Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
Vom Netzwerk:
des Genies eines Bosch oder Goya, eine solche Ungeheuerlichkeit mit Stift oder Pinsel abzubilden. Die Gesichtszüge über einem Nacken, der mit dem Brustkorb verwoben zu sein schien, entsprachen denen eines fleischfressenden Insekts. Fühler mit schwarzen Spitzen ragten von einer hohen, gewölbten Stirn empor. Eine Reihe mit Schleim verstopfter Löcher etwas weiter unten schienen der Atmung zu dienen, und ein Gewirr von Röhren wand sich an der Stelle, an der man in einem menschlichen Antlitz die Ohren vermutet hätte. Ein Schlitz im Unterkiefer diente als Maul, aber die Augen waren der erschütterndste und Furcht erregendste Teil der Kreatur. Sie waren groß wie Suppenteller, schimmerten in allen Farben des Regenbogens und schienen noch immer ein Eigenleben zu führen.
    Alles Böse des kosmischen Raums und die Weisheit von zehn Millionen Jahren schienen darin zu liegen, während sich die Kreatur in ihren eigenen Säften auf dem Boden wälzte. Sie glich einem von überirdischer Intelligenz erfüllten, riesigen Grashüpfer, und ich atmete schneller, als ich mir sein lebendiges Gegenstück vor unzähligen Jahrtausenden vorstellte.
    Scarsdale war wie immer der Erste, der sich erholte. Er trat wieder einen Schritt vor, entfernte das Taschentuch, das er vor die Nase gehalten hatte, und strahlte vor Begeisterung.
    »Haben Sie je etwas Ähnliches gesehen?«, fragte er seinen Begleiter.
    »Heilige Geschöpfe? Sklaven oder Haustiere jener gigantischen Wesen, die diese Tunnel gegraben haben?«
    »Abstoßend, aber zweifelsohne faszinierend«, sagte Prescott trocken, und doch vernahm ich in seiner Stimme eine gewisse Erregung, die den Professor zur Fortsetzung des Gesprächs anregte.
    »Fällt Ihnen, Professor, die Ähnlichkeit mit den heiligen Paviangalerien in den Grabmalen der alten Ägypter auf?«
    »Richtig«, sagte Scarsdale kichernd. »Ich bin froh, dass Ihnen diese Parallele nicht entgangen ist. Allerdings habe ich den Eindruck, dass diese Kreaturen im Gegensatz zu den mumifizierten Überresten der Ägypter nicht besonders haltbar sind.«
    Er stocherte mit der Spitze eines seiner festen Reiterstiefel in der eiternden Masse herum. Innerhalb einer Viertelstunde hatte sich das Grashüpferwesen aufgelöst, war geschmolzen und verdampft, und auf dem Boden blieben nur noch einige austrocknende Membranen und einige der dickeren
    Muskelstränge des Torsos zurück.
    Ich drückte dem Professor mein Bedauern aus, keine Fotos gemacht zu haben.
    »Oh, das macht nichts, Plowright«, sagte er beiläufig. »Wir werden auf der Stelle eine weitere Kreatur für Sie freilegen, und Sie können ihre Aufnahmen machen. Dann müssen wir zurückgehen.«
    Er nahm mir das Funkmikrophon ab und diktierte Van Damm im Lager eine Fülle von Einzelheiten. Van Damm war, seinen Kommentaren nach zu urteilen, ähnlich begeistert wie unser Anführer.
    »Und das muss ausgerechnet in meiner Abwesenheit passieren«, sagte er verärgert.
    »Keine Sorge, Van Damm«, beruhigte ihn Scarsdale. »Hier gibt es genug Material für hundert Forscher. Wir werden in der nächsten halben Stunde umkehren.«
    Er verabschiedete sich und drehte mit Prescott eines der anderen Gefäße um. Sie zerbrachen es einfach mit ihren Hämmern, und obwohl ich diesmal darauf gefasst war, machte es mir der Anblick der grauenhaften Augen, die zu mir heraufstarrten, schwer, mit meinen zitternden Händen die Kamera scharfzustellen. Dennoch machte ich etwa ein Dutzend hervorragender Schnappschüsse von dem Ding, bevor es sich wie das andere zuvor auflöste. Ich wurde unweigerlich an Poes Beschreibung von M. Valdemars Zerfall in »abscheulicher Verwesung« erinnert.
    Ich hatte den Eindruck, dass wir alle schneller liefen, als wir der Galerie den Rücken gekehrt hatten und uns auf den langen Marsch zurück zu Camp drei machten.

    Dreizehn

    I

    Wir verbrachten zwei Tage an jenem Ort, den Scarsdale und Van Damm die ›Galerie der Einbalsamierten‹ getauft hatten.
    Nachdem sich die Aufregung über unsere Entdeckung gelegt hatte, widmeten wir uns alle unseren verschiedenen Aufgaben.
    Sehr zu meinem Widerwillen hatten Van Damm und Scarsdale darauf bestanden, noch weitere versiegelte Gefäße mit dem Ekel erregenden Inhalt zu öffnen, obwohl ich mir vorstellen konnte, dass ihre Begeisterung einem wissenschaftlichen Kopf verständlich sein musste. Die Empfindungen der übrigen Expeditionsteilnehmer waren nüchterner, um nicht zu sagen gedämpft, und ich ließ mich nur ungern dazu überreden, noch mehr

Weitere Kostenlose Bücher