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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sich. Doch eine unerklärliche Ruhe und Gelassenheit kam über sie. Der Anblick des weit aufgerissenen Rachens, der Kieferzangen und der Geruch stinkenden Atems riefen nur Übelkeit in ihr hervor.
    Vielleicht war es besser, schnell zu sterben, als die Qualen und Fährnisse einer immerwährenden Flucht vor den heranrückenden Caer und ihren Dämonen auf sich zu nehmen.
    Da drang für den Bruchteil eines Herzschlags ein Schwirren an Burunas Ohr. Nur eine Elle trennte sie von den plötzlich zuschnappenden Beißzangen. Da war das seltsame Geräusch wieder. Das Untier bäumte sich auf, ein Zittern durchlief seinen mächtigen Leib.
    Im Schein einer hochgeworfenen Fackel erkannte Buruna, dass von den tückisch funkelnden, riesigen Augen des Monstrums eines gebrochen war. Aus der Wunde, die ein langschäftiger Pfeil geschlagen hatte, ergoss sich weißliche Flüssigkeit auf das Deck des Schiffes. Unweit der Bordwand fiel die Fackel ins Wasser und trieb noch eine Weile brennend auf den Wellen, bevor sie erlosch. Eine zweite flog in hohem Bogen auf die Drache von Leone zu. Sie verbreitete gespenstisch flackernde Heiligkeit.
    Wo die Mehrzahl der leonitischen Krieger geblieben war, konnte Buruna nur vermuten. Allein drei von ihnen hielten sich noch immer auf den Beinen und kämpften auf verlorenem Posten gegen die heftig um sich schlagende Spinne.
    Kurz hintereinander trafen etliche Pfeile ihr Ziel. Einer war mit ölgetränkten, brennenden Lumpen umwickelt, und die aufzuckenden Flammen fanden ausreichend Nahrung in der dichten Behaarung des Spinnenschädels. Das Untier bäumte sich auf; aus seinem Rachen drang ein urweltlicher Schrei. Das Feuer schien ihm offensichtlich Schmerzen zu bereiten, seine Bewegungen wurden unkontrollierter, schwächer. Die Leoniter wussten dies sofort zu nutzen, ihre Schwerter rissen tief klaffende Wunden in die nur von dünnen Schuppenplatten geschützte Bauchseite des Monstrums.
    Bevor die zweite Fackel erlosch, flammte eine dritte auf. Diesmal hatte Buruna erkennen können, woher sie kam. Auf der Uferböschung, kaum mehr als fünfzig Schritte vom Schiff entfernt, standen Menschen. Einer von ihnen spannte gerade seinen Langbogen, dessen Durchschlagskraft beachtlich war.
    Immer wieder zuckten die Zangen der Seespinne ins Leere. Dann bohrte sich ein Pfeil in ihren weit aufgerissenen Schlund. Ein letztes Aufbäumen, ein Röcheln… Mit zuckenden Beinstümpfen kippte das Tier zur Seite, versuchte vergeblich, sich auf Deck zu halten. Der Fluss trug den langsam versinkenden Kadaver mit sich fort, hinaus in die Dunkelheit.
    Morkem kam auf Buruna zu. »Ist dir etwas geschehen?« fragte er, und seine Miene drückte deutlich die Besorgnis aus, die er empfand.
    »Nein«, antwortete sie. »Aber wo sind der Barde und die anderen?«
    »Lamir ist hier.«
    Zögernd schob sich ein blonder, vor Nässe triefender Haarschopf in die Höhe.
    »Und die Krieger?«
    »Tummeln sich noch unten im Wasser. Ich denke, sie haben alles ohne nennenswerte Verletzungen überstanden. Nur meine Laute – ich hoffe, ihre Saiten sind nicht gerissen.«
    Buruna hatte schon eine entsprechende heftige Erwiderung auf den Lippen, da erscholl ein Ruf vom Ufer her: »Ho, ihr auf dem Schiff, hat es euch die Sprache verschlagen? Oder wollt ihr euch nicht bei uns bedanken?«
    Ohne weiter auf Lamir zu achten, legte Buruna die Hände trichterförmig vor den Mund. »Doch, das wollen wir. Aber sagt uns erst, wer ihr seid. Die Zeiten sind unsicher geworden, und nicht jeder erweist sich als Freund, der dies zu sein vorgibt.«
    Eine Weile war Stille, dann erklang leises Lachen. »Wahrhaft, du hast recht. Wir sind Flüchtlinge aus Darain und führen bestimmt nichts Böses im Schilde. Wenn wir gewollt hätten, würde keiner von euch mehr leben – unser Bogenschütze versteht es ausgezeichnet, zu treffen.«
    »Das habe ich bemerkt«, rief Buruna. »Sein Auge beweist auch in der Dämmerung Schärfe.«
    »Aber woher kommt ihr? Und gibt es bei euch nur Frauen an Bord?«
    Einer der Krieger übernahm es, darauf zu antworten. »Wir sind Leoniter. Wenn ihr wollt, könnt ihr mit uns reisen. Beherzte Männer wie ihr sind bei uns immer gern gesehen. Leone soll eine Festung werden gegen die Caer.«
    »Unser Weg führt weiter gen Süden«, kam die Antwort.
    »Nichts kann uns in diesem unwirtlichen Land halten. Ihr habt eben selbst erlebt, dass das Grauen auch hier schon Fuß fasst. Die Spinnenmonster haben sich früher nie weiter als bis in die Straße der Nebel

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