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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jene Seeleute auf den Falklands, die sich sonst den Walfängern anzubieten pflegten, auch die wünschenswerthen Garantien boten. Handelt es sich nur um die Aufnahme von vier bis fünf Mann unter eine schon zahlreichere Besatzung, so hat das am Ende nicht viel zu bedeuten; für die »Halbrane« traf das aber nicht zu.
    Der Kapitän Len Guy hoffte immerhin, seine Wahl nicht zu bereuen zu haben, wenn die Behörden des Archipels ihm dabei halfen.
    Des Gouverneur entfaltete in dieser Angelegenheit, die ihn ungemein interessierte, einen unglaublichen Eifer.
    Bei der zugesicherten hohen Bezahlung fehlte es übrigens nicht an Angeboten.
    Am Abend vor der für den 27. October bestimmten Abfahrt, war die Besatzung denn auch vollzählig.
    Es erscheint überflüssig, hier jeden der Neuangeworbenen seinem Namen und seinen Eigenschaften nach anzuführen. Das wird der Leser aus dem Folgenden selbst entnehmen. Es gab eben Gute und Schlechte darunter.
    In Wahrheit hätte man bessere oder – wenn man will – weniger schlechte nicht finden können.
    Ich beschränke mich also auf die Bemerkung, daß unter den neuen Leuten sechs geborene Engländer waren, und unter ihnen ein gewisser Hearne aus Glasgow.
    Fünf stammten aus Amerika (aus den Vereinigten Staaten) und acht waren von anderer, manchmal zweifelhafter Abstammung – einige gehörten zu der holländischen Bevölkerung, andere waren Halb-Spanier oder Halb-Feuerländer. Der jüngste zählte neunzehn, der älteste gegen vierzig Jahre. Den meisten war der Seemannsberuf nicht fremd, sie »hatten« bereits auf Handelsschiffen oder auf Schiffen, die den Fang von Walen, Robben und anderem Gethier der Polargegenden betrieben, meist wiederholt gefahren. Die Anwerbung der neuen Mannschaft hatte ja auch nur den Zweck, die zur Vertheidigung der Goëlette verfügbare Mannschaft zu vermehren.
    Alles in allem hatten wir also neunzehn Recruten, die für die nicht vorher zu bestimmende Dauer der Fahrt in die Schiffsrolle eingetragen waren…. Ueber die Insel Tsalal hinaus sollte die Reise jedoch nicht ausgedehnt werden. Was den Sold betraf, so war er derart bemessen, daß keiner der Matrosen früher wohl je halb so viel bezogen hatte.
    Von mir abgesehen, bestand also, den Kapitän und den Lieutenant eingerechnet, die Besatzung aus einunddreißig Mann und daneben noch einem, mit dem wir uns eingehender befassen müssen.
    Am Abend vor der Reise war auf den Kapitän an einer Ecke des Hafens ein Individuum zugetreten.. offenbar ein Seemann, was seine Kleidung, Haltung und Sprechweise verriethen.
    Dieses Individuum begann mit rauher, schwer verständlicher Stimme:
    »Kapitän… ich hätte Ihnen einen Vorschlag zu machen.
    – Und der wäre?…
    – Ja, hören Sie!… Haben Sie noch einen Platz an Bord?
    – Für einen Matrosen?
    – Für einen solchen.
    – Ja und nein, antwortete der Kapitän Len Guy.
    – Darf ich Ja annehmen? fragte der Mann.
    – In dem Falle, daß der, der sich anbietet, mir paßt.
    – Was denken Sie von mir selbst?…
    – Du bist Seemann?
    – Ich habe bereits zwanzig Jahre gefahren.
    – Wo denn?
    – Auf den südlichen Meeren. Welt… hören Sie mich recht… sehr weit!
    – Dein Alter?…
    – Vierzig Jahre.
    – Du bist in Port Egmont?…
    – Kommende Weihnachten werden es drei Jahre.
    – Wolltest Du Dich auf einen Walfänger verheuern?
    – Nein.
    – Was hast Du dann hier angefangen?
    – Eigentlich nichts… jedenfalls wollt’ ich nicht mehr zur See fahren.
    – Und warum willst Du Dich nun doch einschiffen?…
    – Ja, das war so ein eigener Gedanke!… Die Nachricht von der Reise, die Ihre Goëlette unternehmen sollte, drang bald überall hin. Ich wünschte nun… ja, ich wünsche lebhaft, daran theilzunehmen… natürlich mit Ihrer Zustimmung….
    – Bist Du in Port Egmont bei Andern bekannt?
    – Gewiß… und so lange ich hier weile, hat mir noch niemand etwas vorzuwerfen gehabt!
    – Schön, ich werde mich erkundigen, antwortete der Kapitän.
    – Thun Sie das, und wenn Sie dann Ja sagen, ist mein Sack noch heute Abend an Bord.
    – Wie ist Dein Name?…
    – Hunt.
    – Und Du stammst aus…?
    – Aus Amerika.«
    Dieser Hunt war ein kaum mittelgroßer Mann mit sonnengebräuntem Teint, fast einem gebrannten Ziegel ähnlich. Er hatte im Uebrigen die gelbliche Haut eines Indianers, eine breite Brust, mächtigen Kopf und stark gebogene Beine. Seine Gliedmaßen verriethen große Körperkräfte, vorzüglich die Arme mit den großen Händen. Das Haar begann grau zu

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