Die Eishölle
Dunkelheit.
Während ich immer noch zögerte, ertönte ein quietschendes Geräusch, gefolgt von einem dumpfen Krachen: Er musste den Holzriegel von der Tür genommen haben. Ich kauerte mich auf den Boden und schlich vorsichtig um die Ecke, stets darauf bedacht, meine Anwesenheit zu verbergen. Ich wollte Zalor noch eine letzte Chance lassen, seine Unschuld zu beweisen, und wenn ich mich zu früh zeigte, hätte er irgendeinen harmlosen Grund erfinden können, was er um diese Uhrzeit hier trieb. Das quietschende Geräusch hielt an, dann verschwand das schwache Licht der Taschenlampe im Gemüselager. Ich kroch geräuschlos auf das Licht zu und befand mich einige Augenblicke später vor dem Gebäude.
Zalor hatte nur eine Hälfte der Doppeltür geöffnet, zweifelsohne, um das Licht nicht nach draußen dringen zu lassen. Ich verbarg mich hinter der Tür. Ich hätte mir über diese Vorsichtsmaßnahmen nicht so viele Gedanken machen müssen, denn der Mann im Lager war derart mit sich beschäftigt, dass er keine Zeit auf Heimlichkeiten verwandte.
Er handelte jetzt unter leichtsinniger Missachtung jeglicher Vorsichtsmaßnahmen, und ich konnte das raschelnde Geräusch von Stroh hören. Ich spähte um die grobe Holztür. Zalor hatte seine Taschenlampe auf eines unserer Generatorgehäuse gelegt, so dass sie den Boden und die Wände vor ihm beleuchtete. Unsere ganze Ausrüstung war für die Arbeit des morgigen Tages aufgestapelt. Ich beobachtete Zalor weiter und sah, dass er aufhörte, das Stroh zu verteilen und in die jenseitige Ecke tippelte. Er kam mit einer grünen Dose zurück, die ich wiedererkannte. Sie enthielt Paraffin, das wir für den Notfall in großen Mengen auf Lager hatten, und für die Lampen, falls wir abseits der Traktoren arbeiteten.
Ich brauchte nicht länger zu warten. Die Streichholzschachtel fiel Zalor aus den Händen, als ich ihn mit der Wut meines ersten Ansturms der Länge nach auf den Boden warf. Er war allerdings rasch wieder auf den Beinen und zischte etwas in seiner abscheulichen Sprache. Ich schlug zwei mal mit der ledernen Kamelpeitsche zu, die ich glücklicherweise mitgebracht hatte, und die quiekenden Schreie, mit denen er meine Fürsorge aufnahm, stimmten mich äußerst zufrieden.
Trotz seiner kleinen Statur war er ein kräftiger Kerl, und er ging stürmisch auf mich los, während er ein Messer mit gebogener Klinge umklammert hielt, das er aus seinem Gürtel gerissen hatte.
Ich hatte im Bemühen, seine Messerhand abzuhalten, die Peitsche fallen lassen und dabei gelang es ihm, mir seinen Stiefel in den Unterleib zu rammen. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich, der Raum wurde düster und ich fiel rückwärts auf irgendwelche Kisten. Er griff mich erneut mit dem Messer an, stieß aber gegen ein flaches Metallstück, das der Zufall an dieser Stelle platziert hatte, und kam mit einem Schmerzensschrei zu Fall. Unterdessen hatte ich mich wieder aufgerafft – Gott allein weiß, was passiert wäre, hätte ich nicht vom Platz her Scarsdales vertraute Stimme rufen hören.
Der Zwerg zögerte, steckte das Messer mit einem
hasserfüllten, sich überschlagenden Schrei in den Gürtel zurück und floh durch die Tür in die Nacht hinaus. Ich stand auf und schleppte mich zum Eingang, ehe ich erneut zu Boden ging. Ich muss einen bedauernswerten Anblick geboten haben, wie ich keuchend und von Schmutz und Stroh bedeckt eine unzusammenhängende Geschichte hervorstieß, als sich die gewaltige Gestalt des Professors im trüben Licht der Taschenlampe abzeichnete.
Er packte mich bei der Hand und seine Gesichtszüge spannten sich an, als er den Raum betrachtete. Er führte mich zu einem umgestülpten Korb, auf den ich mich setzte, und beendete meinen abgehackten Redeschwall.
»Im Gegenteil, mein lieber Plowright, das haben sie hervorragend gemacht«, sagte er. »Wäre dies alles verbrannt, hätte es das Ende der Großen Nordexpedition bedeutet. Es ist meine Schuld. Ich hätte etwas Derartiges vorhersehen und eine Wache aufstellen müssen.«
Die Situation war so ungewöhnlich und die Freundschaft zwischen dem Professor und mir in diesem Augenblick so tief, dass ich ihm von dem Steintäfelchen erzählte, das der Zwerg fallen gelassen hatte. Er schwieg eine ganze Weile.
»Das spielt keine Rolle, Plowright«, sagte er. »Wir waren beide vielleicht ein wenig nachlässig, aber die
Hauptverantwortung muss bei mir liegen.«
»Aber was bedeutet das alles?«, fragte ich ihn.
»Ich hätte eine Wache aufstellen
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