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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
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dadurch Schaden nehmen, und ich war erfahren genug, meinen Gefährten meine wahren
    Empfindungen zu verschweigen. Holden hatte bereits einen beträchtlichen Schock erlitten, und seine Nerven waren immer noch angegriffen. Am folgenden Nachmittag befanden wir uns alle in der Galerie der Einbalsamierten, als Prescott versehentlich einen Hammer fallen ließ. Ich erschrak über das seltsame metallische Krachen, das die riesige Galerie hinunter hallte, aber Holdens Reaktion war unglaublich.
    Er zuckte zusammen und kauerte sich, die Hände auf die Ohren, buchstäblich an die Tunnelwand. Ich ging zu ihm hinüber und nahm ihn sanft bei der Schulter. Er wandte mir sein Gesicht zu, aus dem alle Farbe gewichen war. Das gefiel mir nicht, zumal wir der unangenehmen Möglichkeit ins Auge schauen mussten, dass uns das Schlimmste noch bevorstand.
    Der Professor wollte weiter, wohin diese endlosen, teuflischen Tunnel auch führen mochten.
    Wir konnten ihm nur folgen und das Beste hoffen.
    Fairerweise muss ich erwähnen, dass Scarsdale, Van Damm und sogar Prescott aus anderem Holze geschnitzt waren. Sie allein machten mit unvermindertem Enthusiasmus weiter, obwohl es, wie ich bereits andeutete, gelegentlich Situationen gab, in denen selbst ihre Begeisterung für dieses Abenteuer schwand. Am dritten Tag, als die Notizbücher voll waren und eine Fülle an Daten gesammelt worden war, gab Scarsdale den Befehl, das Lager abzubrechen. Wir hinterließen in Camp vier nur eine Kiste mit schweren Gegenständen, die der Professor für überflüssig hielt, und einen kleinen Wimpel an einer Metallstange: das Symbol der Expedition.
    Wir legten alle schwereren Gegenstände, das
    Maschinengewehr eingeschlossen, in den Handwagen. Prescott und ich sollten ihn während des Morgenmarsches ziehen, und unsere Vorfreude, die langen und steilen Stufen, die zur Galerie der Einbalsamierten führten, in Angriff zu nehmen, hielt sich in Grenzen. Es war jedoch leichter als wir erwartet hatten, denn es erwies sich hauptsächlich als eine Frage der Geschicklichkeit, und nach kürzester Zeit waren wir recht gut darin, den Wagen über die gigantischen Stufen zu heben. Die Rucksäcke bildeten ein gewisses Gegengewicht, und während die anderen voraus spazierten – ein in diesem Zusammenhang äußerst präziser Begriff –, schleppten und schoben wir hinterher. Immerhin wussten wir, dass wir uns am Nachmittag erholen würden.
    So stiegen wir schließlich die riesige Treppe am anderen Ende der Galerie hinunter und waren bald von hellem Nebel eingehüllt, der überall in dem aufsteigenden Wind wogte und wirbelte. Es tat gut, die Kammer der einbalsamierten Wesen hinter uns zu lassen, obwohl wir nach wie vor in unbekanntes Gebiet vordrangen. Prescott und ich liefen während unseres beschwerlichen Treppabstieges mehrmals Gefahr, den Handwagen umzukippen.
    Van Damm hatte seine Aufzeichnungen weitergeführt, und als wir wieder auf ebenem Grund standen, erklärte er, dass diese zweite Treppe eine exakte mathematische Kopie der ersten war, ohne auch nur einen Zentimeter Abweichung. Ich verstand nicht, was daran bedeutsam war, aber es unterstrich einmal mehr die ungeheuerliche Präzision der unbekannten Erbauer dieser düsteren Tunnel. Jede Treppenflucht hatte exakt vierzig Stufen, verkündete Van Damm gewichtig. Die Gesamtlänge der Galerie der Einbalsamierten und ihrer beiden Treppen betrug daher fast 1200 Meter – Maße, die nach Van Damms Meinung auf diesem Gebiet einen Rekord darstellen mussten.
    Prescott und ich hatten jedenfalls den Eindruck, dass wir diese 1200 Meter nicht ein- sondern mehrmals durchquert hätten, und Scarsdale ordnete in der Mittagszeit freundlicherweise eine Pause an, so dass mein Begleiter und ich uns endlich ausruhen konnten. Wir tranken den hochwillkommenen schwarzen Kaffee und kauten, auf unseren Rucksäcken sitzend und an den Wagen gelehnt, dankbar auf unseren speziell angefertigten Energieplätzchen herum. Eine Weile lagerten wir ungefähr 30 Meter unterhalb der letzten Stufen auf einem warmen, trockenen Steinboden. Seit wir das große Steingebäude verlassen hatten, war das Licht wieder heller geworden, aber die Höhlendecke, die immer noch in gewaltiger Höhe über uns lag, war von wirbelndem Dunst verborgen, der, vom Wind in alle möglichen Richtungen gerissen, alles so unwirklich wie einen Traum erscheinen ließ.
    Tatsächlich kam es mir immer wieder vor, als sei alles ein Traum, ja, ein Albtraum, und ich bin sicher, dass es meinen

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