefolgt von mehreren dumpfen Schlägen. Marcus hob den Kopf und lächelte.
Ein Durcheinander von Stimmen auf dem Treppenabsatz: »Was ist los? Haben Sie keinen Schlüssel?«
Harris (verblüfft, in die Ecke gedrängt): »Ich brauch keinen. Die Tür ist immer offen.«
Eine andere Stimme (gereizt): »Jetzt ist sie das aber nicht. Lassen Sie mich mal.« (Noch mehr dumpfe Schläge, Stöhnen und Fluchen.)
Wieder die friedliche Stimme: »Scheint durch irgendetwas blockiert zu sein. Kann es sein, dass auf der anderen Seite irgendein Gegenstand dagegengefallen ist?«
Harris (jammernd, kummervoll): »Nein, da ist nichts... nur die Treppe, alles leer.«
Friedliche Stimme: »Dann muss das jemand extra gemacht haben. Versuchen Sie es noch einmal, Jones.« (Ein besonders lauter Schlag, eine Flut von Flüchen.) »Kein Grund, gleich eine solche Sprache zu gebrauchen, Jones. Nun, durch diese Tür kommen wir nicht hinein. Gibt es noch eine andere Möglichkeit?«
Harris (empört): »Nein.«
Friedliche Stimme: »Sehr interessant. Haben Sie was dagegen, wenn wir uns das alles mal von außen anschauen, Mr Harris?«
Es kam keine Antwort, aber Harris schien seine Zustimmung gegeben zu haben, denn es waren wieder Schritte zu hören, diesmal in umgekehrter Richtung. Simon blickte erwartungsvoll zu Marcus hinüber und Marcus hob erneut die Hand. Emily beugte sich wieder zu seinem Ohr.
»Tu’s nicht, Marcus!«, zischte sie.
Die Schritte hielten an.
»Ich hab jemanden gehört!«, rief eine neue Stimme auf der Treppe. »Da oben! Die Löcher! Da ist jemand!«
Emily, Marcus und Simon erstarrten.
»Ja«, sagte die friedliche Stimme. »Ich habe das auch gehört.« Ein einzelner schlurfender Schritt auf den Steinplatten. Emily war sich sicher, dass jetzt alle nach oben starrten.
»Das bedeutet, dass da nicht nur eine Person ist«, sagte die gereizte Stimme.
Die Schritte waren jetzt direkt unter ihnen. Simon zog seinen Kopf erschrocken zurück. Du brauchst keine Angst zu haben, dachte Emily. Sie können dich nicht sehen.
Plötzlich zuckte ein Lichtstrahl durch Simons Gussloch, durchschnitt das trübe graue Winterlicht und bohrte sich in die Decke. Simon machte einen Sprung zur Seite. Dabei stieß er gegen seinen Steinhaufen, der mit nicht sehr lautem, dafür aber umso längerem Geprassel in sich zusammenstürzte.
Der Lichtstrahl verschwand. Simons Gesicht war kalkweiß.
Nach einer Weile war von unten die friedliche Stimme zu hören. »Hallo? Hallo?«, rief sie und wartete dann einen Augenblick. »Wir wissen, dass du da oben bist. Warum kommst du nicht runter und machst uns auf?«
Emily, Marcus und Simon gaben keinen Laut von sich. Sie schauten einander nicht an.
»Hast du auch noch einen Freund dabei?« Die Stimme machte eine kurze Pause, dann sprach sie langsam weiter, sorgfältig jedes Wort abwägend, bedächtig und klug. »Hallo, Marcus, kannst du mich hören? Hier spricht die Polizei. Es ist alles in Ordnung. Wir haben deinen Vater hier. Er möchte dich gerne sehen. Warum kommst du nicht einfach runter und machst uns auf? Es ist hier niemand wütend auf dich. Wir wollen nur wissen, ob es dir gut geht. Willst du kommen und mit uns reden?«
Die Stimme klang sehr vernünftig und ruhig, und obwohl
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