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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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für ihn geworden; sie war mehr als nur eine Interviewpartnerin von einem obskuren Wissenschaftsmagazin. Wie lange war es schon her, dass er so starke Gefühle für eine Frau verspürt hatte? Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Er wusste nur, dass die blonde Journalistin ihm nicht aus dem Sinn gehen wollte.
    Den Rest des Fluges nach Las Vegas verbrachten die beiden Männer größtenteils in einem unbehaglichen Schweigen. Ab und zu machte Zorn einen schlechten Witz über die Mumie, oder Grove erkundigte sich nach einem anderen Aspekt des Mordes in Vegas. Ihm schwante schon bald, dass es weit tiefere Gründe für Zorns Mitarbeit an diesem Fall gab als die offiziell verkündeten. Jeder seiner Kommentare richtete sich mit einer kaum verhohlenen Spitze gegen Grove.
    Um sechs Uhr am frühen Abend begann die Maschine mit dem Anflug auf den McCarran International Airport; die untergehende Sonne verwandelte den Horizont in eine Palette glühender Pastellfarben. Nach einer sanften Landung verließen die beiden Profiler das Flugzeug. Sie gingen durch das Terminal, in dem geschäftiges Treiben herrschte, wobei sie den piepsenden Spielautomaten, die an jeder Ecke standen, keine Beachtung schenkten. Als sie das Gebäude in Richtung Taxistand verließen, bemerkten sie sofort den Klimawechsel. Im Gegensatz zur feuchten Kälte von Alaska war die Luft hier trocken, und der Wüstenwind blies ihnen heiße Luft entgegen.
    «Wissen Sie, ob Tom dafür gesorgt hat, dass die Kriminaltechniker hier in Vegas Fotos von den Schaulustigen am Tatort machen?», fragte Grove, als die beiden Männer sich in die Warteschlange am Taxistand einreihten.
    Zorn sah ihn an. «Sie glauben, der Mörder könnte als Zaungast auftauchen?»
    «Er zelebriert seine Taten wie ein Ritual, bei diesem Mann sollten wir mit allem rechnen.»
    Zorn schüttelte den Kopf. «Ich glaube nicht, dass er dumm genug ist, um sich am Tatort herumzutreiben.»
    «Es ist keine Frage der Intelligenz, sondern der Triebe.»
    Vor ihnen hielt ein gelbes Taxi, auf dessen Dach eine Reklametafel für einen Strip-Club warb. Die beiden Männer rutschten auf den Rücksitz, und Zorn wies den Fahrer an, sie zum Gerichtsgebäude von Las Vegas zu bringen, wo die Spezialeinheit für Gewaltverbrechen des Las Vegas Police Department untergebracht war.
    Das Taxi fuhr in die Stadt hinein, durch die mit Leuchtreklamen behängte Schlucht des Strip. Zorn bemerkte fast beiläufig: «Ich schätze, dieser Typ ist ein Könner, ein Profi, jemand, der sehr vorsichtig ist.»
    Grove sah aus dem Fenster. «Doch hinter alldem verbirgt sich eine tiefere Problematik.»
    «Hat Ihnen das die Mumie zugeflüstert?», sagte Zorn spöttisch.
    «Wie bitte?»
    «Ich verscheißere Sie doch nur, Grove.»
    Ein paar Minuten später hielt der Wagen vor dem Gerichtsgebäude, einem Kalksteinkoloss, der in den fahlen Wüstenhimmel ragte. Die Glasfassade reflektierte das gleißende Licht der Sonne.
    Die Lobby war menschenleer bis auf zwei Wachleute, die einen Metalldetektor flankierten. Grove und Zorn zeigten ihre Dienstmarken vor und passierten den Detektor. Am Ende eines langen Hauptkorridors wies eine Glastür mit der Aufschrift LVPD SPECIAL DIVISIONS den Weg zu den Büros. Dort wurden die Männer an einem Empfangsschalter von einer grauhaarigen Frau mit einer schweren Brille begrüßt. Zorn stellte sich vor, und die Dame wählte eine Telefonnummer. Die Profiler seien eingetroffen, sagte sie in den Hörer, nickte kurz und legte dann auf.
    «Captain Hauser wird gleich kommen», versprach sie und widmete sich wieder ihrer Schreibarbeit.
    Grove zog Zorn zur Seite und sagte in verschwörerischem Tonfall: «Die Mumie hat mir tatsächlich eine ganze Menge über Sun City erzählt.»
    «Zum Beispiel?»
    «Symbole spielen bei diesen Morden eine große Rolle, und sie stehen in einem engen Zusammenhang mit der Mumie.»
    «Ehm, ja… sprechen Sie ruhig weiter.»
    «Ich habe die Verbindung noch nicht gefunden, aber ich bin dicht dran.»
    «Vielleicht sind Sie zu dicht dran», sagte Zorn mit einem süffisanten Grinsen.
    Grove wich seinem Blick aus. «Wie Sie meinen, Terry.»
    Captain Ivan Hauser von der Spezialeinheit Gewaltverbrechen war ein äußerst korpulenter Mann mit einem mächtigen Walrossschnurrbart. Seine wettergegerbten Unterarme waren mit Seemannstätowierungen übersät. Er fuhr die beiden Profiler hinaus an den Tatort. Das Opfer war auf einem Feld ungefähr fünfzehn Meilen nordöstlich der Stadt in der Nähe der Nellis

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