Die Eissegler von Tran-ky-ky
nicht anmerken. Sie ging auf das Bett zu und setzte sich auf das Fußteil. Es war erstaunlich, wie menschlich ihre Gestalt wirkte. Das seidene Laken kräuselte sich unter ihrem Gewicht.
»Kommt ihr wirklich von einer anderen Welt?« fragte sie atemlos. Die Kleidung, die sie trug, wirkte wie eine Geschenkpackung - eine, die von einem ungeschickten Sechsjährigen verfertigt war. Die Tatsache, daß die darunterliegende Haut mit hellgrauem Pelz bedeckt war, ließ sie nicht weniger nackt erscheinen. Wenn man einmal von dem katzenartigen Kopf und den breiten Füßen und diesen durchdringenden, senkrechten Pupillenschlitzen absah, hätte sie sich für ein Tridistarlet ausgeben können, das hautengen Nerz trug.
»Ja, allerdings, das tun wir«, erwiderte er nach einer kurzen Pause, wobei er das ›wir‹ etwas betonte. Wenn sie erwartete, daß er das Gespräch verlängerte, so hatte sie sich geirrt. Er konnte keinen Augenblick vergessen, daß ihr Vater nicht nur ein übellauniger Bursche mit nicht gerade dem Ruf von Langmut war, sondern daß er darüber hinaus auch über die Macht verfügte, mit einer Handbewegung zu veranlassen, daß einem der Kopf von den Schultern getrennt wurde. Solange er nicht wesentlich mehr über die lokalen Bräuche wußte, würde er leise wie ein Mönch sein. Das hier war nicht der Ort, sich auf Informationen von Hypnobändern zu verlassen.
Außerdem war sie ebenso groß wie er und viel breiter, was sie ziemlich furchteinflößend erscheinen ließ.
»Wie überraschend. Ihr unterscheidet euch gar nicht so schrecklich von uns, scheint mir«, sagte sie, und ihre blitzenden gelben Augen ließen ihn dabei nicht los.
Verdammt, wenn sie nur nicht so attraktiv wäre! Paß auf, Junge, riet er sich. Sie gehört nicht einmal derselben Spezies an. Es gab natürlich gewisse Menschen, die etwas für andere Spezies übrig hatten. Er kannte da einen Burschen, der.
Schluß damit!
»Ich finde das alles höchst aufregend«, sagte sie schließlich in das immer länger werdende Schweigen hinein. Ihr Finger hielt auf dem seidenen Pfühl inne. »Ihr habt nicht einmal Pelz am Leib, nur oben.«
»Tatsächlich.«, erwiderte Ethan in dem Bemühen, wissenschaftlich exakt zu bleiben, »stimmt das nicht ganz. Wir haben auch. äh. anderswo welchen.« Er wollte gerade ›Auf der Brust‹ sagen, als sie ihn unterbrach.
»Wirklich? Laß sehen.« Ihr Satz trug sie über das halbe Bett.
In ihren Träumen sind die meisten Menschen ein Ausbund an Gelassenheit und Beherrschung. Ethan bildete darin keine Ausnahme. Die Wirklichkeit - die kalte Wirklichkeit, um es richtig auszudrücken - verlangte zuviel an Improvisation.
Zum ersten konnte er sich nicht ganz darüber klar werden, ob sie nun versuchte, ihn zu töten oder zu küssen. Offenbar war das Liebesspiel auf dieser Welt ebenso aggressiv wie das Klima.
Er hätte ihr gern gesagt, sie solle aufhören, aber er hatte dauernd grauen Pelz im Mund. Es schien ziemlich sicher, daß sie versuchte, ihn zu beißen. Wenigstens vermittelten ihre vier großen Reißzähne diesen Eindruck. Wenn jetzt jemand wie dieser Darmuka oder ihr Vater zufällig ins Zimmer kam, mit oder ohne Riegel.
Er verdoppelte seine Anstrengungen. Er versuchte, sie mit beiden Händen von sich zu schieben, und dabei berührten seine Handflächen etwas Weiches, Warmes. Mensch oder nicht, jedenfalls war das keine Schulter. Sie bewegte sich noch schneller. Er drückte verzweifelt.
Das Ergebnis war gleichzeitig befriedigend und lehrreich.
Sie schien vom Bett zu fliegen, auf ihren Füßen zu landen und gegen die andere Wand zu prallen, wo sie langsam zu Boden sank. Einen schrecklichen Augenblick lang hatte er Sorge, sie wäre zu hart aufgekommen. Wenn er das einzige Junge des Landgrafen getötet hatte, würde das ihrer augenblicklichen Zukunft jede Ungewißheit nehmen.
Zum Glück war sie nur leicht erschüttert und blieb bei Bewußtsein.
»Du. du bist aber stark!«
Er war hin- und hergerissen zwischen der Vorstellung, ihr beim Aufstehen behilflich zu sein, und der Ablehnung jedes weiteren körperlichen Kontaktes. »Alles in Ordnung?«
»Ja. ja, ich glaube schon, guter Ritter.« Sie erhob sich langsam und betastete sich Hinterkopf und Nacken. Dann zupfte sie sich die Kleidung zurecht, die sich auf reizende Art gelöst hatte. Mit der Schulter gegen die Wand gestützt, musterte sie ihn seltsam.
»Ich hatte nicht mit einer so - überwältigenden Zurückweisung gerechnet«, murmelte sie, sichtlich irritiert.
»Tut
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