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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
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Schneidewerkzeugs am Rüssel der Fledermauskreatur, und die Gehirnmasse offen lag.
    Gnädigerweise hatte ich keine Zeit, länger bei diesem widerlichen Anblick zu verweilen, da Scarsdale einen Warnruf ausstieß und eine ganze Welle der blökenden Gallertwesen über uns hereinbrach. Ich war so sehr damit beschäftigt, Granaten scharf zu machen, zu schleudern, zurückzuweichen und dann wieder vorzustürmen, dass die Ereignisse der nächsten halben Stunde ein vages, verstörtes Durcheinander in meinem Kopf bilden. Zur körperlichen Erschöpfung gesellte sich ein starker, brennender Zorn auf die Obszönitäten, denen wir gegenüberstanden, so dass ich auf eine seltsame, mir selbst rätselhafte Weise, alle Furcht verlor.
    Wir waren von dem Lärm natürlich durch unsere Helme und die Ohrstöpsel abgeschottet – was durchaus nötig war, denn das Getöse war gewaltig, als die Explosionen die kilometerlangen Korridore hinunterhallten. Die Kreaturen kamen sich aufgrund ihrer Größe selbst in die Quere, so dass wir in der Ecke der Höhle geradezu ein Schlachtfest veranstalteten.
    Merkwürdigerweise fanden wir keine einzige Leiche der gallertartigen Wesen. Die Fledermauskreatur war anders geartet; ihr Kadaver fiel einer bläulichen Verwesung anheim und schrumpfte allmählich in sich zusammen. Nach jeder Begegnung mit den hüpfenden Monstern blieben lediglich Schleimflecken auf dem Boden zurück. Sie schienen einander mit ihren kleinen Händen und Tentakeln zu helfen, und als sich der Kampf auf den zentralen Platz verlagerte, der zu der pochenden Leere der Eishölle führte, sahen wir mehrmals, wie die unverletzten Kreaturen den schwer verwundeten in das pulsierende Strahlen zurückhalfen, wo sie aus unserem Sichtfeld verschwanden.
    Als wir schließlich nur noch wenige Granaten übrig hatten, zogen sie sich zurück, und eine entsetzliche Stille breitete sich aus. Scarsdale und ich blieben schmutzig, rußverschmiert, schwitzend und völlig ermüdet in einer schleimverkrusteten Arena zurück.
    Selbst unter den dunklen Schutzbrillen mussten wir fast noch die Augen schließen, als wir die brennende Helligkeit anstarrten, die in die Tiefe des Weltalls hinausführte. In der abscheulichen Phosphoreszenz regte sich nichts, die einzigen Bewegungen waren unsere eigenen, und das einzige Geräusch das schwache Knirschen unserer Schritte.
    Wir zogen uns langsam zurück, etwa zwei- oder dreihundert Meter in einen etwas schattigeren Bereich des Korridors hinein, wo wir uns hinter den Handwagen kauerten. Während Scarsdale den Wachdienst übernahm, besprachen wir unsere Situation. Es gab wenig oder nichts, was wir jetzt hätten tun können. Drei unserer Gefährten waren ermordet worden, obwohl unser müder Verstand diesen Verlust noch nicht voll erfassen konnte. Jetzt waren wir in erster Linie uns und der Welt verpflichtet. Es gab keine andere Möglichkeit. Ich bin mir sicher, dass Scarsdale erwogen hatte, auch noch in die riesigen Weiten der Eishölle vorzudringen, und hätten uns die Kreaturen nicht den Weg versperrt, wäre er weitergezogen, mit oder ohne uns. Das war uns nun natürlich verwehrt, und uns blieb nur noch, uns zu befreien und ohne weitere Gefahren auf uns zu ziehen, den Rückweg in die Zivilisation anzutreten. Wir mussten die Welt vor all dem warnen, was wir gesehen hatten.
    »Wir müssen Kräfte sammeln«, sagte Scarsdale. »Ich werde die erste Wache übernehmen, während Sie sich etwas erholen.«
    Er war immer noch der Anführer, und auch wenn ich leugnete, müde zu sein, war ich in Wahrheit körperlich und geistig völlig erschöpft. Obwohl das aufgrund seiner robusten Verfassung und seines ruhigen Äußeren schwer zu glauben war, so ahnte ich doch, dass Scarsdale selbst kurz vor dem Zusammenbruch stand. Keiner von uns beiden war in der Lage, mehr als ein paar hundert Meter zu gehen, geschweige denn eine weitere Attacke zurückzuschlagen.
    Wir mussten uns ausruhen, und da war es am Sichersten und Naheliegendsten, im vergleichsweise sicheren Teil des Tunnels zu bleiben und abwechselnd eine Stunde zu schlafen. Dann würden wir in der Lage sein, in einem relativ erfrischten Zustand weiterzugehen. Kaum hatte Scarsdale das angeordnet, da spürte ich, wie meine Augenlider schwer wurden. Ich legte meinen Kopf in meine Hände und schlief ein.

    Neunzehn

    I

    Als ich aufwachte, hatte ich zunächst Schwierigkeiten, mich daran zu erinnern, wo ich war. Es schien dunkel zu sein, und ich konnte fast nichts sehen. Mein Hals war trocken

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