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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
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über mein Gesichtsfeld glitt. Ein winziger Lufthauch veränderte die genau regulierte Temperatur im Inneren des Traktors. Jemand hatte die Außentür des Kommandowagens geöffnet. Einen Moment später schloss sie sich mit einem Klick – mit eben jenem Geräusch, das mich geweckt hatte.
    Ich hörte es erneut, als jemand von außen die Klinke überprüfte. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits aufgestanden und tastete nach meiner Hose. Ich zog sie in aller Eile über den Schlafanzug und glitt barfuß in meine Pantoffeln.
    Währenddessen sah ich einen Schatten an der
    Windschutzscheibe des Traktors vorbeihuschen. Er war nach links gegangen, daher wartete ich einige Sekunden, bevor ich selbst die Tür öffnete und leise in die Nacht hinausschlüpfte.
    Wir hatten unsere Fahrzeuge in einer Sackgasse neben einigen Schmiedewerkstätten direkt am Dorfplatz geparkt, also wusste ich, dass meine Zielperson nur auf den Platz gegangen sein konnte. Ich war ziemlich zuversichtlich, sie wieder einzuholen. Ebenso sicher glaubte ich zu wissen, um wen es sich handelte. Es war sehr unwahrscheinlich, dass einer der Kollegen nachts den Kommandowagen besuchte und ihn auf derart heimlichtuerische Weise wieder verließ. Ich hatte eine lederne Kamelpeitsche vom Kartentisch gegriffen, ein Geschenk des Mirs an Scarsdale, und ich hielt sie bedeutungsschwanger in der Hand, als ich mich einen Augenblick niederkauerte, um meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    Als ich den Rand des Platzes erreicht hatte, konnte ich auf eine gewisse Entfernung sehen und hatte keine Mühe, den Zwerg Zalor auszumachen, der vor mir über den holprigen Belag des furchigen Platzes huschte. Ich kannte nun sein Ziel, verlangsamte mein Tempo, umrundete den Platz und hielt von einer recht groben steinernen Arkade aus Ausschau, die einigen Handwerkerläden vorgelagert war.
    An jenem Abend hatte Scarsdale entschieden, dass wir unsere Ausrüstung überholen sollten, bevor wir den letzten Abschnitt der Reise zu den Schwarzen Bergen in Angriff nehmen würden. Entsprechend hielt er es für das Einfachste, wenn wir bereits am Abend so viele Teile wie möglich
    auseinandernehmen würden, um die Arbeit des nächsten Tages vorzubereiten. Also hatten wir Teile der Motoren, Funkgeräte und anderer wichtiger Aggregate abmontiert und in einem Lagerraum untergebracht, den uns die Nylstromer zur Verfügung gestellt hatten.
    Der Häuptling, oder wie immer man ihn hier nannte, hatte den Raum mit einer Holzstange gesichert, die Scarsdale selbst mit einer Kette und einem Schloss aus dem Expeditionsfundus verriegelte. Ich wusste nun, warum uns Zalor einen Besuch abgestattet hatte: Er war hinter Scarsdales Schlüssel her. Das Lager, das normalerweise von den Leuten in Nylstrom angepflanztes Gemüse und getrocknete Kräuter beherbergte, befand sich in einem kleinen Hof auf der anderen Seite des Platzes, also brauchte ich mich nicht zu beeilen, denn ich war mir sicher, Zalors Ziel zu kennen.
    Daher hielt ich weiter Ausschau, bis er im dunstigen Licht verschwunden war, und folgte ihm in aller Ruhe, um ihm ein oder zwei Minuten Zeit zu lassen, das Schloss von der groben Holztür loszumachen. Ich wollte mir sicher sein, dass eine böse Absicht vorlag, ehe ich Scarsdale von der Perfidie des Zwerges in Kenntnis setzte. Ich blieb erneut stehen, als ich die Öffnung erreicht hatte, durch die mein Opfer verschwunden war, und wartete. Es war eine schöne, wenn auch kalte, trockene Nacht, und ich fröstelte ein wenig, als der Wind durch den dünnen Stoff meines Pyjamas drang. Die Nacht verlieh den bescheidenen Gebäuden von Nylstrom eine Majestät, die ihnen bei Tage sichtlich abging. In weiter Ferne – es konnte angesichts des recht gedrängten Ortsbildes nicht allzu weit entfernt sein – heulte ein hungriger streunender Hund. Jetzt hörte ich ein verdächtiges Klirren und plötzlich leuchtete eine kleine Taschenlampe auf. Ich stand in der Dunkelheit und lächelte in mich hinein. Zweifelsohne war Zalor auch im Lager der Expedition gewesen. Er hatte, als ich ihn zuletzt auf dem Platz gesehen hatte, etwas auf dem Rücken getragen, das aussah wie eine Segeltuchtasche, und ich war mir sicher, dass er vorhatte zu fliehen, nachdem er uns einen Schaden zugefügt haben würde. In der tiefen Nacht rührte sich nichts, niemand regte sich in den unansehnlichen Wohnungen, aber ich fühlte die brütende Gegenwart der Schwarzen Berge irgendwo da draußen, die nachgerade greifbar wirklich waren, selbst in der

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