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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
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rehabilitieren. Als ich zu diesem Schluss gekommen war, wurde ich ruhiger, hörte auf hin- und herzugehen und überprüfte meinen Revolver und die Munition. Ich nahm eine Segeltuchtasche, und nachdem ich die verbliebenen fünf Granaten eingesteckt hatte, machte ich mich auf den Weg den Tunnel hinauf.

    II

    Ich war nur wenige hundert Meter gegangen, als ich irgendwo vor mir ein tiefes, murrendes Murmeln wahrnahm. Hätte das Licht nicht an Intensität zugenommen, hätte mich der Mut vielleicht wieder verlassen. So hielt ich lediglich die Tasche fester gepackt und ging weiter. Ich war mir zunächst nicht sicher, aus welcher Richtung das Geräusch kam. Manchmal klang es wie das leise Summen von Insekten, dass man unter glücklicheren Umständen an einem heißen Sommertag hört, wenn man dabei ist, in den Schlaf zu sinken.
    Aber der Gedanke an Insekten im Zusammenhang mit diesen abstoßenden unterirdischen Höhlen war mir äußerst zuwider, und meine Entschlossenheit wurde gleich zu Beginn auf eine harte Probe gestellt. Während ich dem Korridor im stetig stärker werdenden Licht weiter folgte, schien das schwache Murmeln wie die Wellen des Meeres näher zu kommen und zurückzuweichen. Ich legte meine Schutzbrille an, damit sie zur Hand war, wenn die Strahlung für meine bloßen Augen zu stark würde. Das heimtückische Raunen hörte sich nun an wie ein menschliches Wesen, das in einer der Höhlen fast außer Hörweite obszöne Dinge flüstert.
    Andererseits spürte ich, wie mein Mut zurückkehrte. Konnte Scarsdale nicht einen Unfall gehabt haben und in diesem Augenblick, auf Händen und Knien, versuchen, zu mir zurückzugelangen, während er Hilferufe murmelte? Dieser Gedanke ließ mich hörbar durchatmen, und es schien wieder Leben in meine Glieder zu strömen. Mit schnellen Schritten ging ich den Korridor entlang.
    Das Licht wurde stärker und brandete wie Wellen über die schwarzen Wände der Höhlen. Von Scarsdale keine Spur, im ganzen Korridor vor mir regte sich nichts, nur das murmelnde Summen wuchs an, und wurde keineswegs von den pochenden Vibrationen des großen Pulses übertönt, die jetzt wieder an Intensität zunahmen. Ich überzeugte mich, dass ich meine Ohrstöpsel bei der Hand hatte, und schaltete meine Helmlampe aus. Ich war mir nicht sicher, wie lange die Batterien halten würden, und brauchte das Licht für den Rückweg.
    Ich wagte nicht, allzu sehr über eine Rückkehr ohne Scarsdale nachzudenken. Das war ein grauenvoller Gedanke, den ich lieber verdrängte, zumal in der Situation, in der ich mich momentan befand. Mein Atem ging schwer, während ich bergauf eilte, und die Granaten verursachten ein unangenehm klickendes Geräusch, wenn sie in der Segeltuchtasche in meiner linken Hand aneinander stießen.
    Meine rechte Hand hielt den Revolver schussbereit, aber trotz des festen Griffs um den Abzug zitterten meine Finger. Es war eine mitunter seltsame Gewohnheit, die mich dazu brachte, mich immer noch an einer so traditionellen Schusswaffe festzuklammern. Wir hatten alle gesehen, wie nutzlos sie in unseren fehlgeschlagenen Kämpfen mit den Schneckenwesen gewesen waren, aber das Eingeübte war so tief verwurzelt, dass man an der Gewohnheit festhielt, selbst wenn sie sich als nutzlos erwiesen hatte. Damit führte ich den Nachweis, dass nicht nur Wissenschaftler an der Empirie verhaftet bleiben, wenn es längst sinnlos geworden ist. Allerdings ändern Wissenschaftler dann ihre Methoden, während ich
    buchstäblich und grundlos an meiner festhielt.
    So wanden sich meine Gedanken, während ich dem stärker werdenden Licht weiter entgegeneilte. Ich war auf alles vorbereitet, als ich die leichte Kurve des Korridors erreicht hatte, die mir die Sicht auf die Eingänge der Eishölle versperrte. Die ganze Zeit wurde das murmelnde Murren der verborgenen Flüsterer und der dumpfe Puls in meinen Ohren lauter. Nachdem ich die Biegung hinter mir hatte, wurde das Pulsieren deutlich stärker und die Intensität des Lichts schien sich drastisch zu verändern. Der fahle Schein verlor seinen milchigen Glanz und wurde so hell wie die Sonne. Als ich unvermittelt in die formlose Arena hinaustrat und sämtliche Höhlenwände zurückwichen, schien das Licht meine Augäpfel zu blenden, und in meinen Ohren erklang ein matter Donnerschlag. Ich schob mir sofort die Schutzbrille über die Augen und taumelte von der gewaltigen Kraft der Lichtpfeile getroffen weiter. Das Flüstern schien seinen Ursprung direkt neben mir zu haben, als

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