Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Hochbootsmann im Gastzimmer des Wirthshauses – das war alles. Meister Atkins fühlte sich darum natürlich höchst enttäuscht.
    Was Hurliguerly betraf, erkannte ich, daß er nach seinen ersten, etwas voreiligen Versprechungen weitere unnütze Beziehungen zu mir nicht mehr zu unterhalten sachte. Ob er seinen Vorgesetzten zu meinen Gunsten zu beeinflussen gesucht hatte, konnte ich freilich nicht sagen.
    Im Laufe der drei folgenden Tage, am 10., 11. und 12. August, wurde an Bord der Goëlette an deren Verproviantierung und einigen Ausbesserungen gearbeitet. Man sah die Mannschaft auf dem Decke hin und her gehen, die Matrosen die Masten erklettern, das laufende Gut untersuchen, die Strickleitern und Stagtaue nachspannen, die während der letzten Fahrt etwas erschlafft waren, ferner die obere Wand und die Schanzkleidung, die vom Anprall der Wogen entfärbt waren, neu anstreichen, sah sie frische Segel an den Raaen befestigen oder alte soweit ausbessern, daß sie bei gutem Wetter noch benutzt werden konnten, und da und dort die Nähte am Rumpf und am Verdeck mit kräftigen Hammerschlägen frisch kalfatern.
    Diese Arbeiten gingen in großer Ordnung vor sich, ohne das Schreien, Rufen und Streiten, das man bei Matrosen, die still vor Anker liegen, gewöhnlich beobachtet. Die »Halbrane« mußte ebenso gut befehligt, wie ihre Mannschaft discipliniert und schweigsam sein. Nur der Hochbootsmann mochte sich von seinen Kameraden unterscheiden, denn mir schien es, als ob er stets zu lachen, zu scherzen und zu schwatzen bereit wäre – wenn er nicht etwa nur auf dem Lande seiner Zunge so freien Lauf ließ.
    Schließlich verlautete, daß die Abfahrt der Goëlette auf den 15. August festgesetzt sei, und am Abend vorher hatte ich noch keine Ursache zu glauben, daß der Kapitän Len Guy von seiner so bestimmten Absage zurückgetreten wäre.
    Ich dachte auch kaum noch an die Sache und hatte mich in das Unvermeidliche gefügt, ebenso wie mir jede Luft, mich zu beklagen, vergangen war. Wenn wir, der Kapitän Len Guy und ich, uns auf dem Quai begegneten, sah es aus, als hätten wir uns nie gekannt und fast noch niemals gesehen. Er ging an der einen Seite, ich an der anderen vorüber. Ich muß jedoch einfügen, daß mir seine Haltung ein-oder zweimal etwas zögernd erschien, so als wollte er mich anreden, als würde er durch eine geheime Macht dazu getrieben. Gethan hat er es nicht und ich war nicht der Mann dazu, eine neue Auseinandersetzung an den Haaren herbeizuziehen. Ueberdies – ich erfuhr das am nämlichen Tage – hatte sich Fenimore Atkins, gegen mein bestimmtes Verbot, noch einmal, und wiederum erfolglos, in meiner Angelegenheit an den Kapitän Len Guy gewendet. Nein, diese Sache war »abgethan«, wie man zu sagen pflegt, wenn das auch mit der Ansicht des Hochbootsmanns nicht übereinstimmte.
    Vom Wirth des »Grünen Cormoran« darum befragt, bestritt Hurliguerly, daß die Partie gänzlich verloren sei.
    »Möglicherweise, wiederholte er, hat der Kapitän sein letztes Wort doch noch nicht gesprochen!«
    Auf die Redereien dieses Schwätzers zu vertrauen, wäre indeß dasselbe gewesen, wie die Einfügung eines falschen Gliedes in eine Gleichung, und ich versichere hier, daß mich die bevorstehende Abfahrt des Schooners bereits ganz kalt ließ. Ich dachte nur noch daran, das Erscheinen eines anderen Schiffes vor den Kerguelen abzuwarten.
     

    Damit drückten sich beide die Hände. (S. 44)
     
    »Noch eine oder höchstens zwei Wochen, versicherte mir der Gastwirth, und Sie werden glücklicher sein, Herr Jeorling, als bei dem Kapitän Len Guy Gewiß findet sich mehr als einer, der mit Vergnügen bereit…
    – Das glaub’ ich, Atkins, vergessen Sie aber nicht, daß die meisten zum Fang an den Kerguelen bestimmten Schiffe hier fünf bis sechs Monate liegen bleiben, und so lange darf ich mit der Abreise nicht warten.
    – Die meisten, doch nicht alle, Herr Jeorling, nicht alle Schiffe! Manche berühren Christmas-Harbour nur ganz flüchtig. Es wird sich schon eine gute Gelegenheit bieten und Sie nicht bereuen lassen, auf der »Halbrane« keine Aufnahme gefunden zu haben.«
    Ich weiß nun nicht, ob ich etwas zu bereuen gehabt hätte oder nicht; gewiß ist aber, daß es in den Sternen geschrieben stand, daß ich die Kerguelen als Fahrgast der Goëlette verlassen und daß sie mich den außerordentlichsten Abenteuern, die die Seeannalen bis dahin zu verzeichnen hatten, entgegenführen sollte.
    Gegen halb acht Uhr am Abend des 14.

Weitere Kostenlose Bücher