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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
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Begleitern nicht anders ging: eine apokryphe Vision, in der wir uns in den Höhlen finsterster Nacht immer weiter auf ein schreckliches Ziel in Furcht erregender Tiefe unter der Oberfläche der geliebten Erde zubewegten. Der Wind war immer noch warm und wehte böig von Norden her. Doch jetzt schien er vom schwachen Widerhall eines Seufzers begleitet zu werden, der vielsagend die massiven Wände entlang und über die große Ebene hinweg zu uns herüberwehte. Die
    Dunstschwaden bildeten in der aufgewirbelten Luft die seltsamsten Muster und veränderten ihre Form unablässig.
    Ohne Kompass hätten wir uns zweifellos bald verirrt.

    II

    Am Nachmittag gingen wir mit Hilfe des Kompasses einen Kilometer nach Norden, ein stetes Auf und Ab auf dem unebenen Boden, der fast den einer Schlucht glich. Für unseren Trupp stellte er jedoch keine Schwierigkeit dar, obwohl der Handwagen mitunter Probleme bereitete, wenn beim Überwinden eines Abhangs die Räder blockierten. Der Dunst war allgegenwärtig, so dass wir nicht viel von unserer Umgebung sahen, aber das Terrain unterschied sich so sehr von dem, was wir bisher hinter uns gebracht hatten, dass wir ungefähr so staunten wie die Erforscher des Mount Everest, wenn sie von der tropischen Vegetation der Vorgebirge schließlich in ewigen Schnee geraten.
    Unter diesen Bedingungen sahen wir etwa zehn Meter weit, und während der 14-Uhr-Pause, in der wir eine kräftige, auf einem der Kocher zubereitete Mahlzeit einnahmen, bat mich Scarsdale, einige der auffälligeren Felskonturen zu fotografieren. Am Nachmittag gingen wir noch zwei oder drei Kilometer weiter, den Umständen entsprechend eher langsam, während Van Damm regelmäßig Kompasspeilungen vornahm.
    Einmal meinten wir von fern Wasser zu hören, waren aber außerstande, die Geräuschquelle auszumachen. Sie schien ihre Position ständig zu verändern, was sicher am uns umgebenden Nebel lag. Van Damm und Scarsdale kritzelten geschäftig in ihre Bücher, und ein- oder zweimal durchbrach Prescott, der wie ich vom Handwagendienst erlöst war, die Eintönigkeit und schlug mit seinem kleinen Geologenhammer gegen den Fels.
    Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, dass er je irgendwelche Partikel abgebrochen hätte, so hart war das Gestein.
    Dies waren sicher die bemerkenswertesten Aspekte der Großen Nordexpedition, von den beiden grundlegenden Voraussetzungen einmal abgesehen, die uns nach jedem langwierigen und ermüdenden Tag wieder bewusst wurden: zum einen der Umstand, dass die ganze Unternehmung viele Kilometer weit unter der Erdoberfläche vonstatten ging, eine unterirdische Reise von über 150 Kilometern. Zum anderen die Größe der Artefakte, der Eingangsportale, der Tunnel und der Galerie der Einbalsamierten, die allesamt einen Maßstab besaßen, der im Vergleich mit allem, was Menschen auf der Erdoberfläche geschaffen hatten, einfach verblüffen musste.
    Ich bezweifle, dass derartige Arbeiten in Felsen von einer Härte, wie sie keinem von uns bekannt war, von modernen Ingenieuren geleistet werden könnten, selbst unter Einsatz des modernsten Bohrwerkzeugs. Wenn man im Geiste nur dreitausend Jahre zurückblickt, eine am Alter der Erde gemessen vergleichsweise bescheidene Spanne, ist das Ausmaß der Entwicklung innerhalb dieser Periode geradezu Furcht erregend. Außerdem war dies kein Unterfangen, bei dem die Beschäftigung zahlreicher Menschen genügt hätte.
    Wir sprechen von Technologie, von Maschinen also, denn ganz gewiss konnten Arbeiten dieser Art nicht von Hand bewältigt werden, und von dem Wissen, diese Maschinen auch nur zu entwickeln und einzusetzen.
    Mein Kopf war voll solcher Gedanken, während wir weitergingen, durch die endlose, düstere Atmosphäre, durch unendliches Dämmerlicht, endlosen Dunst, den unaufhörlichen Wind auf unseren Wangen. Gelegentlich stolperte ich oder wurde durch eine plötzliche scharfe Bemerkung Scarsdales oder Van Damms zu mir gebracht. Dann stand ich kurz davor, vom Pfad meiner Gefährten abzuweichen und mich im Dunst zu verlieren. Bei diesen Gelegenheiten war ich nahe an einer Panik, und meine größte Furcht, die auf eine ernsthafte Krise hinauslief, bestand darin, mich in diesen Gefilden unterirdischer Albträume alleine wiederzufinden. Die Eintönigkeit dieses Ortes und unseres Marsches war jedoch so übermächtig, dass sich meine Gedanken trotz meiner Furcht und des Drucks durch die Traglast auf meinen Schultern immer wieder auf seltsame Seitenwege begaben und in

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